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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Augen verbinden, ihre Hand umklammerte den Schwertgriff. Sie spürte die Finger eines Mannes am Arm, der sie über das holprige Pflaster führte. Eine Tür quietschte leise, dann lief sie über Holzplanken, irgendwo plätscherte Wasser. Ihr Führer blieb stehen. Die Kämpferin spürte Vertos dicht hinter sich und roch die vertraute Mischung aus Kräutern, süßlichem Parfüm und Tabak. Er sang kaum hörbar vor sich hin. Sie fühlte seine Hand, die sie drängte, den Kopf zu wenden, seine Finger huschten über ihre verbundenen Augen, dann verstummte sein Gesang.
    Zwei Fackeln flammten auf. Geblendet vom grellen Licht schloss Saranga die Augen, dann blinzelte sie ungläubig. Jetzt verstand sie. Vertos war doch ein schlauer Fuchs! Mit Hilfe seiner Magie konnten sie die Männer unbemerkt im Auge behalten und ihren Weg erkennen.
    Über eine Stunde führten die finsteren Gesellen den Magier und die Kämpferin durch das unterirdische Labyrinth. Erst waren die Gänge feucht und modrig, dann ließ der Gestank nach Tang und Fisch nach. Sie stiegen eine Treppe hinauf, passierten unzählige Kreuzungen und folgten dann einem gemauerten Gewölbegang. Saranga versuchte, sich den Weg zu merken, doch bei den vielen Abzweigungen musste sie bald einsehen, dass sie ihn alleine nicht zurückfinden würde. In die Wände waren immer wieder geheimnisvolle Runen geritzt, aber ihr Führer schob sie so schnell weiter, dass Saranga keine Zeit blieb, sich die Zeichen einzuprägen.
    Plötzlich blieb Jen vor einer großen Steinplatte stehen. Direkt daneben war in der Wand eine Nische ausgespart, auf deren glatt poliertem Sims eine Schüssel mit kleinen Metallkugeln stand. Jen griff in die Schüssel und holte eine goldene, eine kupferne und eine stumpf graue Kugel heraus. Jetzt erst bemerkte Saranga die drei Vertiefungen in der polierten Platte, die Jen sorgfältig mit je einer Kugel füllte. Saranga reckte den Kopf, um besser sehen zu können. Mit einem leisen Knirschen wich die Steinplatte zur Seite, und der Kerl an ihrer Seite schob die Kämpferin weiter. Sie sah noch, wie Jen die Kugeln in die Schüssel zurückwarf, ehe sich die Steinplatte wieder schloss.
    Kupfer, Gold, Grau, Kupfer, Gold, Grau, wiederholte Saranga ein paar Mal in Gedanken.
    Als Jen eine schwere Holztür öffnete, brandete ihnen Stimmengewirr und Bierdunst entgegen. Die Männer führten Vertos und Saranga in die Mitte des Raums und nahmen ihnen die Augenbinden ab. Scheinbar verwirrt blinzelten sie in die Helligkeit der zahlreichen Fackeln, die in eisernen Haltern an den Wänden befestigt waren. Der Raum war groß und hatte eine hohe Gewölbedecke, die durch all den Dunst, Mief und Rauch hindurch kaum zu erkennen war. Die Wände der Halle waren mit obszönen Darstellungen beschmiert und zeugten eher von der blühenden Fantasie des Malers als von seinen künstlerischen Fähigkeiten. An jeder Längsseite stand eine lange Tafel, an der jeweils ein Dutzend Männer saß. Sie tranken Bier aus tönernen Krügen und unterhielten sich laut. Drei spärlich bekleidete junge Mädchen eilten durch einen Torbogen im Hintergrund herein und bedienten die schmutzigen Kerle. Als Erstes boten sie einem schlanken jungen Mann zu essen an, der mit zwei anderen an einem erhöht stehenden Tisch an der Rückwand des Raums saß.
    Als Jen und seine Männer Saranga und Vertos in die Mitte der Halle führten, verebbte der Lärm, und alle Augenpaare richteten sich auf die Neuankömmlinge.
    »Warum hast du sie nicht entwaffnet?«, drang die Stimme des jungen Mannes durch die trüben Rauchschwaden.
    Jen zuckte zusammen und wurde bleich. »Sie wollten nicht und da – ich dachte, es ist nicht so wichtig.«
    »So, du dachtest? Seit wann sollst du denken und meine Befehle ignorieren? Aber ich bin heute ausnahmsweise gnädig gestimmt.« Lässig erhob er sich und trat einige Schritte vor.
    Er war wie ein Edelmann gekleidet. Seine helle Wildlederhose war schön gearbeitet, und die hohen Stiefel passten wie angegossen. Auch die prunkvoll bestickte lange Jacke, die von einer breiten Goldspange zusammengehalten wurde, war eine hervorragende Arbeit. An Hals und Ärmeln quoll reichlich Spitze hervor, die jedoch grau und voller Fettflecken war. Sein Haar fiel in dunklen Locken auf den Rücken und war nach der herrschenden Mode mit einer Schleife im Nacken zusammengebunden.
    »Komm zu mir!« Plötzlich hatte er eine Lederpeitsche in der Hand. Der große Rubin an seinem Finger blitzte im Fackelschein.
    Sarangas Blick

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