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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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der einzig andere Beteiligte übrig.
    Rai seufzte. Dies erklärte zwar Nessalions Verhalten, änderte aber nichts an der fatalen Lage, in der sich Rai nun befand. Wie es aussah, war er diesmal derjenige, der auf Hilfe angewiesen war – und zwar dringend. Er musste darauf bauen, dass sich die Minenarbeiter nun dafür erkenntlich zeigten, dass er sie aus dem Bergwerk befreit hatte.

    Arton und Barat setzten sich an die Spitze des Zuges, der nur eine Stunde nach der überhasteten Rückkehr der meisten Burgbewohner erneut die Festung in Richtung Stadt verließ. Außer dem kampferprobten Trupp Gerüsteter unter Barats direktem Kommando hatten sich auch etwa zwei Dutzend weitere Arbeiter eine mehr oder weniger brauchbare Waffe beschafft, um bei der Suche nach Rai behilflich zu sein. Es war nicht in Vergessenheit geraten, was er für sie alle getan hatte. Obwohl widerwillig, hatte sich sogar Kawrin letztlich der Truppe angeschlossen, weil er bei der Suche nach seinem Freund natürlich nicht fehlen wollte. Trotzdem hielt er Artons Vorgehen immer noch für groben Leichtsinn und es missfiel ihm ganz einfach, dass sich jeder dem überheblichen Krieger widerstandslos unterordnete. Lediglich Erbukas fehlte, der bereit gewesen war, das Kommando über die wenigen zurückgebliebenen Bewacher der Festung zu übernehmen.
    Barat, Arton und Kawrin hatten sich mit einigen Rüstungsteilen aus Leder gewappnet, die noch in der Waffenkammer der Festung aufzutreiben gewesen waren, denn sie verließen die Festung in der Erwartung, auf gewaltsamen Widerstand zu stoßen. Mittlerweile hatte es sogar zu regnen aufgehört, sodass die aus schwarzem Basaltgestein errichteten Gebäude der Stadt nicht mehr ganz so trostlos wirkten.
    Barat lief zunächst schweigsam neben Arton her, der die Hand auf den Knauf des schwarzen Schwertes gelegt hatte und dessen Blick aufmerksam in den unter ihnen liegenden Straßen der Stadt nach eventuellen Auffälligkeiten forschte. Dort gab es jedoch nicht viel zu sehen, außer ein paar Stadtbewohnern, die von einem Haus zum nächsten hasteten. Offenbar hatten sich die meisten nach dem chaotischen Ende der Versammlung am Hafen eiligst in ihren eigenen vier Wänden verkrochen, um einem möglichen Straßenkampf oder anderem drohendem Unheil zu entgehen. Daher machte Andobras weniger einen kampfbereiten als vielmehr einen verschlossenen oder sogar eher verängstigten Eindruck.
    »Ich weiß es zu schätzen, was du für Rai tust«, sprach Barat den neben ihm laufenden Arton an.
    Dieser blickte ein wenig überrascht zu seinem Begleiter hinüber. »Ich schulde ihm einiges«, erwiderte Arton dann ungewöhnlich mild.
    »Das tun wir alle«, bestätigte Barat, »und es freut mich, dass das auch die meisten nicht vergessen haben.« Er sah über seine Schulter zurück auf die gut sechzig Minenarbeiter, die sich alle bereitwillig und im Bewusstsein der drohenden Gefahr dem Suchtrupp angeschlossen hatten. Dann wandte er sich wieder Arton zu. »Wie willst du vorgehen?«
    »Du hast gesagt«, antwortete Arton, »ein gewisser Ferrag und ein Minenarbeiter seien die Wortführer bei dem Aufruhr vorhin gewesen. Also müssen wir jemanden finden, der uns sagen kann, wo sich die beiden aufhalten. Die Stadt ist nicht sehr groß, das sollte kein Problem sein. Wenn wir Ferrag und den anderen Mann gefunden haben, werden wir auch etwas über Rai und den Grund für sein Verschwinden erfahren, denn ich bin mir sicher, dass diese beiden Aufrührer etwas damit zu tun haben.«
    Barat nickte. »So ähnlich hatte ich mir das auch vorgestellt, allerdings weiß ich nicht, ob die Städter sonderlich kooperativ sein werden.«
    »Die reden schon«, gab Arton mit einem grimmigen Grinsen zurück, »wenn der einäugige Riesenschlächter vor ihrer Tür steht.«
    Barat verschlug es zunächst die Sprache. Arton hatte mit solch bitterer Selbstironie gesprochen, dass es beinahe schien, als wäre ihm die Ehrfurcht gebietende Wirkung seines heldenhaften Rufs und seines rauen Äußeren regelrecht zuwider. Dies ließ den stählernen Kämpfer plötzlich für Barat in einem ganz neuen Licht erscheinen. Da schimmerte doch tatsächlich irgendwo etwas Menschliches durch die steinerne Fassade des Ulag-Bezwingers. Trotzdem wusste der Veteran nicht, was er darauf erwidern sollte, denn einerseits konnte er sich nicht vorstellen, dass Arton bemitleidet werden wollte, andererseits war sich Barat auch nicht sicher, ob er die Bemerkung einfach übergehen konnte. Deshalb schwieg er eine

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