Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
erstarrte. Statt hartem Steinboden fühlte er einen warmen Körper und Stoff unter sich. Doch als Vertos versuchte, sich von Criss’ Körpergewicht zu befreien, war der Schreck verflogen.
»Ich hab ihn! Schnell Gynor, ich hab den Magier!«, keuchte er und umklammerte Vertos’ Arm. Vergeblich versuchte der Magier, sich dem harten Griff zu entwinden.
»Tod dem Dieb!«, schrie Gynor entzückt und nahm die Keule vom Gürtel.
Der Ruf schallte bis zu Saranga. Sie rannte um die Ecke.
»Halt ihn fest, dann klopf ich ihn weich!« Der Zwerg holte aus, und die Keule sauste auf den Rücken des Magiers nieder. Ein paar Augenblicke schwanden ihm die Sinne, und flimmernd wurden seine Umrisse sichtbar. Auf Gynors Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus, als er die Keule zum zweiten Mal hob. Bevor der Zwerg jedoch zuschlagen konnte, traf ihn Sarangas Schwert in den Rücken. Schwer verletzt knickte er zusammen. Die Kämpferin ließ das Schwert fallen und zog ihren Dolch. Gynors Schrei noch im Ohr, ließ Criss den Magier los und riss den Säbel heraus. Doch bevor er sich umdrehen konnte, griff eine Hand nach seinen Haaren und zog ihm den Kopf unbarmherzig nach hinten. Das Letzte, was Criss in seinem Leben spürte, war die kalte Klinge, die ihm die Kehle durchschnitt.
Saranga ließ den Toten fallen und umfasste Vertos’ Arm. Mit einem Ruck zog sie den Magier hoch. »Alles in Ordnung?«
»Geht schon. Der Schuft hat mir einen ganz schönen Schlag zwischen die Schultern verpasst.«
»Komm, wir müssen weiter. Immerhin warten noch sechs von Quernos Spießgesellen am Ausgang.«
Da hob der Zwerg den Kopf und brüllte: »Alarm, Hilfe, Al ...« Saranga schlug ihm die eigene Keule auf den Kopf, und der Schrei verstummte. Kopfschüttelnd griff sie nach ihrem Schwert, das dem Zwerg noch immer zwischen den Rippen steckte.
»Ganz schön hart im Nehmen, der Kleine!«
Der Hilferuf des Zwerges war bis zu Jen und seinen Männern gedrungen, und das Trampeln der Stiefel kündigte ihr Kommen an.
»Vertos, wir bekommen Besuch. Kannst du noch? Sonst versteck dich in der Nische dort drüben.«
»Nein, geht schon. Wir werden Quernos dreckige Bande gebührend empfangen.«
Als die sechs Männer durch den Torbogen am Ende des Gangs stürmten, zuckten plötzlich Blitze um sie herum. Vor Schreck und Schmerz schrien sie auf. Da wirbelte Sarangas Dolch durch die Luft und fuhr dem Dicken neben Jen in den Bauch. Die anderen Männer rannten weiter.
»Habt ihr noch immer nicht genug? Also dann!« Gefiederte Pfeile schossen aus Vertos’ Fingern und bohrten sich in Gesicht und Hals des Mannes, der den Platz des Verletzten eingenommen hatte. Wortlos stürzte er zu Boden.
»Und jetzt werde ich ein bisschen Hilfe anfordern.« Vertos begann beschwörend zu singen. Erst passierte nichts, doch dann färbte sich die Luft vor ihm rot und verdichtete sich zu einer Gestalt. Das Monster war zehn Fuß hoch, hatte einen feuerrot geschuppten Körper und einen Kopf, der halb an einen Menschen, halb an eine Echse erinnerte. Dampf stieg ihm aus den spitzen Ohren. Angstschreie ertönten. Saranga trat ein paar Schritte vor und hob das Schwert. Jen und zwei andere drangen mit ihren Säbeln auf sie ein. Der Letzte blieb unentschlossen stehen und betrachtete furchtsam den Echsenmenschen.
»Komm nur näher. Strolche wie dich frisst er am liebsten!« Vertos lachte höhnisch.
Da nahm der Mann Reißaus. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte schreiend durch den Torbogen davon.
»Jetzt sind es nur noch drei!«
»Zwei!«, schrie Saranga und stieß zu. Der Mann fiel tödlich getroffen zu Boden. Aber da erwischte Jens Säbel sie an der Seite. Er drang durch ihr Lederwams und fuhr ihr tief ins Fleisch. Sarangas Antwort war eine Triade von Hieben, mit der sie Jen an die Wand zurückdrängte. So bot sie dem zweiten Mann jedoch eine Blöße, die er sofort zu nutzen suchte. Doch Vertos blieb nicht untätig. Der Echsenmensch platzte wie eine Seifenblase, als der Magier mit seinem Gesang aufhörte und einen neuen Spruch murmelte. Der Mann hob seinen Säbel zum Stoß, als das Metall plötzlich rot glühte. Mit einem Schrei ließ er die Waffe fallen und schüttelte seine Hand, auf der sich dicke Brandblasen bildeten. Fluchend rannte er davon.
Jen blutete aus mehreren Wunden, sein Atem wurde immer schneller, die Bewegungen fahrig. Er wusste, dass er fallen würde, aufzugeben kam ihm jedoch nicht in den Sinn. Die Schmach, von einer Frau zweimal besiegt worden zu sein, nagte
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