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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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er gewandert war, direkt zu
Scipione Borghese hinüber. „Das bedeutet auch, dass Eure Stelle als Kardinal
zur Disposition steht, wenn sich die Bischöfe dort unten dank eines Caravaggio
wie eigenständige Fürsten fühlen dürfen!“
    Zuerst senkte Scipione Borghese die
Augen, als müsse er in sich gehen. Dann jedoch richtete er den Blick geradewegs
auf seinen Oheim.
    „Ihr übertreibt, Oheim. Sizilien
geht ebenso wenig verloren, wie die Welt Caravaggio vergessen wird!“
    Amüsiert beobachtete er, wie sein
Oheim vor dem Hintergrund der Raphaelschen Ausschmückungen der Wände nach Luft
rang. Offenbar hatte er Unterwerfung erwartet, Zerknirschung, Reue, nicht aber
Widerspruch. Mit einem gewaltigen Hieb verschaffte er sich Luft zum Atmen.
    „Was fällt Euch ein, Scipione. Wenn
Ihr nicht mein Neffe wärt, verschwändet Ihr jetzt in den Verliesen der
Engelsburg.“
    Entkräftet ließ er sich in seinen
Sessel zurückfallen, streckte Arme und Beine aus und schloss die Augen. So lag
er für wenige Augenblicke. Sein Mund hatte in der Fülle etwas Weiches,
Zögerliches erhalten, und der spitze Bart passte nicht mehr zu den
aufgeschwemmten Wangen. Eigentlich lagen zwei Gesichter in diesem einen
verborgen, das der Amtsführung, aufgedunsen und überfettet, und das der Macht,
das sich asketisch scharf direkt unter der harmlosen Oberfläche verbarg.
    „Aber ich habe den Fisch am Haken,
lieber Scipione. Soweit ich weiß, ist er in Palermo angelangt, und dort wird
sich sein Schicksal erfüllen. Niemand, ich sage Euch, niemand widersetzt sich
Papst Paul V.“
    Sein Oheim hatte leise gesprochen,
und Scipione Borghese musste sich nach vorne beugen, um den ganzen Wortlaut zu
verstehen. Etwas ungläubig legte er den Kopf schief. Ganz entspannt saß sein
Oheim in seinem Sessel, die Augen noch immer geschlossen, und Scipione Borghese
hätte das, was er gehört hatte, beinahe als Hirngespinst abgetan, das ihm seine
Fantasie vorgaukelte, wenn nicht in eben dem Augenblick sein Oheim sich erhoben
hätte und fortgefahren wäre.
    „Der Dispens wird natürlich
gewährt. Aber erst zu einem Augenblick, lieber Scipione Borghese, zu dem
Caravaggio nichts mehr damit anfangen kann. Nicht einmal mehr lesen wird er ihn
können. Ich verspreche es dir. Dabei habe ich den Wortlaut so schön formulieren
lassen. Kardinal Del Monte war mir dabei behilflich.“
    Vom Schreibtisch nahm er eine
Papierrolle und hielt sie Scipione Borghese hin, der sie entgegennahm und
entrollte. Tatsächlich, sie enthielt die Begnadigung Caravaggios und den
Hinweis darauf, dass nach drei Jahren des Exils die Tat verjährt, der
päpstliche Zorn verflogen und die Rückkehr nach Rom wieder erlaubt sei. Nur das
päpstliche Siegel fehlte und die Unterschrift seines Oheims.
    „Stellt ihm das Schreiben zu,
Oheim! Rom braucht Maler wie Caravaggio!“
    „Damit er seine reformatorischen
Verblendungen auch nach Rom trägt! Hier brauchen wir die feste Hand des
katholischen Glaubens und nicht die ketzerischen Ideen eines Martin Luther.
Jesus aus der Bildmitte zu verbannen, dafür müsste man ihn brennen lassen.“
    Die Stimme seines Oheims klang mit
jedem Wort erregter. Aber noch wusste Scipione Borghese nicht, inwieweit er
dessen Ausführungen glauben durfte. Wurde Caravaggio noch immer gejagt? Seine
rasante Reise durch Sizilien ließ das zwar vermuten, aber wenn es der Wahrheit
entsprach, welches Ziel wurde angestrebt?
    „Nachdem Caravaggio Palermo bald
verlassen wird, kann ich Euch in die näheren Umstände einweihen. Ändern werdet
Ihr ohnehin nichts mehr können. Selbst eine Eilstafette würde ihn nicht mehr
erreichen.“
    Papst Paul V. rieb sich die Hände
und lachte leise vor sich hin. Scipione Borghese saß stumm in seinem Stuhl und
dachte darüber nach, ob er nicht zu einfallslos gewesen war und seinen Oheim
einfach unterschätzt hatte.
    „Caravaggio, mein lieber Neffe,
wird in Palermo ein Schiff besteigen, das nur für ihn dort bereitsteht. Seit
Wochen liegt es vor Anker und wartet nur auf Michelangelo Merisi. Die Männer
und der Kapitän sind Johanniter, ohne dass dies erkennbar wäre. Sie werden ihm
erzählen, dass sie nach Neapel und von dort nach Rom unterwegs seien.
Tatsächlich werden sie ihn aber nach Malta zurückbringen. Dort wird er des
Vergehens angeklagt werden, die Insel ohne die Erlaubnis des Großmeisters
verlassen zu haben. Man wird ihn auspeitschen und dann einfach im Kerker von Sant’Angelo
vergessen. In der Zwischenzeit wird mein Dispens in Palermo

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