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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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nicht, Euch zu fragen, wie Ihr zu diesen Informationen gekommen seid, an denen ich im Übrigen nicht zweifle. Um Unsere Familie vor großem Ungemach zu bewahren, lasst mich nachfragen: Ihr habt ausschließlich Unsere Familie über Eure Pläne in Kenntnis gesetzt, oder?«
    »Eure Heiligkeit, man sagt, dass auch die Mauern Ohren haben und die Türen Münder.«
    Die Stille, die auf die letzten Worte des Kardinals folgte, war lang. Es war der Papst, der sie als Erster unterbrach.
    »Frieden, also.«
    »Ich bin Euer ergebener Diener.«
    »Dann dient Uns also und sagt Uns, wie Ihr zu agieren gedenkt.«
    Giovanni de’ Medici sprach noch lange mit Papst Alexander VI.;schließlich einigten sich die beiden Männer auf die weitere Vorgehensweise. Um jede Verbindung mit der Entführung zu vermeiden, riet der Papst, sich mit größter Diskretion Leonora de Molas zu entledigen. Bei Bedarf würde er dem Kardinal für diese Aufgabe einen treuen Gefolgsmann zur Verfügung stellen, der notfalls auch den Bewacher eliminieren würde – immerhin konnte man nicht vorsichtig genug sein.
    Der Kardinal stimmte zu und schlug dem Papst seinerseits vor, den alten Orientalen und de Mola zu einer persönlichen Unterredung in die Engelsburg zu laden, um dann sicherzustellen, dass die beiden diese nie wieder verlassen würden. Er fügte hinzu, dass er die junge und gesprächige Gua Li dem türkischen Botschafter übergeben werde – als persönliches Geschenk an den Sultan.
    Für ihn und den Papst war dies eine zusätzliche kleine Garantie, denn so blieben sie immer im Verborgenen. Wenn er eines Tages den Thron Petri besteigen würde, würde er das Buch mit eigenen Händen zerstören und einen Janitscharen auf die junge Frau ansetzen.
    Alles musste mit größter Diskretion vonstattengehen, darüber waren die beiden Männer sich einig. De Mola war alles andere als schwerfällig und der Alte überaus geschwind mit dem Stock. Wichtig war, dass die beiden nicht mit Gewalt in die Festung verschleppt wurden – es galt, diplomatisch zu sein. Der Papst würde einen Geleitschutz für Giovanni entsenden, versprach er. Der Kardinal dankte ihm und erinnerte den Papst seinerseits daran, dass ein einzelner nasser Pflock zwei Marmorblöcke sprengen könne, weshalb er ihn bäte, die Pflöcke nach Möglichkeit nicht in unangebrachte Stellen zu rammen. Der Papst lobte sein Fachwissen über die Kunst der Marmorverarbeitung, worauf de’ Medici ihn daran erinnerte, dass seine Familie viele Marmorbrüche besäße. Außerdem, und da waren sich beide vorbehaltlos einig, musste der Kardinal Bayezid II. weiterhin chiffrierte Nachrichten übermitteln und ihm versichern, dass sich ihre gemeinsame Allianz wie geplant entwickelte, so wie es die jeweiligen zeitlichen und örtlichen Umstände zuließen.
    »Zur rechten Zeit werden wir handeln. Jetzt gilt es, die Ruhe zu bewahren. Bene citoque dissentiunt«, bemerkte Alexander VI. – durch Eile werden Fehler geboren.
    » Sero venientes, male sedentes«, fügte de’ Medici hinzu, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, und man durfte keine Gnade walten lassen.
    » Omnia fert aetas«, antwortete Alexander VI., »die Zeit heilt alle Wunden.«
    » Veniam sicut fur«, wagte sich de’ Medici vor, »wenn der Tod kommt, ist nichts mehr zu machen.«
    » Omnia munda mundis. Den Reinen ist alles rein«, endete der Papst und fasste sich ans Gemächt. Sollte der Sultan misstrauisch werden, so war das nicht sein Problem. Außerdem hatte niemand außer ihnen beiden ein Interesse daran, das Buch in seinen Besitz zu bringen.
    Also legten sie gemeinsam fest, dass sie eine gewisse Zeit verstreichen lassen würden und Bayezid dann mitteilten, dass der Mönch bei einem Überfall unbekannter Feinde ums Leben gekommen war. De’ Medici schlug vor, die Verantwortung dafür dem Vizekanzler Kardinal Ascanio Sforza in die Schuhe zu schieben. Der Papst dankte ihm für seinen Vorschlag und versprach, darüber nachzudenken. In der Tat war dies eine überaus nützliche Empfehlung, dachte Alexander zufrieden. Seitdem das Geld für die Wahlen aufgebraucht war, wendete Sforza sich nämlich gegen die Interessen und die Politik Roms – gemeinsam mit seinem Bruder, dem Herrscher von Mailand. Doch bevor er Sforza den Garaus machte, wollte er sich seiner noch einmal bedienen, und Alexander wusste auch schon, wie. Außerdem brannte ihm noch die Demütigung auf der Seele, denn er hatte Sforza vor seiner Wahl aufsuchen müssen, während dieser auf einem

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