Das Vermächtnis der Schwerter
ist das Problem natürlich auch gelöst.«
Deran sah sie überrascht an, so, als könne er diese Bemerkung nicht richtig einordnen, entschied sich aber dann angesichts ihres grimmig vorgeschobenen Unterkiefers zum Schweigen.
An seiner Stelle sagte Targ: »Aber wir sind uns doch einig, dass es unser erstes und oberstes Ziel ist, Rache an den Drahtziehern des Überfalls auf unsere Schule zu nehmen, oder? Und wenn wir König Jorig irgendwie beikommen wollen, dann brauchen wir mehr Soldaten. Die paar Hundert Stadtgardisten, die es auf Fendland gibt, reichen nicht aus, um es mit dem Heer der Inselherren aufzunehmen. Also müssen wir neue Truppen organisieren und dazu benötigen wir Geld. So einfach ist das.«
Ungehalten rief Tarana: »In Fendland gibt es weder genug Menschen, noch werdet ihr ausreichend Geld für die Aufstellung eines Heeres auftreiben können, das groß genug ist, Tilet einzunehmen! Ist euch das nicht klar? Allein schon die Kosten für die Ernährung so vieler Leute während des langen Marsches nach Süden würde alles verschlingen, was ihr vorher an Steuern einnehmen könntet! Glaubt mir, ich weiß von zu Hause, was für gewaltige Mengen an Nahrung man braucht, um eine vielköpfige Stammesgemeinschaft satt zu bekommen. Und das sind gerade einmal knapp hundert Seelen! Wir reden aber von einer Armee, die mehrere Tausend Häupter zählt. Wenn ihr mit solch einer Unmenge an Leuten einfach loszieht, um die Hauptstadt von Citheon anzugreifen, dann schwöre ich euch, dass diese Schlacht schon verloren sein wird, bevor ihr Citheons Grenzen erreicht.«
»Und wie lautet dein Vorschlag, oh weise Nomadentochter?«, erkundigte sich Arden mit spöttisch erhobenen Augenbrauen. »Bislang mussten wir ja unglücklicherweise auf deinen militärischen Sachverstand verzichten, weil du es vorgezogen hast, dich lieber in dein Zimmer zurückzuziehen.«
Tarana funkelte ihn böse an und wollte gerade zu einer hitzigen Erwiderung ansetzen, als ihr Eringar zuvorkam: »Es ist ja wohl mehr als verständlich, dass Tarana nach den vergangenen traurigen Ereignissen eine Weile Ruhe brauchte. Außerdem war ihre Anwesenheit bei deinem eitlen Triumphzug durch die Städte Fendlands wohl kaum vonnöten, oder?« Der jüngste der Schwertschüler baute sich vor dem Schreibtisch auf, hinter dem es sich Arden gemütlich gemacht hatte. Die Heftigkeit seiner Worte verfehlte sogar bei dem selbstzufriedenen Erenor ihre Wirkung nicht.
»Schau an«, antwortete dieser mit einem erstaunten Nicken, »wie unser Wüstensohn in selbstgerechtem Zorn entbrennt. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass du sonderlich unzufrieden ausgesehen hast, als wir auf dem Balkon des Rathauses in Riffstadt von Tausenden bejubelt wurden. Eigentlich sahst du eher so aus, als wärst du selbst vor Stolz fast geplatzt.« Er nahm die Füße vom Tisch und stützte sich mit den Ellbogen auf das Schreibpult. Lange fixierte er den zunehmend nervös wirkenden Eringar, bis schließlich ein versöhnliches Lächeln sein Gesicht erhellte. »Das war nämlich nicht mein Triumphzug«, fuhr Arden mit großer Eindringlichkeit fort, »das war unser Triumphzug! Eine Entschädigung für alles, was wir gemeinsam durchleiden mussten. Außerdem ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass die Menschen Fendlands mit Begeisterung ihrem neuen König und seinen Getreuen folgen, denn schließlich werden wir sie alle noch brauchen, wenn es gilt, Jorig Techel zu stürzen. Und dafür ist es unerlässlich, dass sie uns sehen, uns bestaunen, uns bejubeln können. Von daher finde ich die Bezeichnung ›eitel‹ doch ziemlich fehl am Platz.« Arden machte ein Gesicht, als habe man ihm gerade schweres Unrecht zugefügt.
»Ich denke, das hat Eringar sicherlich nicht so gemeint«, bemerkte Meatril versöhnlich, während er seinem jüngeren Mitschüler die Hand auf die Schulter legte. Er wollte nicht, dass sich Arden und Eringar stritten. Natürlich sah Meatril in Arden seinen Anführer, den er respektierte und sogar verehrte, aber der junge Eringar war ihm während ihrer gemeinsamen Ausbildung wie ein kleiner Bruder ans Herz gewachsen. Daher hatte Meatril immer das Gefühl, den sechs Jahre jüngeren Etecrari vor allem beschützen zu müssen.
»Und Arden meinte das sicher auch nicht so, was er vorhin zu Tarana gesagt hat«, fügte Daia mit einem Anflug von Trotz in ihrer Stimme hinzu. »Oder, Arden?«
Der Blick des blonden Erenors ruhte lange auf Daias Gesicht, bis er schließlich entschuldigend den Kopf
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