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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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war.
    »Solange die Zeugen am Leben sind, kann uns nicht einmal Gott Sicherheit geben.«
    »Man muss ihnen die Münder stopfen, Monsignore. Wer könnte Interesse haben, Euer kleines Geheimnis zu enthüllen?«
    » Unser Geheimnis, Silvio«, ermahnte ihn de’ Medici und sah seinen Getreuen schief an. »Außerdem ist es nicht klein, unser Geheimnis. Die Frau ist verschwunden, und Ritter de Mola könnte sie und das Buch, das wir nicht haben, wiederfinden.«
    »Auch wenn es so wäre: Niemand kann Euch angreifen. Es wäre besser, wir verschwänden auf der Stelle und hüllten uns in Schweigen. Wer würde ihnen schon Gehör schenken? Ohne Eure Stimme haben das Buch und seine Zeugen keinerlei Wert. Und auch wenn es so wäre, könntet Ihr dem Borgia immer noch sagen, Ihr hättet eine Kopie. Wenn er davon überzeugt ist, dass Ihr im Besitz des Originals seid, wird er es nicht riskieren, Euren Worten keinen Glauben zu schenken.«
    »Irgendeinen Haken gibt es aber an dieser ganzen Geschichte, Silvio, dessen bin ich mir sicher. Ich finde ihn nur nicht. Oder ich will ihn nicht sehen.«
    Der Mönch runzelte die Stirn, und der Kardinal bedeutete ihm, sich neben ihn zu setzen. Er schlug ihm mehrmals mit der Hand auf seine mächtigen Schenkel, die in rot-gelben Beinkleidern, den Farben der Medici, steckten.
    »Du bist kaltblütig, Silvio, und ich noch mehr, doch vor den Borgia fürchte ich mich nach wie vor. Und doch – wenn er gewollt hätte, dann … Schluss jetzt, sag mir, was du von de Mola hältst. Hältst du es für wahrscheinlich, dass er sich rächen will?«
    Silvio holte aus seinem Futteral das Geschenk seines Herrn hervor: einen wertvollen Dolch mit einem Griff aus Gold und Elfenbein. Wie er ihn spielerisch auf der Hand auf und ab wippen ließ, erschauerte Giovanni. Passerini bemerkte es, kniete vor ihm nieder und bot ihm den Dolch dar.
    »Die natürliche Ordnung der Dinge kann nicht verändert werden.«
    »Und was bedeutet das in Bezug auf de Mola?«
    »Er ist kein Dummkopf, Monsignore, und auch wenn er ein Rebell ist, so weiß er doch, wo sein Platz ist. Er weiß, dass unsere Rache ihn und seine Lieben bis zur siebten Generation verfolgen wird – sollte er es denn je zu Nachkommen bringen.«
    »Schön, das bedeutet, wenn er seine Frau fände …«
    »… dass sie im Nirgendwo verschwinden würde, ganz genau.«
    »Dann sollten wir ihm also helfen, sie wiederzufinden? Damit wir sie umgehend beseitigen können?«
    »Besser nicht, Monsignore. Jedes Einschreiten unsererseits würde ihn nur misstrauisch machen. Ich würde es dem Herrn und seinem Willen überlassen. Er kennt den richtigen Weg, um zum Kern der Menschen, aber auch zu ihren Sorgen vorzudringen.«
    »Du wärst ein hervorragender Bischof, Silvio.«
    »Und ich sehe Euch vom Licht des Heiligen Geistes erhellt.«
    » Deus voleat , mein Freund, so Gott will.«
    » Deus lo vult, Gott will es .«
    »Dann lassen wir also der Natur ihren Lauf. Und nun lass dich zur Belohnung für deinen Gehorsam von mir küssen.«
    Der Virgiliustag machte Florenz alle Ehre. Die Bögen des Kreuzgangs von Santa Maria Novella hingen voller Eiszapfen, unter denen die Nonnen auf dem Weg zur Messe eilig dahinhuschten. Osman hatte ihr Vertrauen erobert, und da er ehrlich und umsichtig war, schickten sie ihn oft auf den Markt. Mittlerweile hatte sich Osman einen Namen gemacht, denn er war immer der Erste vor der Colonna dell’Abbondanza und feilschte nie um die Preise, bevor der Markt nicht eröffnet war. Und wenn ein betrügerischer Händler zur Strafe an der Colonna aufgehängt wurde, brachte er ihm anstelle von Hohn und Spott ein wenig Wasser.
    Nach dem Gang zum Markt ging er oft zu den Ufern des Arno, wo die Handelsschiffe anlegten. Ohne ein Wort zu sagen, wartete Osman jeden Tag und ging dann still davon, während fliegende Händler und die Färber, die dort ihrem Tagwerk nachgingen, ihn mit obszönen Andeutungen bedachten, warum sein Weib wohl nicht zurückkäme. Bis er eines Tages einem riesigen Mohr entgegentrat, der von einem Schiff ging. Unter den erstaunten Blicken der Färber umarmten sich die beiden Männer.
    » Salam Aleikum , Aruj Reis. Ich habe dich erwartet.«
    » Salam , Bruder, ich nicht. Für uns bist du verschollen, und die Herrin hat die Fatwa über dich ausgesprochen. Eigentlich müsste ich dich jetzt töten.«
    »Das wirst du nicht tun, denn du bist ein Sünder.« Osman zeigte auf die Tätowierung am Oberarm des Mohren. »Das ist ein Haram , eine Sünde. Ich bin erstaunt,

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