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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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ist wie Blut: Wo es fließt, ist Leben; wo nicht, kommt der Tod!«
    Er zeigte mit dem Finger auf Alexander. Empört rammte Cesare seinen Dolch in den Tisch, doch der Kardinal gab nicht klein bei. Das Schwert, das er in der Hand hielt, war größer.
    »Schluss mit den Exkommunizierungen, Heiliger Vater«, fuhr Giovanni de’ Medici fort. »Um Savonarola hinwegzufegen, bedarf es eines Interdikts. Ein Interdikt von Euch, das den Florentinern damit droht, all ihren Besitz außerhalb der Stadtgrenzen zu konfiszieren – sollten sie uns Savonarola nicht aushändigen. Die Reichen kennen keine schlimmere Furcht. Ihr werft die Fackel, Heiliger Vater, und ich befehle meinen wenigen Getreuen, das Feuer zu entzünden. Florenz wird ein riesiger Scheiterhaufen sein, auf dem der Mörder meines Vaters brennen wird.«
    »War es nicht Lazarus aus Pavia, der Medicus der Sforza, der ihn vergiftete?«
    »Eine Hand und viele Auftraggeber, das macht keinen Unterschied«, antwortete Giovanni ehrlich.
    Alexander kratzte sich am Nasenhöcker. Ein Interdikt. Er konnte sich nicht erinnern, dass einer seiner Vorgänger es jemals gewagt hätte, diese drastische Strafe zu diesem Zwecke einzusetzen. Andererseits verbot es jedoch kein Gesetz explizit, und außerdem war er ja das Gesetz. Die Idee des Medici würde die Mauern von Florenz zum Einstürzen bringen, wie die Posaunen die Mauern von Jericho. Ja, er würde dem Rat des Medici folgen. Aber nicht jetzt. Eine sofortige Zusage würde ihm nur als Schwäche ausgelegt werden. Allianzen funktionieren nur, wenn beide Partner wissen, dass keiner von beiden der Stärkere ist.
    »Wir werden sehen, hoffen, ausführlich darüber nachdenken und dann handeln. Und nun trinkt mit Uns Hypocras. Ihr erinnert Euch, Medici? Ein magisches Getränk, in der Tat, denn es führte Uns das erste Mal zusammen. Cesare, du weißt, wo es aufbewahrt wird. Mein lieber Sohn, serviere es Uns.«
    Silvio Passerini hielt die Zügel des Pferdes fest, auf dem sein Herr saß, verwirrt und auf wackligen Beinen. Doch als er auf Giovannis Lippen das doppeldeutige Lächeln einer Dirne sah, verstand Silvio, dass er zur rechten Zeit und mit Gottes Hilfe Bischof werden würde.

45
    Florenz, 20. und 21. Dezember 1497
    Zebeide fiel fast in Ohnmacht, als sie ihn am Tor stehen sah. Sie stürzte hinaus, warf sich ihm zu Füßen und umklammerte seine Beine. Weinend dankte sie dem Sohn Gottes, der bald zurückkehren würde in diese sündige Welt, dass er ihre Gebete erhört hatte. Ferruccio strich ihr über das Haar und ließ sich, ohne zu murren, »mein Herr« nennen. Als Zebeide sich ihr verheultes Gesicht mit dem Schürzenzipfel abgewischt hatte, hob sie ihren Blick und bemerkte erst den Krüppel und dann die junge Frau. Ihr Gesicht verdunkelte sich, und sie blickte Ferruccio schief an.
    »Und die Herrin?«
    »Ich weiß es nicht. Aus diesem Grund bin ich zurückgekommen. Sie werden mir helfen, sie zu finden.«
    Zebeide stand auf und deutete leicht säuerlich eine Verbeugung vor den beiden Fremden an. Wichtig war, dass die beiden von vorneherein wussten, wo ihr Platz war. Das hier war ein ehrenwertes Haus, und wenn sie ihrem Herrn helfen wollten, der es mit allen stets zu gut meinte, dann wären sie unter Umständen sogar willkommen. Doch sie würde aufpassen, sagte ihr Gesichtsausdruck – denn die seltsamen Begleiter ihres Herren sahen wie verkleidete Diebe aus. Und auch wenn der Mann mit seinem verkrüppelten Bein nicht weit kommen würde, so schienen doch die Augen der Frau zu sagen, dass sie bereit wäre, selbst das bisschen Silber, das da war, mitgehen zu lassen. Und außer Frage stand zudem, dass man selbst vor den besten Männern wie ihrem Herrn die Weiberröcke fernhalten muss, weil die Frauen bekanntlich dämonische Kunstfertigkeiten besitzen und die Männer schon gesündigt haben, bevor sie bis drei zählen können. Zebeide lächelte, denn auch sie war einmal jung gewesen, und mehr als ein Knecht hatte ihretwegen zur Beichte gehen müssen.
    Es schien zwar kaum möglich, doch in Florenz war alles noch schlimmer geworden: Sobald die Wächter auftauchten, schlossen die Handwerkerstuben. Verzweifelt baten die alleinstehenden Frauen in den Häusern um Gastfreundschaft, und in jeder dunklen Seitenstraße lungerten mit Schwertern und Knüppeln bewaffnete Männer herum. Sie gehörten entweder den Piagnoni, den di Palleschi oder den Republikanern an, die von der Wiedereinführung der alten Traditionen träumten. In einem Klima, das von

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