Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
wartete einen Augenblick und folgte den Männern dann in sicherem Abstand nach.
*
So ein Mist!, fluchte Saranga im Stillen. Wie konnte sie Vertos nun wiederfinden? Dort, wo er gerade noch gewesen war, standen drei dieser ungehobelten Kerle.
Gut, dann musste eben jeder für sich den Weg aus dem Labyrinth finden. Vielleicht trafen sie durch Zufall wieder aufeinander. Hier konnte sie sich jedenfalls nicht bemerkbar machen. Saranga eilte den Gang hinunter, den sie mit Vertos gekommen war. Nach einigen Kreuzungen und Abzweigungen blieb sie stehen und runzelte die Stirn. Waren sie von rechts oder von links gekommen? Hier sah alles so gleich aus! Oder war sie schon vorhin an der Abzweigung falsch abgebogen? Seufzend lief sie zur letzten Kreuzung zurück, doch auch hier war sie sich nicht sicher. Verflucht!
Ganz in der Nähe hörte sie die Stimmen der Männer und die Tritte ihrer Stiefel. Immer wieder schallten Quernos Rufe durch das Labyrinth, mit denen er die Männer zur Eile antrieb. Da huschte ein spitzbübisches Lächeln über Sarangas Gesicht. Ihr wollt uns durch die Gänge trEiben? Drehen wir den Spieß doch einfach um!
Behände lief sie den Stimmen nach. Das war in den weit verzweigten Katakomben nicht ganz einfach, denn das Echo lockte die Kämpferin immer wieder in die falsche Richtung, doch sie ließ sich nicht beirren. Der Lärm kam immer näher. Ab und zu erkannte Saranga eine Tür oder einen herabgefallenen Stein wieder. Dann erreichte sie den unterirdischen Bachlauf. Diesmal nahm sie sich nicht die Zeit, die Stiefel auszuziehen, sondern hastete durch die stinkende Brühe. Die nassen Abdrücke auf der anderen Seite zeigten ihr, dass sie auf dem richtigen Weg war. Unbemerkt tauchten aus dem Nichts noch ein paar Fußspuren auf und vermischten sich mit den anderen.
Plötzlich schienen die Stimmen der Männer wieder näher zu kommen. Kehrten sie um? Warum?
Saranga wich den grobschlächtigen Gestalten, die ihr entgegenkamen, geschickt aus und duckte sich unter ihren Waffen hindurch. Kurz darauf erreichte sie das Gitter. Gynor hatte es wieder abgeschlossen. Mit grimmiger Miene stand er nun mit seinen Männern vor den Stäben, entschlossen, nicht mal eine Maus durchzulassen.
Nachdenklich nagte Saranga an der Unterlippe. Da musste sie wohl einen Trick anwenden. So leise wie möglich sammelte sie ein paar Steinchen und holte zwei Goldmünzen aus dem Rucksack. Dann schlich sie zur Gittertür. Geschickt warf sie zwei Steinchen durch die Stäbe.
»Hast du das gehört?« Der dicke Hell stieß Gynor aufgeregt in die Rippen.
»Schsch, halt die Klappe!«
Aufmerksam starrten die Männer durch die Gitterstäbe. Das nächste Steinchen fiel zu Boden.
»Ich glaube, jetzt haben wir ihn«, murmelte der Zwerg gedehnt und zog den Schlüsselbund aus der Tasche. Das Schloss ächzte leise.
Saranga rutschte noch ein Stück näher, holte aus und warf die beiden Goldstücke weit in den Gang hinein.
»Da ist er!«, schrie Hell, riss die Tür auf und stürmte hindurch. Die anderen Männer folgten. Sie rannten zu der Stelle, wo sie das Gold hatten aufblitzen sehen, und fuchtelten mit ihren Waffen herum. Hell erwischte einen langen Kerl mit Glatze, zerriss sein Lederhemd und schnitt ihm in den Arm. Bevor er sich entschuldigen konnte, traf ihn schon die Faust des Langen ins Gesicht. Blut schoss aus Heils Nase.
Saranga unterdrückte ein Kichern. Ja, schlagt euch nur selber! Flink huschte sie durch die offen stehende Gittertür, ehe Gynor zurückkam, um sie zu schließen.
»Ruhe! Ihr benehmt euch wie Idioten. Hell, Fallur und Gin, ihr bleibt hier und bewacht das Gitter. Ich untersuche mit Criss den Gang zum Friedhof. Vielleicht können wir den Magier in Jens Arme trEiben.«
Der Zwerg reichte Fallur den Schlüssel und eilte mit Criss – einem kleinen, durchtrainierten Mann mit kräftigen Muskeln – dem Ausgang am Friedhof zu. Saranga folgte ihnen leise. Ihre Gedanken waren schon bei der drehbaren Steinplatte, die von der Gruft nach draußen führte. Schlimmstenfalls würde sie es am Ausgang mit acht Männern zu tun bekommen. Keine leichte Aufgabe, aber auch nicht unlösbar. Sie musste nur schnell genug sein!
Einige Biegungen vor der Gruft blieb Vertos stehen. Schritte näherten sich von hinten, dann kamen ein Zwerg und ein Mann um die Ecke. Der Magier drückte sich an die Wand, um die beiden passieren zu lassen, doch da geschah es. Criss stolperte über eine unebene Bodenplatte, fiel gegen den Magier und riss ihn nieder. Der Mann
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