Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
sprechen«, stellte Mary klar. »Dieser Schafskopf, wie du ihn nennst, hat mir das Leben gerettet, in mehr als nur einer Hinsicht. Ich liebe ihn aufrichtig und von ganzem Herzen.«
    »Tatsächlich?« Brighids blaue Augen sahen sie herausfordernd an. »Und was ist das eben gewesen?«
    »Das … weiß ich nicht«, erwiderte Mary hilflos und merkte, wie sie vor Scham errötete. »Aber es wird sich keinesfalls wiederholen, dafür werde ich sorgen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Dass sich unsere Wege trennen müssen. Du kannst nicht weiter in meiner Nähe bleiben.«
    »Was soll das heißen? Wohin soll ich denn gehen?«
    »Das weiß ich noch nicht«, entgegnete Mary, »aber wir können auch nicht weiter zusammen sein.«
    »Nein, bitte nicht!« Brighid sprang auf, nur um vor Mary auf die Knie niederzufallen. Sie nahm ihre Hände und vergrub ihr Gesicht darin. »Das wollte ich nicht!«, versicherte sie. »Du darfst mich nicht fortschicken, hörst du? Ich habe sonst niemanden!«
    »Es tut mir leid«, flüsterte Mary, die merkte, wie ihre Hände nass von Tränen wurden. Ihre Freundin so zu sehen, zerriss ihr fast das Herz, aber ihr Entsetzen über das, was geschehen war, wog noch schwerer. Nie zuvor hatte sie für eine Frau so empfunden, es verwirrte sie so sehr, dass es ihr Angst machte. Fühlte sie sich tatsächlich zu Brighid hingezogen, auf eine Weise, die über das Maß gewöhnlicher Freundschaft weit hinausging? Oder war es nur ihre Enttäuschung, die sie so empfinden ließ, ihr Trotz über Quentins brüskes Verhalten? Wie auch immer, sie konnte diesen Empfindungen nicht nachgeben.
    Durfte es nicht.
    »Es kann nicht sein«, versicherte sie entschlossen. »Es wäre zu gefährlich.«
    »Gefährlich?« Brighid sah zu ihr auf, die Augen jetzt von Tränen gerötet. »Für wen?«
    »Für uns alle«, erwiderte Mary mit einem Blick in Richtung der nur halb geschlossenen Tür. »Für uns alle.«

----
    12
----
    Edinburgh
1. März 1826
    »Du willst, dass sie uns verlässt?«
    Quentin glaubte, nicht recht zu hören.
    Über seine halb erhobene Tasse sah er Mary an, die ihm an dem kleinen Frühstückstisch gegenübersaß. Was in ihrem Gesicht vor sich ging, vermochte er einmal mehr nicht zu deuten. Trauer, Verwirrung, Bitterkeit, von allem schien etwas dabei zu sein – und der Grund dafür lag auf der Hand.
    Er seufzte, stellte die Tasse auf den Unterteller zurück und rieb sich die Nasenwurzel. »Es tut mir leid«, gestand er.
    »Was meinst du?«
    »Ich hätte gestern nicht so gereizt reagieren dürfen. Du bist mit etwas zu mir gekommen, das dich offenbar belastet, und ich habe dich schroff zurückgewiesen. Das tut mir wirklich leid, und ich hoffe, ich kann es wiedergutmachen.«
    »Bestimmt kannst du das«, erwiderte sie. »Aber ich möchte dennoch, dass Brighid uns verlässt.«
    »Du willst es dennoch? Es ist also nicht meinetwegen? Weil du mir böse bist?«
    »Nein«, versicherte sie schnell – etwas zu schnell, wie Quentin fand.
    »Was ist los?«, wollte er wissen. »Warst du nicht froh, ihr begegnet zu sein? Eine Freundin gefunden zu haben?«
    »Das war ich«, stimmte Mary zu, die ihm an diesem Morgen noch unruhiger vorkam als sonst. Ränder lagen um ihre Augen, vermutlich hatte sie in der vergangenen Nacht kaum Schlaf gefunden. »Aber jetzt bin ich der Ansicht, dass sie uns verlassen sollte, und das möglichst rasch.«
    »Aber warum? Ist etwas vorgefallen?«
    »Sei nicht albern. Natürlich nicht«, versicherte sie mit einem unsicheren Lächeln. »Aber hast du nicht gesagt, dass wir in den nächsten Tagen nach Abbotsford gehen werden?«
    »So ist es.« Quentin nickte. »Aber das ist kein Problem, es gibt dort viele leerstehende Zimmer. Brighid kann uns begleiten.«
    »Aber sie soll sich doch erinnern«, wandte Mary ein. »Sagte Mr. McCauley nicht, sie solle möglichst viel unter Leute kommen? Wie kann sie das, wenn sie auf einem abgeschiedenen Landsitz wohnt?«
    »Nun, ich dachte, du würdest dich weiter mit ihr beschäftigen«, wandte Quentin ein. Der Gedanke, Mary könnte ohne Brighid wieder in jenen Zustand tiefer Schwermut verfallen, in dem sie sich so lange befunden hatte, ängstigte ihn. »Sagtest du nicht, dass du mit ihr manches gemeinsam hättest?«
    »Das sagte ich«, räumte Mary ein. »Aber es war wohl ein Irrtum.«
    »Und deshalb soll ich sie einfach fortschicken? Wie stellst du dir das vor? Wir haben Verantwortung für sie übernommen, und ich bürge für sie mit meinem Namen.«
    »Natürlich werden wir sie

Weitere Kostenlose Bücher