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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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gesprächiger.
    „Zuerst wohl. Aber nach dem Tod
meines Bruders hielt mich nichts mehr in Mailand, und ich habe zuerst Erfüllung
im Kampf gesucht.“
    „Wie kann der Kampf einen Menschen
erfüllen, zerstört er doch nur? Allein im Aufbau liegt Dauer, nur wer mit
eigenen Händen schafft, erwirbt sich das Andenken der Zukunft und eine ewige
Erinnerung.“
    „Die Geschichte gedenkt des
Zerstörers ebenso wie des Erbauers.“
    Erste Rufe wurden laut, die
Segelmanöver zur Einfahrt in den Hafen La Vallettas gegeben. Die Festungsmauer
des Forts St. Elmo ragte grau und steil aus dem Wasser.
    „Seit dem Jahr 1000 soll auf dem
Hügel bei St. Elmo ein Leuchtfeuer brennen, verkündet die Sage“, warf der
Johanniter ein, während sich ihrer beider Aufmerksamkeit der Befestigung
zuwandte, die sich dahinter auftat, „und heute leuchtet dahinter die Stadt La
Valletta. Ein Bastionsgürtel wie der Keuschheitsgürtel einer Frau. Unbequem,
aber unerlässlich als Schutz!“
    Nerina fiel in das Lachen mit ein, da
ihr längst klar war, dass diese Art Spaß unter Männer wohl üblich schien.
    „Aber hoffentlich weniger schnell
überwindbar!“, konterte sie, zufrieden, den Ton der platten Unterhaltung
getroffen zu haben.
    Eine ganze Anzahl bunter Boote
schwamm ihnen entgegen, Gelb, Blau und dunkles Rot markierten ihre Bahn im
Wasser, dazu das Perlen der nassen Ruder und die Augen am Bug jeden Schiffes,
die den Anschein vermittelten, sie würden die Neuankömmlinge kritisch
betrachten. Die Ruderer warfen Taue zu ihrem Segler hinüber, der daraufhin die
Leinwand einholte. Mit kräftigen Ruderschlägen zogen die Boote das Schiff in
den Hafen, der ihnen wie eine Mundöffnung entgegen gähnte, während sie
einfuhren. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde er überragt vom Festungsbau
Sant’Angelo, von natürlichen Felsen umgeben, als würden hilfreiche Hände ihn
vor den Naturgewalten der See schützen wollen. Hier bot sich ihnen ein
Schauspiel ganz besonderer Art. Auf der Landspitze, die sich nördlich vor ihnen
wie ein Mittelfinger ins Meer hinein erstreckte, lag nämlich La Valletta,
mächtig, trutzig, wie aus einem Stück gegossen.
    „Ihr starrt auf die Stadt, als
suchtet Ihr darin jemanden!“
    „Ihr müsst Euch täuschen. Einzig
die Schönheit der Natur und die kunstvolle Hand der Baumeister machen mich
betreten. Der Mensch erkennt, dass er sich nur als ein unbedeutendes Rädchen in
der gewaltigen Mechanik der Schöpfung dreht. Zu unbedeutend, als dass die
Maschinerie stehenbliebe, wenn es ihn nicht mehr gibt.“
    „Eure Gedanken zeigen moderne
Einstellungen. Als würdet Ihr direkt aus Rom kommen. Bei Kardinal Del Monte
kann man solcherlei Gedanken begegnen.“
    Langsam wurde ihr bewusst, was der
Johanniter da sagte. Ohne es direkt zu formulieren, gab er ihr zu erkennen, dass
er wusste, wen er vor sich hatte. Vielleicht ahnte er es auch nur.
    „Warum haltet Ihr Euch in Malta
auf? Ordensgeschäfte?“
    Ein spöttisches Lächeln spielte um
seinen Mund. In seine Antwort hinein fielen die Rufe der Ruderer und das
Klatschen des Wassers. Kinder sprangen die Straßenrampen von der Bastion
herunter und begrüßten das Schiff mit lautem Geschrei. Jeder Neuankömmling
brachte nicht nur Waren, sondern einen ganzen Schatz an Geschichten mit, die
gerade von ihnen begierig aufgesogen wurden.
    „Vom Großmeister zurückbeordert!“, lautete
die Antwort. „Wenn ich Euch eine Unterkunft empfehlen darf, so das Hospital der
italienischen Zunge. Dort ist man freundlich. Beruft Euch auf Fra Domenico.“
    Nach außen hin bedankte sie sich
für die freundliche Unterstützung, schwor sich jedoch, alle Herbergen der Stadt
aufzusuchen, nicht jedoch die der italienischen Zunge. Sie musste aus den Augen
des Johanniters verschwinden, ganz und gar.
    Stumm standen sie nebeneinander und
beobachteten die mit ruhiger, aber schneller Hand durchgeführten Arbeiten der
Matrosen. Bellende Rufe, Taue, die hin und her geworfen wurden, Ledersäcke, die
über Bord gingen und den Rumpf davor bewahrten, am Kai aufgescheuert zu werden.
Dann wurde das Schiff gegen die Mauer gezogen und stand endlich still.
    „Ich wünsche Euch einen schönen
Aufenthalt in Malta. Mögen Eure Geschäfte erfolgreich sein.“
    Der Johanniter verbeugte sich gegen
sie und sprang mit einem behänden Satz an Land. Nerina folgte ihm mit dem
Blick. Allein seine Ordenskleidung genügte, und er wurde von den Zöllnern
durchgewinkt. Trotzdem blieb er für einige Augenblicke bei einem der

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