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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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    Ohne jede Vorankündigung sprang die Tür auf, und die beeindruckende Gestalt Ramón Berenguers I. erschien in den Privatgemächern der Gräfin. Diese legte die Stickleinwand zur Seite, an der sie gerade arbeitete, und befahl ihren Vertrauten: »Lasst uns allein.«
    Lionor, Bárbara und Delfín standen auf, nahmen ihre Sachen und verließen den Raum, ohne etwas zu sagen.
    Ramón war nach wie vor über alle Maßen in seine Frau verliebt. Obwohl so viel Zeit vergangen war, glühte seine Leidenschaft so stark wie am ersten Tag. In den fünf Jahren ihres Ehelebens hatte sie ihm zwei Zwillingssöhne und zwei Mädchen geschenkt, die man auf die Namen Inés und Sancha taufte, und sie hatte ihn den vollkommenen Gipfel der Liebe gelehrt.
    Der Graf küsste sie auf die Stirn und setzte sich auf den Schemel neben dem Stuhl seiner Frau.
    »Almodis, ich muss mit Euch reden.«
    »Das wollte auch ich tun, unter vier Augen. Dabei hatte ich an heute Nacht gedacht, aber Ihr seid mir zuvorgekommen, und ich möchte die Gelegenheit nutzen.«
    »Dann sprecht. Ich höre Euch zu.«
    »Nein, nein. Redet Ihr als Erster. Eure Angelegenheit ist gewiss wichtiger.«

    »Ich wünsche, dass Ihr Euch beruhigt«, antwortete Ramón. »Wenn Euch etwas stört, fühle ich mich nicht wohl. Fangt an.«
    Almodis unterdrückte einen Seufzer und begann mit ihrer Geschichte.
    »Nun denn, Ramón. Ich möchte Euch nicht ärgern, und Ihr wisst, dass ich immer bestrebt bin, Situationen zu vermeiden, die Euch stören: Auf Euren Schultern tragt Ihr alle Sorgen der Grafschaft, und das sind nicht wenige, und dazu kommen die Schwierigkeiten, für die Eure Frau Großmutter Ermesenda immer sorgt, wenn sie kann. Ihr haltet Euch beinahe stets außerhalb von Barcelona auf, wenn nicht bei einem Feldzug, dann, weil Ihr eine Grenzfrage regelt, Euch um Bündnisse bemüht oder Frieden zwischen Verwandten stiftet, die ständig Nutzen aus Eurem Edelmut ziehen wollen. Wenn Ihr heimkehrt, kenne ich keine größere Freude, als Euch Ruhe zu verschaffen und alle Sorgen von Euch fernzuhalten, soweit es mir möglich ist. Aber es gibt Dinge, die ich nicht zulassen darf, denn etwas anderes würde die Gattin des Grafen von Barcelona und folglich auch den Grafen entehren.«
    »Almodis, ich kenne Euch genau. Lasst die Umschweife bleiben, und sagt mir, was Euch stört.«
    »Gott weiß, dass es nicht um mich geht. Ich habe mich schon an Unverschämtheiten gewöhnt, und ich muss Euch sagen, dass sie mich nicht berühren, ja mehr noch, wenn man diese Frechheiten im kleinen Kreis äußert, bin ich so sehr mit ihnen vertraut, dass ich sie nicht einmal höre. Aber wenn ein Adliger dabei ist und man mir vor ihm die Achtung versagt, die man der Gräfin von Barcelona schuldet, dann kocht mir das Blut, und ich fürchte, dass eines Tages etwas nicht Wiedergutzumachendes geschieht.«
    »Was hat Pedro Ramón denn diesmal getan? Denn um ihn geht es ja, wenn ich mich nicht irre«, sagte Ramón finster.
    »Gewiss. Diesmal ist es vor Don Eudald Llobet geschehen, der keiner Lüge fähig ist, wie Ihr wisst. Pedro Ramón hat mich vor einer Abordnung von Bürgern Barcelonas beleidigt, und diese Sitzung habe ich in Eurem Namen geleitet.«
    »Wollt Ihr so gütig sein und Euch deutlich äußern?«
    »Einverstanden, Graf. Am vergangenen Samstag, nach der Messe in meiner Kapelle, habe ich wie schon so oft die Ratssitzung eröffnet und das Gericht in Eurem Namen geleitet. Wenn es sich um Zivilprozesse handelt, ist die Sitzung öffentlich. Auf diese Weise überzeugen sich ja die
Bürger, wie ihre Gräfin Recht spricht, wobei sie sich stets von Kennern der Usatges und von den klugen Empfehlungen des Obernotars Guillem von Valderribes beraten lässt. Diesmal ging es um einen Grenzstreit bei Ländereien, die einem Pfarrer und einem Bürger gehören. Auch Bischof Odó von Montcada war anwesend. Wie Ihr wisst, befindet sich der erhöhte Platz des Gerichts am hinteren Ende des Saals, und das Publikum setzt sich in zwei langen Reihen davor.«
    »Was ist nun geschehen?«
    »Die Verhandlung war halb vorbei, als der Pfarrer eine unwürdige Anklage vorbrachte, die nichts damit zu tun hatte, worum es bei diesem Prozess ging. Sie betraf die Ehre des anderen, während sich die Sache für diesen günstig entwickelte. Das Publikum wartete gespannt, und Euer Bischof versuchte natürlich, das Land der Kirche zu verteidigen, indem er eine einseitig parteiische Haltung einnahm. Da blieb mir nichts anderes übrig, als darauf

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