Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
an ihm.
Was würde Querno mit ihm machen, wenn er von dieser Niederlage erführe?
Sarangas Schwert fuhr ihm in den Oberschenkel, ihr Fußtritt warf ihn zu Boden, die Waffe entglitt seiner Hand. Ohne Angst sah er ihre Klinge auf sich zukommen.
»Lass ihn! Los, wir müssen hier raus, bevor sich die ganze Meute auf uns stürzt.«
Schulterzuckend wischte Saranga ihr Schwert an Jens Wams ab und steckte es in die Scheide.
»Wenn ich daran denke, wie Querno mit seinen Leuten umgeht, wäre der Tod wahrscheinlich angenehmer für ihn!«
Ohne noch einen Blick auf die Besiegten zu werfen, nahm sie den Rucksack mit den erbeuteten Schätzen und folgte Vertos zur Gruft, die still und verlassen dalag. Zum Glück hatten die beiden diesen Eingang auf früheren Reisen zum alten Tempel schon so oft passiert, dass ihnen sein Mechanismus vertraut war. Als die Platte zur Seite glitt, begrüßte sie der kalte Frühnebel eines neuen Tages, und wenige Augenblicke später waren der Magier und die Kämpferin mit ihrer Beute zwischen den verschwommenen Schatten der Bäume verschwunden.
Der Aufstand
Einen Tag später saßen die Freunde im letzten Sonnenlicht des kühlen Herbsttages zusammen und schmiedeten Pläne für die vor ihnen liegende Nacht. Nur Ibis fehlte, die auf einem Ast mit Blick auf den Hauptstollen im Blattwerk verborgen saß und Wache hielt. Der große Augenblick war gekommen, heute Nacht wollten sie zuschlagen und die Zwerge von ihrem Joch befreien. Mit einem Stöckchen zeichnete Thunin Linien, Kreuze und andere Zeichen in den Sand. Die anderen saßen um ihn herum und sahen ihm aufmerksam zu.
»Hier ist der Lüftungsschacht, der das stillgelegte Bergwerk mit dem neuen Teil verbindet. Er ist breit genug, um darin herunterzuklettern. So kommen wir schon mal unbemerkt an den Wachen vorbei.«
»Kommen wir durch den Schacht zur Not auch wieder hoch?«, fragte Lahryn. »Ich würde meine Kletterkünste nämlich eher kläglich nennen!«
»Kein Problem! Wir müssen sowieso ein Seil befestigen, damit beim Abstieg keiner fällt und einen Höllenlärm macht. Ich glaube nicht, dass an dem Schacht je einer vorbeikommt. Wir können das Seil also gefahrlos hängen lassen. Und wenn dich deine Kräfte im Stich lassen, großer Magier, zieht Cay dich sicher ein Stück hoch!«
Cay grinste und nickte zustimmend.
Thunin war mit Ibis die vergangene Nacht über fleißig gewesen. Sie hatten dem rothaarigen Riesen noch einmal einen Besuch abgestattet und von ihm ein paar wertvolle Details über die Anlage erfahren. Doch soviel sie ihn auch drängten – der Muskelprotz wollte sich auf keinen Kampf mit Menschen, Ogern und Zyklopen einlassen. Was in den tiefen Höhlen und Gängen geschehen und den gefangenen Zwergen widerfahren mochte, interessierte ihn nicht, solange er seine Ruhe hatte.
»Also weiter. Vom Schacht führt ein langer Gang hier in Richtung Hauptausgang, wo immer zwei Zyklopen wachen. In diesem Bereich also äußerste Vorsicht! Zwei Gänge zweigen hier und hier ab.« Thunins Zweig kratzte durch den Sand. »Hier befindet sich ein großer Raum zur Fütterung der dummen Muskelpakete, die die armen Zwerge tyrannisieren, und dahinter eine Küche und ein Vorratslager, aber das ist nicht so wichtig. Wirklich interessant wird es hier.« Er stach den Zweig wie einen Dolch dorthin, wo er eine breite Abzweigung eingezeichnet hatte.
»Hier ist richtig was los. Von dort kommt das Quecksilber in großen Kisten herauf, und dem Gestank nach zu urteilen, sind die Laboratorien, wo es verarbeitet wird, nicht weit. Da ist immer viel Betrieb, deshalb konnten wir nicht weiter vordringen. Das Risiko, entdeckt zu werden, war zu groß. In regelmäßigen Abständen schieben Zwerge die schweren Loren auf Gleisen in die vordere Lagerhöhle, wo sie die Kisten stapeln, bis die nächste Karawane kommt. Sie werden immer von einem Oger begleitet. Hier ist also der Knackpunkt! Wir müssen ungesehen in die untere Ebene gelangen und die Höhle finden, in der die Zwerge, die gerade keine Schicht haben, gefangen gehalten werden. Sie zu befreien, ist das erste Ziel. Dann müssen wir in die Stollen vordringen und die holen, die gerade arbeiten. Spätestens dann ist dort unten vermutlich die Hölle los, und wir müssen sehen, dass wir, so gut es geht, aus dem Schlamassel rauskommen.«
»Zusammengefasst lautet dein Plan also: reinrennen, Oger und Zyklopen totschlagen und die Zwerge befreien!«, stellte Cay fest und lächelte unschuldig. Thunins Gesicht färbte sich rot.
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