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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Schulden durch Verkäufe aus der Welt zu schaffen.«
    »Nein, werter Mr. Filby, das ist nicht ganz korrekt«, widersprach Quentin, teils, weil er die Verantwortung scheute, teils aus purer Frustration. »Mein Onkel hat mich zum Verwalter seines Nachlasses bestimmt …«
    »… was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als dass Sie auch seine Verbindlichkeiten verwalten«, beschied Filby ihm spitz und sandte ihm einen stechenden Blick durch die Brille. »Aber haben Sie keine Sorge, Sie werden nicht lange nach Interessenten suchen müssen. Für Abbotsford liegt meines Wissens bereits ein Kaufangebot des Londoner Anwalts Milton Chamberlain vor, der eine Gruppe von Gläubigern vertritt. Wenn Sie geschickt verhandeln, können Sie womöglich …«
    »Niemals!«, fiel Walter ihm ins Wort. »Abbotsford ist kein alter Klepper, der auf dem Viehmarkt verscherbelt wird!«
    »Das habe ich auch nicht andeuten wollen, werter Master. Die Sache ist nur, dass …«
    »Mein Vater hat Abbotsford geliebt! Es war sein Lebenstraum! Er wollte dort begraben werden …«
    »Mein lieber Junge, wir haben nichts, das wir dort begraben könnten«, brachte Lady Charlotte leise in Erinnerung. »Es ist wahr, dass sich Walter mit Abbotsford einen Traum erfüllt hat. Es ist, als wären all die abenteuerlichen Romanzen, die er sich ausgedacht hat und für die die Menschen ihn so sehr schätzten, dort zu Stein geworden. Aber er hätte sicher nicht gewollt, dass jene, die er liebt, daran zugrundegehen.«
    Walter holte Luft, um zu widersprechen, hielt sich dann jedoch zurück. Tief in seinem Inneren war ihm wohl klar, dass seine Mutter recht hatte. Er schwieg und senkte betreten den Blick.
    »Mein lieber Quentin«, wandte sich Lady Charlotte darauf ihrem Neffen zu, »Walter hat immer genau gewusst, was er tat, und nie tat er etwas ohne guten Grund. So sehr ich es bedaure, dass er dir diese Bürde aufgeladen hat, so erleichtert bin ich darüber. Mein geliebter Mann hat dir sein Vertrauen geschenkt, also hast du auch das meine. Veranlasse, was immer nötig sein wird, so schmerzlich es auch sein mag.«
    »Nein!«, begehrte Walter auf. »Das werde ich nicht zulassen!«
    »Ich fürchte, Ihnen bleibt keine andere Wahl«, warf Filby ein. »Die Bestimmungen Ihres Vaters sind in dieser Hinsicht eindeutig: Mr. Hay bleibt Verwalter des Nachlasses, bis alle Verbindlichkeiten getilgt sind. Erst danach tritt die im Testament verlesene Erbfolge in Kraft.«
    »Dann werde ich das Testament eben doch anfechten!«
    »Tun Sie das nicht, junger Master. Ihr Vater war ein Ehrenmann. Zerstören Sie sein Andenken nicht durch eine unbedachte Handlung, das hätte er sicher nicht gewollt.«
    Es war Walter anzusehen, dass er die Ansicht des Notars nicht teilte. Aber da ihm niemand zustimmte und seine Geschwister seinen auffordernden Blicken auswichen, sah er wohl ein, dass seine Sache verloren war. Wütend sprang er auf und stürzte hinaus.
    »Walter!«, rief Lady Charlotte ihm hinterher, aber er kam nicht mehr zurück.
    »Lass gut sein, Tante«, sprach Quentin beruhigend auf sie ein, »ich werde mit ihm reden. Ich bin sicher, mit der Zeit wird er verstehen.«
    Sie nickte, sichtlich nicht überzeugt. Tränen rannen über ihre blassen Wangen. »All das ist schon schlimm genug«, flüsterte sie. »Wenn nun auch noch die Familie daran zerbricht …«
    »Das wird sie nicht«, versprach Quentin mit einer Überzeugung, von der er selbst nicht wusste, woher er sie nahm. »Ich versichere dir, dass ich alles unternehmen werde, um dir und der Familie ein Leben zu ermöglichen, das frei ist von Furcht und Sorge. Du hast mein Wort darauf.« Er versuchte ein Lächeln, das sie gequält erwiderte.
    »Nun«, meinte Filby, »soll ich in diesem Fall Milton Chamberlain verständigen, dass Sie mit einem Verkauf einverstanden sind?«
    »Keineswegs«, widersprach Quentin. »Zunächst möchte ich in die Bücher des Verlags Einsicht nehmen und mir ein Bild von der Lage machen, wenn das möglich ist.«
    »Natürlich«, versicherte Ballantyne. »Ich werde Ihnen zur Hand gehen, wo ich kann.«
    »Wie Sie meinen«, knurrte Filby. »Aber warten Sie nicht zu lange. Die Geduld der Gläubiger ist ohnehin schon auf eine harte Probe gestellt worden. Wenn Sie die Entscheidung noch lange hinauszögern, werden die Kreditverträge womöglich gekündigt. Dann, werter Mr. Hay, wird der Besitz Ihres Onkels zwangsversteigert. Und ich denke nicht, dass Sie das wollen.«
    »Sie sind sehr freundlich, Mrs. Hay.«
    Die

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