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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Burschen um Andrej pressten die Hände auf den Mund, um ihr Prusten zu unterdrücken, Lawrenti aber nicktezustimmend. »Da hast du vollkommen Recht, ehrwürdiger Vater. Ich hoffe, du kannst unserem Herrn den rechten Pfad weisen.«
    »Das ist meine Aufgabe.« Pantelej vollzog mit der Rechten eine segnende Geste und ging zur Haupttür hinüber, hinter der ein Gang zu den Gemächern des Fürstenpaars führte. Die Wachen ließen ihn eintreten und schlossen die Tür hinter ihm. Daher konnte niemand beobachten, dass der Priester auf Zehenspitzen zu der Schlafkammer des Fürsten eilte und dort lauschte. Da drinnen alles ruhig war, streckte er die Hand nach dem Türgriff aus und öffnete.
    »Gott mit dir, Fürst Dimitri.«
    Ein erschöpftes Stöhnen antwortete ihm, und im gleichen Augenblick entdeckte er den Fürsten, der nackt auf seinem Bett lag. Dieser zog rasch die Decke über seinen Leib und griff mit der Hand zu einem neben dem Bett stehenden Tischchen. Er tastete vergebens nach einem Becher.
    »Beim Teufel, warum ist hier kein Wein? Wo ist Mischka, diese schwachsinnige Kreatur? Ich lasse ihn für seine Nachlässigkeit auspeitschen.«
    »Habe Nachsicht mit dem Armen. Er dürfte vor Angst vergehen, solange du diese Teufelskreatur bei dir hast.« Der Priester zeigte auf Alika, die sich in den hintersten Winkel der Kammer verkrochen hatte. Sie war nackt und wirkte völlig verängstigt. Der Fürst hatte sie zwar bei weitem nicht so brutal vergewaltigt wie der deutsche Kaufmann in Narwa, war aber inzwischen so oft über sie hergefallen, dass sich zwischen ihren Beinen nur noch rohes Fleisch befand. Als sie das Gesicht des Priesters auf sich gerichtet sah, nahm sie dessen Abscheu wahr und schlug die Hände vor die Augen, um seinem stechendem Blick zu entgehen.
    Pantelej freute sich, dass der schwarze Dämon ihn fürchtete, wandte sich mit einem verächtlichen Schnauben ab und blickteseinen Herrn mahnend an. »Du hast gesündigt, Fürst Dimitri, schwer gesündigt! Du hast eine Gemahlin, wie Gott sie dir schöner nicht hat geben können, und doch nimmst du fremde Weiber in dein Bett und scheust auch nicht vor einem Geschöpf zurück, das der Teufel schon äußerlich als sein Eigentum gekennzeichnet hat. In den nächsten drei Tagen wirst du fasten und dich aller Frauen enthalten müssen, um des Segens Gottes wieder teilhaftig zu werden. Danach bittest du die Jungfrau von Wladimir und deine Gemahlin um Verzeihung. Vorher ist es dir verwehrt, die heiligen Ikonen zu berühren.«
    Obwohl Pantelej lange schon versuchte, als Beichtvater des jungen Fürsten Einfluss auf diesen zu gewinnen, wusste er nie, welche Wirkung seine Rede auf Dimitri haben würde. Der Herr von Worosansk neigte zu unvorhersehbaren Wutausbrüchen und ließ seinen Zorn unterschiedslos an jedem aus, der in seiner Nähe war. Diesmal aber hatte er sich bei der jungen Mohrin völlig verausgabt, und der Priester hoffte, die Erschöpfung würde ihn geneigter machen.
    Dimitri sprang auf, schlug das Betttuch um sich, damit er nicht nackt vor dem Popen stehen musste, und senkte bußfertig das Haupt. »Ehrwürdiger Vater, ich werde dir gehorchen und den Speisen und den Frauen für drei Tage entsagen. Doch verbiete mir nicht den Wein! Ich bin am Verdursten.«
    »Das solltest du nicht, mein Sohn. Ich hole Mischka!«
    Der Priester öffnete die Tür und rief den Leibdiener des Fürsten herbei. Dieser war ein kräftiger, hochmütig wirkender Mann, der sich sonst durch nichts einschüchtern ließ. Doch an diesem Tag kam er zitternd näher und wagte es nicht, in Alikas Richtung zu blicken. Er atmete sichtlich auf, als er nur den Befehl erhielt, eine große Kanne Wein und zwei Becher zu bringen.
    Während der Diener eilig davoneilte, um das Gewünschte zu besorgen, wandte Pantelej sich an den Fürsten. »Kleide dich an, wie es einem Christenmenschen geziemt, mein Sohn, und öffne Gottdein Herz. Du hast schwer gesündigt, indem du dein eheliches Weib missachtet und deinen Samen in andere Weiber ergossen hast. Möge er bei diesem Teufelsgeschöpf dort verdorren, damit es keine Dämonenbrut in diese Welt setzen kann.«
    Der Pope ergriff sein Kreuz, hob es Alika entgegen und sprach ein paar Formeln, die den Teufel vertreiben sollten. Dann blickte er den Fürsten auffordernd an. »Dieses Ding ist die Fleisch gewordene Sünde. Du solltest es aus dem Haus schaffen und in der Welikaja ersäufen lassen.«
    »Wenn du es wünschst, werde ich dies anordnen.« In diesem Augenblick war Dimitri

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