Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
hervor, den Bogen noch in der Hand, einen neuen Pfeil angelegt. Covalin zitterte vor Angst. Auf die Idee wegzulaufen kam er nicht. Er steckte nur die Schnauze unter seine Klauen und sah den näher kommenden Riesen mit großen Augen an.
»Was bist du für ein seltsames Tier? Du siehst aus wie ein weißer Drache.«
Covalin vergaß seine Angst und reckte die Nase stolz in die Luft. Ich bin ein weißer Drache. Und ich bin sehr wichtig – sagt Rolana. »Nanu, du kannst ja sprechen! Ich lebe ja schon ziemlich lange, aber so was ist mir noch nicht passiert!«
Der Riese trat näher und betrachtete das Wesen neugierig.
*
Die Keule streifte Cays Kopf und zerschmetterte ihm die Schulter. Kaum einen Augenblick später schlitzten die Spitzen einer zweiten Keule das dicke Ledergewand über seiner Brust auf und gruben sich tief in sein Fleisch. Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel Cay und begrub den leblosen Körper von Rolana unter sich.
Dem Oger blieb nicht die Zeit nachzusehen, ob der Kämpfer tot war, denn ein blauer Blitz traf ihn in die Brust und schleuderte ihn zu Boden. Eine Meute bewaffneter Zwerge, eine Elbe und ein Mann im Gewand eines Magiers stürzten herbei und kehrten das Kräfteverhältnis um. Ehe der Kampf jedoch losging, tauchten von hinten sechs Oger auf, und vom Eingang rannten ein Dutzend Männer und ein Zwerg auf die Befreiten zu. Die Waffen in ihren Händen ließen keinen Zweifel an ihrer Absicht aufkommen.
Chaos brach über sie herein wie eine alles verschlingende Woge. Freunde und Feinde wurden auseinander gerissen und vermischten sich im Strudel des Kampfes. Jeder schlug sich, um irgendwie zu überleben. Der Lärm der Waffen und Schreie war ohrenbetäubend. Eine Verständigung war nicht mehr möglich.
Thunin kämpfte gegen einen mit Säbel bewaffneten Mann und einen Oger mit Keule. Ab und zu sah er einen Blitz über seinen Kopf zischen. Lahryn war also noch am Leben. In einiger Entfernung entdeckte er Cays reglose Gestalt am Boden, doch wo war Rolana? Thunin erschlug den Mann mit einem kräftigen Hieb und konzentrierte sich auf den Oger.
Rolana erwachte. Sie versuchte tief einzuatmen, um den Schwindel zu vertrEiben, doch etwas Schweres drückte ihr den Brustkorb zusammen. Eine warme Flüssigkeit tropfte ihr ins Gesicht. Der Salzgeschmack auf den Lippen ließ sie erschauern. Blut! War es ihr eigenes? Etwas irritierte ihren getrübten Verstand. Cays Gesicht stand ihr deutlich vor Augen. Seine Lippen bewegten sich, als wollten sie ihr etwas sagen, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz: Das Blut in ihrem Gesicht war sein Blut, und es war sein Körper, der sie niederdrückte! Er musste schwer verletzt sein.
Jetzt war sie hellwach. Vorsichtig rutschte sie ein Stück unter ihm hervor, um besser atmen zu können. Ringsum tobte der Kampf, doch keiner achtete auf die beiden am Boden liegenden Gestalten. Rolana versuchte, das Getümmel zu ignorieren und sich nur auf Cays Verletzungen zu konzentrieren. Sie legte die Arme fest um ihn und schloss die Augen.
Soma, ich flehe dich an, hilf mir!
Nach einer Weile spürte sie, wie sich Cay zu bewegen begann, doch sie umklammerte seinen Geist und hielt ihn fest. Die Gefahr war zu groß, wenn er sich gleich wieder in den Kampf stürzte.
Die letzten Überlebenden von Salecs Männern ergriffen die Flucht, die Oger waren alle tot, und von Durim fehlte jede Spur. Erschöpft und blutüberströmt stützte sich Thunin auf seine Axt und hinkte müde zu Gay, der noch immer bewusstlos am Boden lag.
»Ist es vorbei?«, drang Rolanas Stimme dumpf unter dem schlaffen Körper hervor. Erleichtert half ihr Thunin, sich von der Last zu befreien. Erst jetzt bemerkte sie ihre Kopfwunde. Als sie sich aufsetzte, verschwamm das Bild des Zwerges vor ihren Augen, und der Schmerz ließ sie aufstöhnen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie musste sich übergeben. Mit geschlossenen Augen blieb sie an die Wand gelehnt sitzen.
Thunin sah sich auf dem Schlachtfeld um. Es gab kaum jemanden, der nicht schwere Verletzungen davongetragen hatte. Nur Lahryn war wie durch ein Wunder völlig unversehrt – oder lag es an einem seiner magischen Tricks? Auch Ibis hielt sich noch ganz gut. Cay regte sich und schlug die Augen auf. Er brauchte eine Weile, bis ihm alles wieder einfiel. Ängstlich tastete er nach seiner Brust und der zerschmetterten Schulter, konnte aber bis auf ein paar Kratzer nichts finden. Verwirrt stand er auf.
Thunin sah von Cay zu
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