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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Nun jedoch hatte der lange Ritt endlich sein Ende gefunden, und die beiden standen vor dem Ort, an dem angeblich das Gold der Stewarts verborgen war.
    Oder besser vor dem, was der raue Zahn der Zeit noch davon übrig gelassen hatte.
    »Und das soll es sein?«, fragte Chamberlain mit einer Mischung aus Enttäuschung und Spott. »Das Versteck des Goldes?«
    »Warum nicht?« McCauley zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie nicht, was für ein Ort das ist?«
    »Einer, wo kaum noch ein Stein auf dem anderen steht«, stellte Chamberlain geringschätzig fest, während er seinen Blick über den gewaltigen Felsen schweifen ließ, der sich über der See erhob und auf dem die Überreste einer einstmals trutzigen Festung thronten.
    »Heute«, räumte McCauley ein. »Dafür haben Cromwells Kanonen gesorgt. Aber einst war dies die mächtigste Festung im ganzen Land, die über Jahrhunderte hinweg als uneinnehmbar galt. Nicht von ungefähr wurden hier einst die Kronjuwelen Schottlands aufbewahrt. Und es gab Verliese, so tief und dunkel, dass sie weithin gefürchtet waren.«
    »Verliese«, echote Chamberlain und sah McCauley fragend an.
    »Ganz recht. Genau der rechte Ort, um einen Schatz zu verstecken, glauben Sie mir.«
    »Ich warne Sie, McCauley! Wenn Sie mich vergeblich hierhergeschleppt haben, an dieses trostlose Ende der Welt, dann werden Sie das bitter bereuen! Vergessen Sie nicht, dass uns eine Schwadron königlicher Dragoner folgt!«
    »Keine Sorge«, versicherte McCauley, »das Gold ist hier.«
    »Worauf warten wir dann noch?«
    McCauley grinste. Er hatte den Anwalt nie zuvor so aufgekratzt erlebt. Bislang war Chamberlain stets ein Ausbund an Beherrschtheit gewesen, der Inbegriff eines steifen Engländers. Je näher sie dem Gold jedoch kamen, desto mehr veränderte er sich. Vielleicht, dachte McCauley, war es die Gier, die Chamberlain unruhig werden ließ; vielleicht begann er aber auch allmählich die Wahrheit zu ahnen.
    McCauley trieb sein Pferd an, zwang es, den schmalen Pfad zu nehmen, der sich an den schroffen, zur See hin steil abfallenden Fels schmiegte. An den Resten einer alten, von Moos überwucherten Mauer vorbei, die ihre einstige Majestät nurmehr erahnen ließ, gelangten sie zum alten Tor der Festung, einem trutzigen Bau, der den Jahrhunderten erfolgreich getrotzt hatte und von dem aus ein schmaler Pfad aus brüchigen, verschobenen Steinstufen steil nach oben führte.
    »Und jetzt?«, fragte Chamberlain ungeduldig.
    Statt zu antworten, stieg McCauley aus dem Sattel, nahm sein Pferd am Zügel und führte es den Pfad hinauf. Er brauchte sich nicht umzusehen, um sich zu vergewissern, dass Chamberlain ihm folgte. Das Lamento, mit dem sich der Anwalt über die schlechte Beschaffenheit des Weges, über die Einsamkeit des Ortes und über manches andere beschwerte, war nicht zu überhören.
    »Verdammt«, wetterte Chamberlain, als er im feuchten Moos ausglitt, das den brüchigen Stein überwucherte, und gestürzt wäre, hätte er sich nicht im letzten Moment mit dem Stock abgefangen. Zu Hause in London war das teure Stück mit dem silbernen Pferdeknauf ein Symbol seiner hohen gesellschaftlichen Stellung, hier brauchte er es, um sich vor dem Hinfallen zu schützen. »Ich warne Sie, McCauley! Wenn sich herausstellen sollte, dass diese ganze Strapaze vergeblich gewesen ist …«
    »Keine Sorge«, fiel McCauley ihm ins Wort, der grinsend vorausging. »Ich bin sicher, dass wir schon bald am Ziel sein werden. Vertrauen Sie mir.«
    Chamberlain erwiderte etwas Unverständliches. Am Londoner Temple, hinter seinem Schreibtisch oder vor den Schranken eines Gerichts mochte er sich sicher fühlen, war er der Überlegene, als der er sich so gerne sah. Hier jedoch bewegte er sich auf ungewohntem Terrain, und mit jeder Verwünschung, die er ausstieß, trat seine Unsicherheit noch offensichtlicher zutage.
    Sie erreichten den ersten Innenhof, der von grauschwarzen Mauerresten und halb eingestürzten Gebäuden umgeben war, die einst die Schmiede und die Stallungen beherbergt haben mochten. Da die Sonne bereits tief stand, warf sie lange dunkle Schatten, und die Eingänge und Fenster sahen aus wie die leeren Augenhöhlen riesiger steinerner Schädel. Zur Rechten ragte der ehemaliger Burgfried wie ein verkohlter Stumpf in die Höhe, auf der linken Seite erhoben sich die Überreste des Palasts.
    »Ein wirklich großartiger Ort, an den Sie mich da geführt haben«, tönte Chamberlain. »Und wo ist nun Ihr Schatz? Wie geht es

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