Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Tribut, und die Verfolger fielen immer weiter zurück. Auch Salec fühlte bleierne Erschöpfung, biss jedoch die Zähne zusammen und trieb sein Pferd weiter an. Rodalio war weit zurückgefallen. Er schwankte vor Erschöpfung auf seinem Pferd, und auch das Tier hatte seine letzten Reserven verbraucht. Nur die Oger rannten mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
Mit grimmiger Miene schlug Salec auf sein Pferd ein, aber er hatte ihm schon zu viel abverlangt. Der weiße Schaum vor seinem Maul färbte sich rot, der Atem kam in kurzen Stößen, dann brach es mitten im Galopp zusammen und begrub seinen Reiter unter sich. Salec verlor das Bewusstsein.
Unschlüssig, was sie jetzt tun sollten, zügelten die Männer ihre Pferde, um auf den Magier zu warten. Schnaufend kam Rodalio angeritten.
»Los Männer, weiter. Wir müssen sie kriegen! Reitet ihnen nach und tötet den Drachen. Nach Salec können wir später sehen, jetzt müssen wir unsere Aufgabe zu Ende bringen. Das ist die letzte Möglichkeit, sie vor den Vulkanbergen noch aufzuhalten!«
Der Magier war selbst erstaunt, wie grimmig er die Verfolgung vorantrieb. Es war, als wäre etwas von Salecs Geist plötzlich in ihn gefahren.
Covalin kam zu den Gefährten zurückgeflogen. Da vorn ist etwas sehr Seltsames. Es ist nicht richtig Sand, aber auch kein Wasser. An manchen Stellen ist es ganz rot und dann wieder weiß .
Auch Rolana konnte sich nichts darunter vorstellen. Laut wiederholte sie die Worte des Drachen »Was mag Covalin meinen? Wir sollten es wissen, bevor wir in eine Falle reiten.«
Lahryn stöhnte auf. »Mist, er meint sicher einen Salzsee. Es gibt in der Wüste tückische Seen, die aus Salz, Wasser und Sand bestehen. Es ist sehr gefährlich, da hineinzugeraten.«
»Seht nur!« Ibis deutete nach rechts und links. Die Ebene dort veränderte sich unvermittelt. Die Oberfläche blitzte an manchen Stellen blendend weiß, dazwischen waren Sandhügel und immer wieder Tümpel mit trägem Wasser, das rot schimmerte. Sie ritten auf einer Landzunge direkt auf den See hinaus. Cay stöhnte und sah sich nach den Verfolgern um. Die waren zwar zurückgefallen, doch es war schon zu spät, umzukehren und am Ufer entlangzureiten. Und dann war die Landzunge zu Ende. Der Hufschlag klang plötzlich dumpf und schallte laut in ihren Ohren. Nur noch ein schmaler Damm führte vor den Freunden auf den Salzsee hinaus.
»Sollen wir anhalten und kämpfen?«, fragte Cay
»Nein, ich glaube, der Damm führt bis ans andere Ufer«, meinte Lahryn.
Da brach Rolanas Pferd mit einem Huf durch die brüchige Oberfläche, stolperte und konnte nur knapp einen Sturz vermeiden.
»Langsam, langsam«, schrie Lahryn, »sonst brecht ihr ein und versinkt. Reitet weiter, aber langsam und vorsichtig! Vielleicht kann ich unsere Verfolger aufhalten.« Er zügelte sein Pferd, zog seinen Rucksack nach vorn und kramte mit einer Hand darin. »Ibis, du bleibst hier und hilfst mir, den Herrschaften einen würdigen Empfang zu bereiten.«
»Aber gern, Herr Magier!« Flink ließ sich die Elbe vom Pferd gleiten und eilte zu Lahryn. Der zog ein paar kleine Gegenstände aus dem Rucksack, während Ibis mit gespanntem Bogen die Verfolger erwartete.
Trügerisch glänzte das Wasser in Rinnen und Tümpeln. Das Salz-Sand-Gemisch sah nicht gerade stabil aus. Dicht hintereinander ritten die Freunde vorsichtig auf dem immer schmaler werdenden Damm in den See hinaus. Es knackte und knirschte wie auf einer Eisdecke. Argwöhnisch sahen sie ins schmierige Wasser und warfen immer wieder besorgt einen Blick zurück. Die Verfolger holten auf. Bald mussten sie in Schussweite kommen.
Der graue Wolf hatte das Ufer hinter sich gelassen und hetzte über den Damm auf die Elbe und den Magier zu, bis Ibis’ Pfeil ihn sauber in die Brust traf. Mit einem Aufheulen flog er vom Damm in einen flachen Tümpel. Die dünne Salzkruste brach, und er versank in der dickflüssigen Brühe. Mit einem unguten Gefühl sah die Elbe, wie schnell sich die Schollen über ihm schlossen.
Die ersten Pfeile prasselten auf die beiden Freunde nieder. Ibis duckte sich, schoss zurück und traf einen der Männer. Da begann Lahryn zu zaubern. Ein Blitz zischte aus seinen Fingern und schleuderte das vorderste Pferd samt Reiter vom Damm, dass die Salzkruste splitterte. Einige Augenblicke schrie der Mann noch und strampelte. Dann hatte der See Pferd und Reiter verschlungen und lag wieder in trügerischer Stille da.
Ibis’ Pfeile konnten die Oger nicht aufhalten.
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