Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
sternenbesetzte Firmament, während die Nacht unerbittlich voranschritt.
*
Rodalio, der neben Salec ritt, deutete nach Westen. »Sieh nur, da kommt ein mächtiger Sandsturm über die Ebene gefegt. Zum Glück geraten wir da nicht rein.«
Salec knurrte. »Wir nicht, aber die Spuren führen direkt in seine Richtung. Wenn der Sturm über sie hinwegfegt, finden nicht mal mehr die Wölfe etwas. Vielleicht kommen der Drache und seine Begleiter ja auch im Sturm um und werden vom Sand begraben. Wie sollen wir dann Gewissheit bekommen, dass sie wirklich tot sind?«
»Du bist zu pessimistisch, Salec. Auf jeden Fall werden sie eine Weile aufgehalten, und das gibt uns die Möglichkeit, die verlorene Zeit aufzuholen. Wir kennen doch die Richtung, in die sie unterwegs sind. Die Spuren weisen seit Stunden auf die beiden Vulkankegel zu. Wir halten einfach weiter darauf zu, dann werden wir sie schon finden.«
»Dein Wort in Tyrs Ohr. Ich hätte nichts dagegen, wenn du ausnahmsweise Recht behieltest.«
Warum musste Salec nur immer so schwarz sehen? Rodalios heiteres Gemüt war nicht bereit, an ein Scheitern der Mission zu denken. Außerdem kam Astorin bald. Was konnte diese armselige Gruppe schon gegen den großen Magier ausrichten!
Salec erriet Rodalios Gedanken. »Ich will sie kriegen, bevor Astorin kommt, verstehst du das nicht?«
Rodalio war das egal. Hauptsache, er kam bald wieder aus dieser schrecklichen Wüste heraus!
*
Das Knirschen und Schmatzen passte gar nicht zu ihrem Traum. Irritiert runzelte Rolana im Schlaf die Stirn, doch das unangenehme Geräusch blieb. Jetzt hatte sie auch noch den Geruch von frischem Blut in der Nase. Ein Pferd wieherte kläglich. Rolana schreckte hoch und schrie so entsetzt auf, dass die anderen sofort auf den Beinen waren. Das Bild, das sich ihr bot, war so furchtbar, dass sie sich übergeben musste.
Covalin hatte eins der Packpferde gerissen und sich gierig über das arme Tier hergemacht.
»Du Scheusal, was hast du dir nur dabei gedacht, das arme Pferd niederzumetzeln! Wie kannst du nur so grausam sein?«, brach es aus Rolana heraus.
Der Drache hob verwundert den Kopf und sah sie fragend an.
Ich hab Hunger, und ihr habt mir schon lange nichts mehr zu fressen gegeben.
Na und? Wir sind auch hungrig und durstig und fallen dennoch nicht über unsere Pferde her! Covalin sah Rolana mit großen Augen an. So wütend hatte er sie noch nie erlebt. Seine Ohren sanken kläglich herab, und mit schleppenden Schritten schlich er zu Ibis, um sich bei ihr Trost zu holen, doch auch dort wurde er weggeschickt.
»Nee, nee, jetzt brauchst du auch nicht zu mir zu kommen. Alter Vielfraß! Wie sollen wir denn aus der Wüste rauskommen, wenn du unsere Pferde frisst? Kannst du mir das mal verraten?
Der Drache quietschte herzerweichend, doch die Freunde ließen sich davon nicht beeindrucken.
»Wenn du auch nur in die Nähe meines Pferdes kommst, jage ich dich für immer davon«, drohte Cay.
Wortlos brachen die Gefährten das Lager ab und verteilten das Gepäck des getöteten Packpferds auf ihre Satteltaschen. Als sie sich in die Sättel schwangen, heulte Covalin verzweifelt auf.
Bitte nehmt mich mit! Seid wieder lieb! Ich tu ‘s bestimmt nicht wieder!
Thunin brummte: »Natürlich nehmen wir dich mit, du Kindskopf! Nun, da es schon mal tot ist, kannst du das Pferd vollends fressen. Schließlich soll es nicht umsonst gestorben sein. Wir reiten schon mal vor. Wenn du fliegst, holst du uns schnell wieder ein.« Er strich Covalin über die Ohren und stieg in den Sattel. »Zusehen müssen wir dir bei deinem Mahl jedenfalls nicht unbedingt.«
Beschämt und mit hängenden Ohren sah der Drache den Freunden nach, doch dann drang ihm der leckere Duft von Blut und Fleisch in die Nase, und er machte sich genüsslich schmatzend über den Pferdekadaver her.
*
Auf Burg Theron schreckte Vlaros aus dem Schlaf. Es war noch dunkel, und er wollte sich schon umdrehen, als ihm alles wieder einfiel. Die Wirkung des Rausches hatte nachgelassen. Die Augen weit aufgerissen, setzte er sich kerzengerade auf. Bei Savitri, was hatte er getan! Er sprang aus dem Bett und eilte zum Fenster. Der Mond stand nur noch eine Handbreit über den Bäumen, doch die Nacht war noch samten schwarz. Es war noch nicht zu spät.
Vlaros eilte zu seiner Kleidertruhe und hüllte sich in seinen dunkelblauen Umhang. Dann warf er einen Blick in den Spiegel und strich sich die zerwühlten Haare glatt. Einige Augenblicke brauchte er noch, um die
Weitere Kostenlose Bücher