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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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schlüpfen.
    Sie trieb mit den Leibern und dem
Lärm durch die Stadt, irrte ziellos durch die Gassen, bis sich vor ihr in einem
der Randbereiche an der Mauer die schmächtige Fassade einer Kirche aufbaute, zu
der zwei Reihen Treppenstufen emporführten. Ihr gelblicher Stein, der ebenso
leuchtete wie die Mauern La Vallettas, machten sie neugierig. Das schmale
Portal zog sie an. Bevor sie noch den Gedanken selbst gefasst hatte, drückte
sie den Türflügel nach innen und schlüpfte in die Kirche, die sich in ihrem
Inneren nur unvollständig enthüllte. Die Seitenwände waren mit Leinenbahnen
verhängt und mit Gerüsten ausstaffiert. Alles wirkte neu. Die
Ausstattungsarbeiten waren noch nicht abgeschlossen. Plötzlich wusste sie, dass
es die richtige Entscheidung gewesen war, die Kirche zu betreten. Stille umgab
sie plötzlich, die sich um sie legte wie ein warmes Gefühl. Sie würde hinter
einen der Vorhänge schlüpfen und sich wieder ihre Männerkleider anlegen und die
Leinwand entfernen, die zwischen ihren Beinen scheuerte. Sie schlich das Gerüst
entlang und horchte darauf, ob hinter den abgetrennten Leinenbahnen gearbeitet
wurde oder nicht, aber die Maurer und Maler, die Stuckateure und Vergolder
schienen allesamt Mittagspause zu machen oder zum Hafen hinunter geeilt zu
sein, um die Ankunft des Schiffes zu bestaunen. Alles wirkte menschenleer und
verlassen.
    Eine junge Frau schlüpfte hinter
einen der Leinenvorhänge, ein junger Mann verließ ihn wieder, einen Leinensack
über der Schulter. Neugierig sah sich Nerina um, ganz auf die Kirche und deren
Reaktionen bedacht. Plötzlich fuhr sie herum. Von den Wänden hallte es wider,
jemand klatschte Beifall. Aus einer der Seitennischen trat Fra Domenico.
    „Eine bewunderungswürdige, komödiantische
Leistung, Signora Nerina. Beinahe hättet Ihr mich getäuscht.“
    Im Augenblick wusste Nerina nicht,
ob sie sich zu erkennen geben, oder weiter ihr Spiel spielen sollte.
    „Ich weiß nicht, was Ihr meint, Signore.“
    „Macht Euch nichts vor. Der Sturm hat
Euch verraten. Ihr wisst es, und ich weiß es auch. Der aufgeschminkte Bart lief
Euch vom Kinn. Das weckte meine Neugier. Woher habt Ihr übrigens das Amulett?“
    Schon aus Trotz heraus wollte sie
nicht nachgeben, sah aber ein, dass ein Versteckspiel nichts nützte. Wenn sie
ihn verärgerte, ließ er sie womöglich verhaften. Und hinter Sant’Angelos
Kerkermauern verschwanden Unbekannte allzu leicht.
    „Ihr schleicht mir nach? Entspricht
das Eurem christlichen Verständnis?“
    „Wir sind ein Ritterorden. Jeder,
der die christliche Ordnung untergräbt, muss zwangsläufig unser Feind sein. Da
gilt es, ein wachsames Auge zu pflegen.“
    „Ich bin also Euer Feind? Nichts
unterscheidet mich in Euren Augen von Türken oder Arabern?“
    Der Johanniter kam langsam näher,
während sie immer tiefer in die Kirche hinein auswich. Jetzt bedauerte sie es,
keines der großen Gotteshäuser gewählt zu haben. Nerina beobachtete sehr wohl, dass
ihr so, wie der Johanniter sich stellte, eine Flucht aus der Kirche unmöglich
war. Er versperrte ihr den Weg. Seine Absicht stand ihm ins Gesicht
geschrieben. Lauernd, als erwarte er einen Ausfall, eine unbedachte Bewegung,
die ihre Flucht einleitete, beobachtete er sie.
    „Wer seine wahre Identität
verbirgt, verbirgt seine Absichten. Verborgene Absichten können tödliche Folgen
zeitigen. Also verzeiht meine Neugier, wenn ich den Dingen auf den Grund gehen
möchte.“
    Ihr schlug das Herz bis in den
Hals. Kaum konnte sie ruhig denken. Was wollte er von ihr? Unwillkürlich griff
sie nach Ihrem Amulett. Natürlich, das hatte sie verraten. Er hatte es
wiedererkannt. Warum hatte sie ihrer Eitelkeit nachgegeben und es umhängen
lassen, statt es abzulegen? Ihr Atem ging schnell, sie fühlte, wie ihr das
Gesicht heiß anlief. Sie musste ihn hinhalten, ihn ablenken. Aber wie?
    „Seid Ihr nicht ein Meister in
diesen Dingen, Fra Domenico? Ich weiß sehr wohl, dass Ihr mit dem Tod Lenas zu
tun habt. Ihr seid mit ihr zum Tiber hinabgestiegen.“
    Jetzt lachte der Pater, dass es in
dem schmalen Kirchenschiff ein Echo warf. Dabei entblößte er eine Reihe gelb
verfärbter Zähne, die weit auseinander standen. Ein Raubtiergebiss fiel Nerina
dazu ein.
    „Verzeiht, aber Ihr habt eine
lebhafte Fantasie. Warum hätte ich die Frau töten sollen?“
    „Ihr wart auf dem Markt. Mich habt
Ihr angesprochen – und weil ich Euch zurückwies, habt Ihr Euch an Lena schadlos
gehalten. Wolltet Ihr Michele damit

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