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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ereilt!«
    Über Mines Gesicht huschte ein Ausdruck der Trauer, dann verzerrte es sich vor Hass. »Wollt Ihr mich auch von Euren Männern auf Eurem eigenen Bett schänden lassen? Ich glaube, mein dicker Bauch würde ihnen wenig Freude bereiten. Aber tut es nur! Dann werde ich hoffentlich den Bastard los, den ich für Euch ausbrüten muss.«
    Hulda sah verblüfft auf Mine hinab, denn die Magd war bisher die stillere und ängstlichere der beiden Schwestern gewesen. Jetztsah es so aus, als wäre ein Dämon in die Magd gefahren oder gar der Geist ihrer toten Schwester. Bei diesem Gedanken schüttelte sie sich heftig und versetzte ihrer Leibmagd einen Stoß. »Du dummes Geschöpf! Warum musstest du diesem Trampel erzählen, was mit seiner Schwester geschehen ist?«
    Alke hob abwehrend die Hände. »Ich war es nicht, Herrin! Das hat Tautacher herumerzählt. Der Narr wusste gestern Abend nichts Besseres zu tun, als vor den Reisigen damit zu prahlen.«
    »Der wird sich vorsehen müssen! Ich kann keine Gefolgsleute brauchen, die Dinge aus meinen vier Wänden hinaustragen.« Zwar hatte Hulda so leise gesprochen, dass ihre Worte kaum zu verstehen waren, doch der Tonfall und ihre Miene ließen die Leibmägde zusammenzucken. Wie es aussah, hatte Tautacher sich das Wohlwollen der Herrin verscherzt und würde die Folgen zu spüren bekommen.
    In diesem Augenblick hätten Alke und Beate am liebsten mit Marga getauscht, die neben dem Fuhrmann auf dem Wagen saß, in dem Marie Adlerin eingeschlossen war, denn manchmal war es von Nachteil, ständig unter den Augen der Herrin leben zu müssen. Daher waren die beiden froh, als der Reisewagen die letzte Kurve nahm und aus dem dunklen Grün des Waldes wieder in die leuchtende Sonne fuhr. Normalerweise hätten sie den goldenen Herbsttag genossen, doch nun schüttelten sie sich innerlich. Während Alke sich schnell wieder fasste, fühlte Beate sich wie in einem gespenstischen Schatten gefangen. Kaum hatte der Wagen auf dem Burghof angehalten, schlüpfte sie ins Freie und zog ihre Schwester mit sich.
    »Manchmal frage ich mich, ob die Herrin noch ganz bei Sinnen ist«, flüsterte sie ihr zu.
    Alke hob die Hand, als wolle sie Beate schlagen, ließ sie aber wieder sinken, denn eine Ohrfeige hätte nur unangenehme Fragen nach sich gezogen. »Die Herrin weiß, was sie tut!«
    Alke war nicht bereit, Frau Hulda von irgendeinem Menschen kritisieren zu lassen, am wenigsten von ihrer Schwester, deren Moral selbst nicht die beste war. Hatte Beate sich doch im letzten Winter freiwillig Ritter Falko angedient und eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren. Damals war Alke wütend gewesen, denn sie hatte in Beates Eskapade eine Beleidigung der Herrin gesehen, auch wenn diese nichts davon erfahren hatte. Andererseits bedauerte Alke, dass ihre Schwester nicht schwanger geworden war, denn auch sie zweifelte daran, dass ihre Herrin diesmal einen Sohn gebären würde, und sie hätte lieber ihren Neffen als den Erben von Hettenheim gesehen als das Kind, welches Mine zur Welt bringen würde.
    »Was ist mit dir, Alke? Seit wann stehst du herum und träumst? Hilf mir gefälligst!« Huldas scharfe Stimme erinnerte die Leibmagd an ihre Pflichten. Sie eilte zum Wagen und fasste die Hand ihrer Herrin, damit diese sich beim Aussteigen auf sie stützen konnte. Im Freien schnaufte Hulda ein paarmal tief durch und watschelte auf den aus wuchtigen Quadern errichteten Wohnturm zu, der mit seinen winzigen Schießscharten und dem im zweiten Stock gelegenen Eingang eine Festung für sich darstellte. Anders als in früheren Zeiten, in denen eine leicht zerstörbare Holztreppe den einzigen Zugang dargestellt hatte, führte nun eine breite Steintreppe mit recht flachen Stufen zum Tor hinauf. Obwohl die Treppe bequem war, fiel es Hulda schwer, sie zu bewältigen.
    Tautacher eilte hinter ihr her. »Soll ich Euch nicht besser tragen, Herrin?«
    »Damit Ihr fallt und ich dabei zu Schaden komme?« Hulda wandte dem Mann brüsk den Rücken zu und legte das letzte Stück nach Luft ringend zurück.
    Oben wartete ihr Vater auf sie und schloss sie erleichtert in die Arme. »Ich war schon in Sorge um dich! Du kommst sehr spät.«
    »Ich wurde aufgehalten. Mir hat sich nämlich eine Gelegenheitgeboten, mich an meiner größten Feindin zu rächen! Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.« Huldas Gesicht glänzte vor Freude, als hätte sie nach sechs Töchtern soeben den ersehnten Sohn geboren.
    Rumold von Lauenstein starrte sie verwirrt

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