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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Alexander regelmäßig. Die Worte seines Lehrers beschäftigten ihn selbst während der Lektionen im Schwertkampf, in denen ihm sein Waffenmeister, der aus einem ganz anderen Holz geschnitzt war, mit dem Übungsdegen Hiebe versetzte, die überall auf seinen Oberarmen schmerzhafte blaue Flecken hinterließen. Es kam vor, dass er genau dann verstand, was sein Lehrer ihm hatte sagen wollen. Auf die gleiche Art und Weise begann er nun, die Worte de’ Medicis zu verstehen und das Ausmaß dieses ganzen Alptraums zu erahnen.
    »Ein Buch über Jesus sagt Ihr?«
    »Mehr als das, mein Vater, ein Buch von Jesus. Er selbst spricht. Es handelt sich um eine ganz besondere Reliquie, die hundertmal so wertvoll ist wie die fünfzig kleinen Finger des heiligen Petrus und die tausend Nägel aus dem heiligen Kreuz, die man mir just vor zwei Tagen auf dem Campo de’ Fiori verkaufenwollte. Wichtiger als seine drei Leichentücher und all jene, die in den nächsten Jahrhunderten hergestellt werden.«
    »Und was steht in diesem Buch geschrieben?«
    »Die Wahrheit, mein Vater. Seine Lebensgeschichte. Nicht die, die von Männern erzählt wird, die Jesus gar nicht kannten. Nein, es sind Geschichten über ihn, die von denjenigen niedergeschrieben wurden, die ihm nahestanden. Auf Erden sind mehr Evangelien im Umlauf als Sterne am Firmament. Jedes einzelne Evangelium ist anders als alle anderen, und alle enthalten sie sich der absoluten Wahrheit. Sogar Matthäus, Lukas, Markus und Johannes unterscheiden sich voneinander.«
    »Der heilige Irenäus sagte, dass die Evangelien vier an der Zahl sind, da es vier Winde und die vier Ecken der Erde gibt.«
    »Und die vier Ritter der Apokalypse, die vier Jahreszeiten, die Zyklen des Mondes und die Briefe Adams, des ersten Menschen!« Giovanni blinzelte. »Wenn es also daran hängt, dann ist auch die Zahl der Schweine für das Volk …«
    » Kommt auf den Punkt, Kardinal.«
    » Wenn hier ein Prozess gegen einen Häretiker stattfände, wem würdet Ihr glauben, mein Vater? Den Erzählungen irgendeines Reisenden, der aus der Fremde kommt, oder einem heiligen Mann – einem Augenzeugen –, der Jesus am selben Morgen zuhörte, als der letzte Vorhang fiel? Versteht Ihr, mein Vater? Hier spricht er selbst, der Ketzer, und beichtet seine Sünden. Und es gibt eine Frau, die jedes noch so kleine in dem Buch geschilderte Ereignis auswendig kennt. Die Geschichten über Jesu Jugend wurden bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben, in den höchsten Bergen der Welt, von denen Marco Polo berichtete.«
    »Bücher, immer diese Bücher. Verflucht sei der Tag, an dem die Schrift erfunden wurde!«, dachte der Papst bitter und wandte sich dann wieder an den Kardinal. »Habt Ihr dieses Buch gelesen?«
    »Ich habe es mir nur flüchtig angesehen, mein Vater, aber es reichte, um mich erzittern zu lassen. Es wird an einem sicheren Ort aufbewahrt und ist in sicheren Händen!«
    »Und Wir sollen also an die Existenz dieses ominösen Buches glauben, nicht wahr? Was aber, wenn es eine Fälschung wäre, oder besser noch, wenn es gar nicht existierte?«
    Während der Papst mit dem Finger auf ihn zeigte, folgte er mit seinen Blicken den kleinen, hektischen Schritten des Kardinals.
    »Glaubt mir, mein Vater, glaubt mir, ich flehe Euch an! Nur mit dem Glauben können tödliche Fehler vermieden werden.«
    »Das sind die Sünden«, brummte Alexander VI.
    »Das macht keinen Unterschied, Eure Heiligkeit. Thomas von Aquin sagt, dass Ignoranz eine schwere Schuld sei. Und wer durch versehentliches Ignorieren in Worten und Taten fehlt, der fehlt auch vorsätzlich. Das aber ist die schlimmste aller Sünden.«
    »Ihr wollt mir doch nicht etwa theologische Lektionen erteilen?«
    »Ich könnte es nie und würde es nie wagen. Ich wollte Euch nur die Großartigkeit dieser Geschichte verständlich machen und die außergewöhnliche Gelegenheit, die sich uns bietet, für mich und für Euch.«
    »Ihr seid ein Medici«, Alexander erinnerte sich daran, dass er ein Borgia war. »Und obgleich Ihr noch jung seid, so tragt Ihr schon die Wundmale Eurer Familie.« Seine Stimme wurde leiser. »Also: Wir begehren zu wissen, hier und jetzt zu wissen, wo sich dieses angeblich so wichtige Buch befindet – wenn es denn existieren sollte. Wir wollen es holen lassen, es in Augenschein nehmen und erst dann entscheiden, ob es sich um einen göttlichen oder teuflischen und daher häretischen Akt handelt.«
    Die letzten Worte hatte der Papst absichtlich mit

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