Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
sie schmerzhaft das Gesicht verzog.
»Schon gut. Jetzt ist hier endlich wieder Ruhe. Das habt ihr dem kleinen Ungeheuer zu verdanken. Es hat mich so lange beschwatzt, bis ich dann doch neugierig wurde, was hier vor sich geht. Ich würde den kleinen Drachen gern behalten, aber ich glaube es ist besser, wenn er mit euch weiterzieht.«
Covalin landete in einer aufwirbelnden Staubwolke und drückte sich jammernd an Rolana, die sich schwer auf Cays Arm stützte. Sie tätschelte den Drachen, der ihr gleichzeitig von seiner Verletzung, der aufregenden Jagd und Ibis’ Gemeinheit erzählte.
Rolana lächelte den Riesen dankbar an. »Wir stehen tief in deiner Schuld!«
Doch der zuckte nur mit den Schultern. »Ihr könnt noch ein paar Tage hier blEiben. Ich gehe jetzt in meine Höhle zurück. Es wird Tag, und ich bin müde und möchte in Ruhe schlafen!« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und stapfte davon.
Dijol
Was wollt ihr?« Ein paar ergraute Haarsträhnen, blassgraue Augen, eine Adlernase und dünne, farblose Lippen tauchten im Türspalt auf. »Wir haben nichts für Fremde übrig, also schert euch weg!«, fuhr die Frau fort.
Sie wollte Gräfin Lamina von Theron und ihrem Begleiter Seradir schon die Tür vor der Nase zuschlagen, doch der Elb schob schnell den Fuß dazwischen.
»Gute Frau, vor dir steht deine Landesherrin, Gräfin Lamina von Theron. Willst du uns nicht einlassen?«
Die Alte musterte die junge, zerzauste Frau, die in Reithose und Umhang vor ihrer Tür stand. Dann glitt ihr Blick zu dem schlanken Eiben mit blauschwarzem Haar. Sie spuckte ihm verächtlich vor die Füße. »Was du nicht sagst, Spitzohr.«
Lamina kramte nach dem ihr viel zu großen Siegelring, den sie immer in der Tasche trug, und reichte ihn der Frau freundlich lächelnd.
Vielleicht war es ja doch ein Fehler gewesen, nur mit Seradir hierher zu reiten.
Die Frau sah den Ring prüfend an. Sie kannte das Wappen von Theron. Unwillig gab sie Lamina den Ring zurück und öffnete die Tür.
»Ihr müsst schon entschuldigen, dass ich Euch in diesem Aufzug und ohne Begleitung nicht erkannt habe. Es treibt sich viel Gesindel in der Gegend rum, da kann man nicht vorsichtig genug sein.«
Sie musterte Seradir noch einmal durchdringend, trat dann jedoch beiseite, ließ die beiden Reisenden eintreten und führte sie durch einen muffigen, dunklen Gang. In der Stube war es unerträglich heiß und stickig. Sicher war hier seit Tagen kein Fenster mehr geöffnet worden. Durch die kleinen, schmutzigen SchEiben fiel nur wenig Licht. Darum war es düster, obwohl die Sonne noch mindestens zwei Handbreit überm Horizont stand. Lamina ließ sich in den abgewetzten Sessel sinken und streifte ihre Handschuhe ab.
»Ihr könnt Sauermilch oder Dünnbier haben. Die Zeiten sind hart, hier an der Küste.«
Die Gräfin zog ein Silberstück aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Wir nehmen das Dünnbier und etwas Brot und Käse, wenn ihr habt. Es soll Euer Schaden nicht sein.«
Ohne eine Miene zu verziehen, steckte die Alte die Münze ein und schlurfte zur Tür hinaus.
»Was soll ich davon halten?«, wandte sich Lamina kopfschüttelnd an den Elben, der sich bemühte, eines der verzogenen Fenster zu öffnen.
»Ich weiß nur, dass ich draußen schlafe, bevor ich hier drin ersticke.«
»Vielleicht haben die Leute wirklich nur Pech gehabt«, grübelte die Gräfin. »Armut macht hart. Ich hoffe, wir wissen heute Abend mehr, wenn wir mit allen Bewohnern der drei Höfe gesprochen haben.«
Seradir zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, hier stimmt was nicht.«
Die alte Frau kehrte zurück und stellte zwei Tonkrüge und einen Teller mit einem halben Brot und einem Stück Käse auf den lisch. Seradir zog seinen Dolch aus dem Gürtel und schnitt zwei Stück Brot und Käse ab.
»Wäre es möglich, uns mit allen Bewohnern von Dijol heute Abend zusammenzusetzen, um über eure Probleme zu sprechen? Vielleicht können wir euch helfen, die Erträge zu vergrößern. Ihr braucht keine Angst zu haben, ich werde von keinem Pächter etwas verlangen, der die Pacht unverschuldet nicht entrichten kann.«
Die Frau hob die Arme und begann zu lamentieren. »Die Pacht ist viel zu hoch. Das Meer nimmt uns immer wieder einen Teil der Ernte. Wie sollen wir nur über den Winter kommen? Unsere Kinder sind schon ganz mager ...«
Doch Seradir spürte, dass sie nicht ganz bei der Sache war und ihr Blick immer wieder durch das offene Fenster in den Hof
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