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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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die Augen auf und rief ihren Namen, erschrak darüber, wie brüchig seine Stimme klang. Den hämmernden Schmerz in seinem Schädel ignorierend, stieß er sich am Boden ab und versuchte sich aufzusetzen, was ihm schließlich auch gelang. Es dauerte einen Moment, bis sein Blick sich fokussiert und an das helle Licht gewöhnt hatte, das durch das schmutzige Fensterglas einfiel.
    Es war heller Tag. Offenbar war er die ganze Nacht über bewusstlos gewesen!
    Unwillkürlich befühlte er seine Schläfe, dort, wo der Knüppel ihn getroffen hatte. Er konnte die Beule fühlen, die Berührung schmerzte höllisch. Und da war getrocknetes Blut, das in seinem Haar klebte.
    »Brighid!«, rief er noch einmal, aber wie zuvor erhielt er keine Antwort. Gehetzt blickte er sich in der Scheune um, sah ihren Mantel am Boden liegen und die Laterne, die inzwischen ausgebrannt war. Aber keine Spur von der Frau, die …
    Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung kehrte in sein Bewusstsein zurück, aber er verdrängte sie sofort wieder. Er musste nach Brighid suchen, musste herausfinden, was mit ihr geschehen war!
    Mit zusammengebissenen Zähnen raffte er sich auf die Beine und kam wankend hoch. Benommen trat er zum Scheunentor, das einen Spalt offenstand, und ging hinaus. Feuchte Luft und fahles Licht drangen ihm entgegen, sodass er für einen Moment die Augen schirmen musste. Offenbar war es bereits nach Mittag. Der Regen schien erst vor Kurzem ausgesetzt zu haben, rings um die Scheune stand das Wasser in großen Pfützen.
    Die Kutsche war noch immer dort, wo sie sie abgestellt hatten, von den Pferden und dem Kutscher jedoch fehlte jede Spur. Und auch von Brighid.
    »Brighid?«, rief er noch einmal, während er die Kutsche umrundete, in gebückter Haltung und halb erwartend, auf einen der dunklen Schatten zu treffen, die sie überfallen hatten. Wer, in aller Welt, waren die Kerle gewesen?
    Vermutlich Räuber, gab Quentin sich selbst die Antwort, irgendwelches Diebsgesindel, von dem sich im Königreich immer mehr herumzutreiben schien. Womöglich hatten sie die Kutsche beobachtet und waren ihr bis zu der Scheune gefolgt, wo sie …
    Quentin hielt inne.
    Die Tür der Kutsche stand offen, im Inneren glaubte er, eine menschliche Gestalt zu erkennen, keine Frau, sondern …
    »Trevor? Sind Sie das?«
    Den Namen des Kutschers auf den Lippen, ging Quentin noch ein Stück näher heran – und erstarrte, als er das Blut sah, das in einem dünnen, zähflüssigen Rinnsal über Schwelle und Trittstufen troff.
    »Trevor!«
    Er riss die Tür auf – und prallte entsetzt zurück, als ihm ein lebloser Körper entgegensackte.
    Trevor.
    Man brauchte kein Arzt zu sein, um zu wissen, dass für den Kutscher jede Hilfe zu spät kam. Auch er war wohl von einem Keulenhieb getroffen worden, allerdings sehr viel heftiger und unglücklicher als Quentin. Sein Schädel war aufgeplatzt wie eine überreife Frucht, Blut bedeckte den größten Teil des totenbleichen Gesichts, aus dem ein lebloses Augenpaar starrte.
    Quentins Herz raste in seiner Brust. Der einzige Impuls, den er verspürte, war Flucht, und so begann er zu laufen, rannte von der Scheune weg, den Feldweg hinab bis zur vom Regen durchweichten Straße. Er hörte das Schmatzen seiner Stiefel im weichen Morast, das ferne Kreischen einer Krähe und seinen eigenen stoßweisen Atem.
    Irgendwann blieb er stehen, schwer atmend und am ganzen Körper zitternd.
    Was sollte er tun?
    Trevor war tot, Brighid ganz offenbar verschleppt worden, und er hatte noch nicht einmal ein Pferd, um ins nächste Dorf zu reiten. Er brauchte Hilfe, musste den zuständigen Sheriff verständigen, ihm sagen, was geschehen war.
    Da er wusste, dass es auf dem Herweg weit und breit keine Siedlung oder auch nur ein Gehöft gegeben hatte, wandte er sich in die andere Richtung. Er hatte noch keine Meile hinter sich gebracht, als der Regen wieder einsetzte, und so kämpfte sich Quentin durch knöcheltiefen Morast, frierend und bis auf die Haut durchnässt – und zweifelte nicht daran, dass dies seine Strafe war.
    »Bist du dir sicher, mein Kind?« Lady Charlottes sanftmütige Züge hatten einen forschenden, fast besorgten Ausdruck angenommen, während sie Mary fragend ansah.
    »Was den Namen betrifft, in jedem Fall«, versicherte Mary, die das Beben in ihrer Stimme kaum verbergen konnte. Im ganzen Haus hatte sie nach Lady Charlotte gesucht, bis sie sie endlich in der Küche gefunden hatte, wo sie dabei gewesen war, zusammen mit der Haushälterin

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