Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
konnten sie ihren Unterschlupf in eine sicherere Gegend verlegen.
Vertos zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr seid doch Geschäftsmann, da werden wir uns sicher auf einen vernünftigen Betrag einigen. Hundertfünfzig?«
»Dreihundert! Das ist mein letztes Angebot, sonst ist das Gespräch beendet.«
Saranga nickte kaum merklich. Vertos wusste, dass in ihrem Kopf bereits Rachegedanken blühten. Er würde sich diese Überlegungen für später aufheben. Wenn er nur mit Ferule reden könnte!
»Einverstanden. Wenn Ihr das Pergament fertig habt, kann einer Eurer Männer uns zum Tempel begleiten, dann können wir ihm den Tribut aushändigen.«
»Ich glaube, Ihr habt mich nicht richtig verstanden. Dies ist ein neuer Vertrag. Ihr habt keine alten Rechte mehr in Ehniport. Der alte Tempel gehört zu meinem Territorium, daher habe ich auch die Gegenstände darin in meinen Besitz genommen.« Querno grinste hämisch. »Das Gold und die wunderschönen Juwelen zieren meine Schatzkammer vorzüglich, und auch der Verkauf der alten Bücher und Schriftrollen hat mein Vermögen beträchtlich vermehrt.«
In Vertos’ Kopf rauschte es. Konnte das stimmen? Er hatte das Versteck zweifach magisch gesichert, ganz zu schweigen von der unzerstörbaren Eisentür. Querno bluffte nur! – Aber woher wusste er dann von den Büchern und Schriftrollen? Vielleicht war das nur eine Vermutung? Immerhin hatte Vertos die wertvollsten Gegenstände in Geheimfächern versteckt. Wenn es Querno gelungen war, in den Tempel vorzudringen, dann nur mit Hilfe eines Magiers. Der konnte dann aber auch die Geheimfächer aufgespürt haben.
Sie mussten hier raus und sehen, was an der Sache dran war. Vielleicht war noch was zu retten.
Vertos warf Saranga einen warnenden Blick zu und erhob sich. »Das geht in Ordnung. Wir werden das Geld bis morgen Abend besorgen.«
Querno streckte die Beine aus und lehnte sich lässig im
Stuhl zurück. »Gut, ich werde Euch bewachen lassen, damit Euch bis dahin kein Leid geschieht.« Die Drohung war nicht zu überhören. »Sobald meine Männer das Geld in Händen haben, könnt Ihr in den Tempel.«
Saranga ballte die Fäuste, als Jen ihr die Augen verband, konnte ihren Zorn aber zügeln, bis sie wieder auf den nächtlichen Straßen von Ehniport standen und Quernos Männer in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann brach die ganze Wut aus ihr heraus, und es dauerte Stunden, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Das Wunder geschieht
Nach vielen Stunden erreichten die Freunde den Stollen. Von den Zwergen war nichts zu sehen oder zu hören, und so stolperten sie nach einer kurzen Pause weiter, immer in Richtung Sonne und Luft.
»War ich jemals in meinem Leben so müde?«, seufzte Lahryn. »Ich kann an nichts anderes mehr denken als an ein weiches Bett.«
»Oh ja, danach wäre mir auch.« Rolana rieb sich die rot geränderten Augen und schlurfte weiter. Bald schimmerte ihnen Tageslicht entgegen, und sie beschleunigten noch einmal die Schritte.
Erleichtert spürten sie die ersten Sonnenstrahlen des Morgens auf der Haut. Das Dorf wirkte wie ausgestorben, die meisten Zwerge schliefen noch. Nur aus dem Laboratorium quoll schon bunter Rauch auf und stieg in den klaren Himmel. Gähnend schlurften die Freunde Ninas Haus und seinen weichen Betten entgegen. Nur noch den steilen Weg hinunter ...
Da passierte es. Cay blieb mit dem Stiefel an einer Wurzel hängen, stolperte und fiel der Länge nach hin. Rolana stieß einen Schrei aus, Ibis sprang sofort herbei, doch das Unglück war geschehen. Das Ei krachte zu Boden und rollte immer schneller den steilen Pfad hinab. Die Freunde ließen ihre Rucksäcke fallen und setzten ihm nach, doch es war ein Baumstamm, der das Ei unsanft aufhielt. Knirsch!
Sie rannten herbei, umringten das Ei und bückten sich, um den Schaden zu begutachten. Breite Sprünge zogen sich über die Schale, und eine weiße Flüssigkeit tropfte ins Gras.
»Oh je, das sieht nicht gut aus.« Rolana legte die Hände auf die Schale und forschte mit ihren Gedanken nach dem Leben des Ungeborenen. Sie fühlte das klopfende Herz und den pulsierenden Lebensstrom unter der kalkigen Hülle.
»Es lebt noch«, seufzte sie erleichtert und legte Cay, der neben ihr kniete, den Arm um die Schulter. Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Plötzlich wackelte das Ei, und ein Kratzen drang durch die Risse. Die Spalten erweiterten sich, ein paar Splitter fielen ins Gras, dann schnüffelte eine kupferglänzende Nase durch das Loch. Die
Weitere Kostenlose Bücher