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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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anderen Sklaven erzählt hast. Du wirst Brot, Fleisch, Wasser und Kleidung erhalten. Und all das, worum du mich bittest, werde ich dir gewähren. Und nun geh und ruh dich aus, wir werden noch zwei Tage bis Ktesiphon brauchen.«
    »Dann legt mich erneut in Ketten. Ich kann nicht bei meinen Mitbrüdern sein, ohne die Geschichten mit ihnen zu teilen.«
    In den Augen des Knaben konnte Aban keinen Widerstand erkennen. Weder gegen ihn oder die herrschenden Machtverhältnisse – noch gegen die natürliche Rangordnung, die zwischen Herr und Sklave besteht. Der Kapitän war eine schlaue Elster gewesen – von wegen vierzig Schekel: Wenn er den Jungen nicht beizeiten verkauft hätte, hätte er ihn über kurz oder lang über Bord werfen müssen, um eine Revolte zu vermeiden. Als wäre es ihm egal, was der Jesus von ihm forderte, ließ Aban seinen Umhang zu dessen Füßen fallen.
    »Das kann man teilen.«
    Aban schaute sich um, in der Hoffnung, dass niemand diese Geste beobachtet hatte. Er wollte die Nacht in einer Hafenschenke am Fluss verbringen und gewiss nicht allein. Über den schwarzen Fluss wehte ein kalter Wind, und es war so feucht, dass es aussah, als hätte es auf Deck geregnet. Der Junge wickelte sich in den noch warmen Umhang ein.
    »Eines Tages jedoch werde ich nach Hause zurückkehren«, sagte er.
    Aban blieb kurz stehen, ballte die Fäuste und lief dann, ohne ihm zu antworten, eilig den Bootssteg hinunter.
    Um sich vor dem Wind zu schützen, schmiegte AdaTa sich an das kalte Vulkangestein hinter dem Wachturm, und einen Augenblick später hörte Gua Li bereits seine tiefen, ruhigen Atemzüge. Sie kuschelte sich an ihn und spürte, dass der schmächtige Körper des Mönchs bereits die Wärme des Schlafes ausstrahlte. Sie schloss die Augen, wohl wissend, dass sie keinen Schlaf finden würde. In ihrem Geiste versuchte sie, von einem beliebigen Wort ausgehend, weitere Episoden aus dem Leben Īsās – sie bevorzugte diesen Namen – zu rekapitulieren. Dieses Spiel langweilte sie jedoch schnell, und müde wurde sie davon auch nicht. Gua Li stand also auf und richtete ihren Blick auf die drei Sternbilder Wohlstand , Glück und langes Leben – im Okzident wurden sie Oriongürtel genannt. Und wie so oft, fragte sie sich, wer sie wirklich war.
    Mehr als einmal hatte ihr Ada Ta zu verstehen gegeben, dass sie anders war. Sie betrachtete ihre feingliedrigen Hände mit den langen, schlanken Fingern, die sich so sehr von denen der anderen Frauen aus dem Kloster unterschieden. Auch ihre dunkle Hautfarbe war anders als die wesentlich hellere der Mönche, mit denen sie aufgewachsen war.
    Ada Ta hatte ihr versprochen, dass er ihr am Ende der Reise alles über ihre Geburt und ihre Eltern erzählen würde. Sie hatte es akzeptiert zu warten, denn sie wusste, dass alles, was der Weisheit des Mönchs entsprang, nur zum Besten für sie war.
    Am Himmel blitzte just in diesem Moment zwischen dem ersten und zweiten Sternbild des Gürtels eine kleine helle Sternschnuppe auf, die ihre Bahn schnell durch den Himmel zog und dann im Osten verschwand. Gua Li durchzuckte ein Schauer: Das bedeutete, dass sich die kosmische Energie vergrößerte. Und dies deutete meist auch eine Veränderung bei den Menschen an.

5
    Careggi-Hügel, Florenz, zur gleichen Zeit
    Das kalte Silber der Sternschnuppe am Himmel ließ sie aufschrecken. Das Pferd merkte ihre Unruhe und begann, nervös zu tänzeln. Leonora tätschelte ihrem Maremmano beruhigend den Hals. Der Hengst hob den Kopf, schüttelte seine Mähne, und ein Zittern lief durch seinen Körper. Leonora presste ihre Knie in seine Flanken, um ihn anzutreiben. Die anderen Pferde hatten die Nähe zu ihrem Stall bereits gewittert und trabten schneller. Ferruccio richtete sich aus den Steigbügeln auf, um die Beine ein wenig zu strecken. Als er Leonora neben sich auftauchen sah, reichte er ihr die Hand und drückte sie sanft. Sie hatten Villa de’ Medici verlassen und einen langen Ritt hinter sich: Die länger werdenden Schatten des Abends verwischten mit ihren roten Streifen bereits die Farben der grauen Wolken am Himmel.
    »Hast du die Sternschnuppe gesehen?«
    »Nein, ich war ganz in Gedanken versunken. War sie schön?«
    »Ja, aber kalt und nur eine einzige. Die zahlreichen an San Lorenzo sehen so ungleich fröhlicher aus. Sie sollen Wünsche erfüllen, sagt man.«
    Die Frau hielt sich eine Hand an die Wange.
    »Bist du müde?«
    »Ein wenig. Aber die Selbstbeweihräucherung Ficinos hat mich mehr ermüdet

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