Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
war, wagte Lamina, aus einer Schießscharte zu sehen. Sie blickte den sechs Reitern nach, bis sie unter den Bäumen verschwunden waren, und ballte die Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Beeilt euch, wir müssen ihnen nach!«
Der Sodasee
Salec starrte missmutig zur unbarmherzig niederbrennenden Sonne hinauf. Die Wölfe standen hechelnd neben seinem Pferd und warteten auf neue Befehle. Schon vor Stunden hatten sie die Fährte verloren: Der Sandsturm hatte sie glatt verschluckt. Salec war mit seinen Männern einfach so schnell wie möglich in gleicher Richtung weitergeritten. Sorgenvoll runzelte er nun die Stirn. Der feine Sand erschwerte den Pferden das Weiterkommen sehr – als ob die mörderische Hitze nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
»Was machen wir nun?« Rodalio war längst nicht mehr von ihrem Erfolg überzeugt. »Astorin ist nur noch eine halbe Tagesreise hinter uns.«
»Er wird es nicht erleben, dass wir aufgeben«, knirschte Salec. »Wir kriegen sie!«
Rodalio wollte gerade nach Salecs Plan fragen, als ihm etwas auffiel: Vor den schwarzen Vulkankegeln flog etwas Helles und verschwand dann im Gleißen des Himmels. Doch als die Strahlen der Sonne es trafen, funkelte es weiß glänzend auf. Der Magier packte Salec an der Schulter.
»Da! Der glitzernde Punkt zwischen den beiden Vulkanen!«
Der Kämpfer beschirmte seine Augen und starrte angestrengt nach vorn. Jetzt sah er es auch, das Blitzen am Himmel, als sich die Sonnenstrahlen auf einer glatten Fläche brachen.
Rodalio wühlte in seinem Rucksack und reichte Salec das Fernrohr.
»Ein Tier, ein großes, weißes Tier.« Seine Miene hellte sich auf. »Wir haben sie! Vorwärts Männer, da vorn fliegt der Drache. Der wird den nächsten Morgen nicht erleben!«
Der Jubel hielt sich in Grenzen, denn die Männer waren einfach zu erschöpft. Auch die Pferde setzten sich nur widerwillig in Trab. Woher nahm dieser sehnige Kämpfer nur seine Kraft?, wunderten sich die Männer oft. Es war der Wille, der ihn antrieb!
Ganz so, wie Salec es sich vorgestellt hatte, ging es jedoch nicht. Er musste den Männern am Nachmittag einige Stunden Schlaf gönnen. Unruhig lief er auf und ab und beobachtete die Sonne, die keine Anstalten zu machen schien, sich dem Horizont zu nähern.
»Hör endlich mit dem Herumlaufen auf und leg dich hin!«, fuhr ihn Rodalio an. »Wenn du schon nicht schlafen willst, lass uns wenigstens in Ruhe. Ich weiß nicht, was du damit bezweckst, dich so zu verausgaben, aber vielleicht willst du ja wissen, wie es ist, während eines Kampfs vor Erschöpfung zusammenzubrechen!« Genervt drehte sich der Magier auf die andere Seite und versuchte einzuschlafen.
Immerhin hatten seine Worte den Erfolg, dass Salec sich hinlegte und ein paar Stunden schlief. Als er wieder erwachte, stand der Mond bereits am Himmel, und er drängte die Männer zum Aufbruch.
Sie waren noch keine Stunde unterwegs, als die Wölfe sich plötzlich wie wild gebärdeten. Salec sprang vom Pferd und eilte herbei, um zu sehen, was sie entdeckt hatten.
»Rodalio, komm schnell!«
Der korpulente Magier stieg schwerfällig vom Pferd und hinkte zu Salec.
»Sieh dir die Spuren an. Mindestens fünf oder sechs Pferde! Jetzt können die Wölfe ihnen wieder folgen.«
*
Die Gefährten sprachen kaum mehr ein Wort miteinander und schleppten sich nur noch vorwärts. Selbst Covalin schien zu ermüden, flog nur noch selten und tappte meist missmutig neben Rolana her. Sie ritten nur noch kurze Strecken, liefen ein Stück und machten dann für ein paar Stunden Pause. Es fiel ihnen immer schwerer, Wache zu halten. Meist schliefen sie auf der Stelle ein, sobald sie sich hingesetzt hatten. Sie waren sehr durstig, trauten sich jedoch nicht, mehr als unbedingt nötig von ihrem Vorrat zu trinken. Es war nicht auszusehen, wann sie wieder frisches Wasser finden würden.
Am frühen Mittag brach Thunins Pferd zusammen und starb. Die Anstrengungen waren für das Tier zu viel gewesen. Covalin machte sich sofort über den Kadaver her und war für einige Stunden wieder glänzender Laune, erhob sich in den strahlenden Himmel, schlug Purzelbäume und tollte ausgelassen herum.
Die Vulkankegel rückten immer näher. Schwarze Lavaströme hoben sich scharf vom hellen Gelb des Wüstensands ab. Ein breites Band glühenden Gesteins hatte sich vor vielen Jahrhunderten weit in die Wüste hineingewälzt. Teilweise war der Lavastrom inzwischen vom Sand begraben, doch je näher die Gefährten den Kegeln
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