Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
»Meinst du, wir können die Kette queren? Sonst müssen wir nach Westen schwenken und die Berge umgehen.«
»Das dauert viel zu lang. Ich bin dafür, dass wir es versuchen.«
»Ich glaube nicht, dass wir mit dem Wagen noch weit kommen«, mischte sich Rolana ein.
»Dann muss dein Hätschelkind eben laufen«, sagte der Zwerg unwirsch.
Rolana lächelte. »Ich werde es ihm schonend beibringen. Ich glaube, es ist inzwischen kräftig genug, um mit den Pferden Schritt zu halten.«
»In den Bergen sind wir sowieso nicht so schnell.«
Lahryn runzelte die Stirn. »Ich schätze, dass die Probleme erst hier richtig anfangen«, meinte er und umkreiste die Worte »Große Sandwüste Drysert«, die die nördliche Begrenzung der Karte bildete, die der Zwergenälteste ihm gegeben hatte. »Wir haben keine Ahnung, wie breit die Wüste ist und wie wir dann zu den Vulkanbergen kommen. Die Karte ist sicher nur eine Schätzung. Ich glaube nicht, dass jemals einer den Weg durch diese Wüste genommen hat.«
Rolana stieg wieder in den Sattel. »Wir schaffen das schon. Das Amulett wird uns den Weg weisen. Habt Vertrauen zu den Göttern.«
Thunin verzog den Mund, sagte aber nichts dazu. Stattdessen zeigte er nach vorn. »Dort drüben scheint ein kleiner Bach aus dem Tal zu kommen. Lasst uns dorthin reiten. Ich lechze nach kühlem Wasser.«
Bald lagen die Freunde faul im Schatten der lichten Bäume und suchten, so gut es ging, Schutz vor der heißen Sonne. Das Gras war von der Glut verdorrt, und auch die Bäume hatten die meisten Blätter aufgrund der Trockenheit abgeworfen. Missmutig zupften die Pferde an den gelblichen, harten Halmen und scharrten im Staub, ob nicht doch noch etwas frisches Grün zu finden sei.
Belustigt sahen die Gefährten Covalin zu, der offensichtlich gerade seine Flügel entdeckt hatte. Entzückt faltete er sie abwechselnd auf und legte sie dann wieder sorgfältig zusammen. Er wollte sie zu gerne auch einmal von hinten betrachten, und so drehte er sich erfolglos im Kreis.
Ibis sprang auf. »Das kann ja keiner mit ansehen! Die Dinger sind zum Fliegen da, du dummer Drache.« Sie lief auf ihn zu und stellte sich vor ihn hin. Zur Demonstration bewegte sie die Arme auf und ab. »So geht das, los mach ‘s nach.«
Covalin legte den Kopf schief und bewegte langsam die Flügel – nichts geschah. Thunin warf sich japsend auf den Rücken. »Jetzt fliegt Ibis gleich weg. – Du gibst eine gute Drachenmutter ab. Vielleicht solltest du eine Flugschule aufmachen.«
Ibis war beleidigt. »Wie soll er ‘s denn lernen, wenn ihm niemand zeigt, wie es geht? Du hast ja keine Ahnung, du dummer Zwerg!«
Thunin wischte sich die Tränen aus den Augen. »Klar, vom Fliegen verstehe ich so viel wie du.«
Covalin legte sich hin und schob die Schnauze unter die Tatzen. Warum lacht ihr alle über mich? Ich kann nicht fliegen. Ihr seid böse zu mir.
Nicht schmollen. Versuch es doch noch einmal, forderte Rolana ihn auf.
Ibis rannte vor ihm auf und ab. »Los, du musst Anlauf nehmen.« Covalin sah ihr einige Augenblicke zu, dann lief er flügelschlagend neben ihr her.
»Schneller, schneller«, japste die Elbe, die schon einen ganz roten Kopf hatte.
Lahryn schüttelte den Kopf. »Das kann nicht funktionieren. Die Flügel von Drachen sind viel zu klein, um ihren schweren Körper in der Luft zu halten. Sie haben eine spezielle Flugmagie. Ohne die ...«
Rolana unterbrach ihn. »Seht doch! Ich glaube, es klappt tatsächlich!«
Und richtig, die Klauen berührten kaum mehr den Boden. Der Drache hob ab und gewann im warmen Aufwind rasch an Höhe. Noch immer bewegte er die Beine und lief in der Luft weiter.
»Unglaublich«, murmelte der Magier. Keuchend blieb Ibis stehen.
»Covalin, du fliegst, juhu, du kannst fliegen!«, schrie sie dem Drachen nach. Stolz sah er sich nach der Elbe um und klappte die Flügel zu.
Die Flügel! Du musst mit den Flügeln schlagen!, beschwor ihn Rolana, doch er sauste wie ein Stein der Erde entgegen. Die Priesterin hob die Hände vors Gesicht. »Oh nein, ich kann das nicht sehen!«
Der Boden erzitterte, als ein völlig verdutzter Drache unsanft im Staub aufschlug. Fast gleichzeitig entfuhr ihnen ein Aufschrei, und so schnell sie ihre Beine trugen, rannten die Gefährten zu Covalin. Wimmernd lag er auf dem Bauch, die Augen geschlossen.
»Oh, ihr Götter, er ist verletzt.« Ibis kniete sich zu ihm hin. Rolana legte ihm die Hand zwischen die Nüstern und forschte in seinem Geist nach Verletzungen. Erstaunt sah
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