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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Heerschar nicht die Vorhut einer
größeren Truppe ist. Also müssen wir vorbereitet sein. Gualbert«, sagte Berenguer und wandte sich dabei an den Großseneschall, »Ihr leitet die Verteidigungsmaßnahmen der Stadt, während ich selbst an der Spitze von zweihundert Reitern den Fremden entgegenziehe.«
    Alle schwiegen, denn ihnen war von jeher bekannt, welchen Auftrag sie hatten, falls irgendein Feind versuchte, Barcelona anzugreifen. Es war nicht klar, wer den Grafen bei seinem Vorstoß begleiten sollte. Gilbert d’Estruc, Bernat von Gurb, Guerau von Cabrera, Perelló Alemany und Guillem von Muntanyola warteten gespannt, ob ihnen die Ehre zufallen würde, den Grafen zu begleiten und die Standarte zu tragen.
    Eine Stimme meldete sich im Hintergrund.
    »Vater, ich glaube, die Gelegenheit ist gekommen, dass Ihr mir den Befehl der Expedition übertragt und dass Ihr im Schutz der Stadtmauern zurückbleibt. In Eurem Alter ist es ratsamer, dass Ihr Euch in Sicherheit bringt, anstatt Euch aufs offene Feld hinauszuwagen.«
    Alle Anwesenden sahen zum alten Grafen hinüber und rechneten mit einer entschiedenen und unwiderruflichen Antwort.
    Dieser bewies viel Geduld.
    »Mein Sohn, später habt Ihr genug Zeit zu befehlen. Euer Vater hat noch nicht auf seine Pflichten verzichtet, und vergesst nicht: Die Legitimität eines Herrschergeschlechts beruht darauf, dass derjenige, der die Macht hat, sie zu der Zeit und in der Art ausübt, wie es ihm zusteht. Eure Zeit ist noch nicht gekommen, und ich entscheide, wann und wie das geschieht.«
    Die Antwort des Sohns war schroff und mürrisch.
    »Das Wann wird kommen, wenn Ihr nicht mehr lebt, aber nicht das Wie. Mein Erstgeburtsrecht ist unveräußerlich: Niemand darf sich über diese Ordnung hinwegsetzen. Bitte vergesst das nicht, und erinnert Eure Gemahlin daran, denn sie versucht mit sonderbaren Machenschaften, Eure Zwillinge, genauer gesagt, einen von ihnen, auf den Thron der Grafschaft Barcelona zu setzen und damit meine Rechte zu missachten.«
    Nach diesen Worten stürmte der jähzornige junge Mann aus dem Raum.
    Bernat Montcusí meldete sich und überwand die Spannung.
    »Kümmert Euch nicht darum, Herr Graf. Lasst es zu, dass der junge Hahn seine Sporen schärft, und achtet nicht auf seine Worte.«
    Der listige Ratgeber wollte bekunden, dass er sich für den Thronerben
eingesetzt hatte, denn dieser würde gewiss von Montcusís Auftreten erfahren, und eines Tages könnte ihm diese Verteidigung von Nutzen sein.
    Graf Ramón Berenguer wählte die Hauptleute aus, die ihn auf dem Erkundungszug begleiten sollten, und dann stellte er sich an die Spitze der Truppe, die Abenamar entgegenreiten würde, welcher nahte, weil er ar-Rashid, den Erstgeborenen al-Mutamids von Sevilla, loskaufen und dafür so wenig wie möglich bezahlen wollte.
    Alle Zinnen waren besetzt, und zwischen den Mauerzacken erschienen die Furcht einflößenden, weit reichenden Bogen der Verteidiger. Auf den Plattformen glänzten bedrohlich die Torsionskatapulte, deren Spannvorrichtung aus verflochtenen und mit Palmöl erhitzten Pferdedärmen bestand, und die Onager, deren Wurfschalen mit Steinen beladen waren. Die feindliche Streitmacht war in weniger als einer Meile Entfernung zu sehen. Sie setzte sich aus ungefähr fünfhundert Reitern zusammen, die auf prächtigen arabischen Hengsten saßen.
    Das Bischofstor ging auf, und eine Reitertruppe folgte Ramón Berenguer nach draußen. Sie stellte sich vor der Mauer auf. Man schwenkte die rotgelbe Fahne mit den vier Balken, in deren Mitte das Bild der heiligen Eulalia leuchtete.
    Als die sarazenische Truppe die katalanischen Streitkräfte entdeckten, schickte sie eine Gesandtschaft von sechs Reitern voraus, die zwei Standarten folgte, der grünen der Stadt Sevilla – in deren Mitte sich der in Goldbuchstaben geschriebene Wappenspruch »Allah ist groß« befand – und einer weißen, die bekundete, dass man in friedlicher Absicht kam. Die maurische Gesandtschaft hielt eine halbe Meile entfernt und wartete darauf, dass die Katalanen ihre Vertreter schickten.
    Ramón Berenguer wandte sich an seine Heerführer.
    »Da haben wir das Schlimmste befürchtet, und nun sehe ich voraus, dass uns dort der Preis naht, den uns der Maure für den Misserfolg des Feldzugs nach Murcia bezahlen muss. Also reiten wir ihm entgegen.«
    Der Graf wählte sechs von seinen Begleitern aus. Zu ihnen gehörten Bernat Montcusí als Sachverständiger für Finanzen und der Sohn des Grafen, dem dieser

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