Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
können wir gut verzichten!« Ibis ballte die Fäuste.
Rolana legte den Arm um sie, doch sie schüttelte ihn ab. »Ibis, bitte, du kannst Covalin am besten beschützen, wenn Gefahr droht. Du bist mutig und eine geschickte Kämpferin. Du weißt, wie wichtig sein Leben ist!«
»Ach, halt den Mund! Mich kannst du nicht so leicht beeinflussen wie Thunin. Aber ihr werdet schon noch merken, dass ihr ohne mich aufgeschmissen seid. Wartet’s nur ab!« Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in der Dunkelheit. »Covalin, los komm!« Mit hängender Zunge sprang der Drache ihr nach.
»Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.« Rolana strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht.
»Ach was«, warf der Magier ein. »Sie schmollt jetzt – schließlich ist sie für eine Elbe ja auch noch ein halbes Kind. Aber ich bin überzeugt, sie wird ihre Aufgabe erfüllen. Freunden muss man vertrauen!«
Nachdenklich schüttelte Thunin den Kopf. »Eigentlich schon, aber Ibis denkt zu wenig über ihr Handeln nach.«
Lahryn erhob sich. »Tatsache ist, dass wir keine andere Wahl haben, wenn wir die Zwerge befreien wollen. Deshalb brechen wir jetzt auf. Die Zeit bis zur nächsten Wachablösung läuft uns sonst davon.«
Sie schulterten die sorgsam gepackten Rucksäcke und schlichen schweigsam, die Waffen kampfbereit in Händen, zum verlassenen Eingang hoch. Jeder hing seinen Gedanken nach, doch alle fragten sich, wie erfolgreich sie heute Nacht sein würden – und wie hoch ihre Verluste wären.
*
Vier schattenhafte Gestalten huschten durch den Eingang des verlassenen Stollens. Für den Weg bis zum Lüftungsschacht zündeten sie die Laternen an, da sie hier nicht fürchten mussten, entdeckt zu werden. Ohne auch nur einmal falsch abzubiegen, erreichten sie den Schacht, der in eine bodenlose Schwärze führte. Thunin rüttelte an einem Stützbalken.
»Der hält! Daran können wir das Seil befestigen.« Sein Flüstern hallte hohl aus der Tiefe wider. Er nahm das Seil von der Schulter, knotete ein Ende um den Balken und ließ das andere in die Tiefe gleiten. Mit angehaltenem Atem standen die Freunde da und lauschten, doch kein Laut drang zu ihnen hinauf.
»Wer geht zuerst?« Die Freunde sahen sich an. Sie dachten an Ibis. Dieses Mal mussten sie ohne ihre Kletterkünste zurechtkommen. Thunin schwang sich breitbeinig über das Loch.
»Ich klettere zuerst runter und sehe mir die Sache mal an. Wenn die Luft rein ist, könnt ihr nachkommen. Ich ziehe dann dreimal am Seil.«
Lahryn hielt ihn am Ärmel fest. »Du siehst nur um die Ecke, ob jemand in der Nähe ist, dann holst du uns nach – keine Alleingänge!«
»Heiß ich vielleicht Ibis und hab spitze Ohren?« Der Zwerg verschwand in der Tiefe. Es war gar nicht so einfach, sich geräuschlos am Seil hinunterzuhangeln. Er scharrte und kratzte an den Wänden, und sein keuchender Atem war deutlich zu hören. Die Freunde sahen in Gedanken schon Horden von Feinden herbeirennen, doch nichts geschah, und kurze Zeit später ruckte es dreimal am Seil.
Cay ließ Lahryn und Rolana hinunter und folgte dann mit dem Getöse eines mittleren Felssturzes nach. Die Freunde blieben stehen und lauschten in die Finsternis. Kein Laut war zu hören. Sie warteten, bis ihre Augen sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass sie wenigstens grobe Umrisse erkennen konnten. Dann schlichen sie los.
»Hört ihr das?«, wisperte Thunin, der vorausging, und deutete den Gang hinunter.
Cay nickte. Verstohlen drückten sich die vier an der Wand entlang. Bald wurden die Stimmen deutlicher, und als sie um die Ecke bogen, sahen sie nur wenige Schritte weiter an der gegenüberliegenden Wand eine Tür. Und unter der Tür einen Lichtschimmer. Thunin gebot den anderen stehen zu blEiben und verschwand in der Dunkelheit. Sie mussten nicht lange auf seine Rückkehr warten.
»Es sind mindestens drei Oger und zwei Männer. Einen Zyklopen habe ich auch gesehen. Zwei Zwerge bedienen die gefräßige Meute.«
»Sollen wir sie überraschen?«, wisperte Cay.
Thunin schüttelte heftig den Kopf.
»Gut, dann kümmern wir uns erst mal um die Wachen«, drängte der Magier. »Los, Thunin, führ uns zum Ausgang. Ich hab mir was für den perfekten Überfall ausgedacht – ganz ohne Schwerter und Keulen!«
Bald tauchte ein nachtblau schimmerndes Viereck vor ihnen auf, vor dem sich zwei massige Gestalten abzeichneten. Die Freunde ließen Lahryn ein paar Schritte vorausgehen und warteten gespannt. Der Magier zog ein Fläschchen mit
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