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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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des Scholastikus immer noch sehr gedrückt. Thymmos Schluchzen wurde allmählich leiser, die beiden Männer jedoch nahmen davon keine Kenntnis.
    »Was ist es, das Ihr noch mit mir zu besprechen wünscht, Scholastikus? Ich will nicht unhöflich sein, aber meine Zeit ist heute knapp bemessen«, log Johann, um endlich von hier fortzukommen.
    »Ihr könnt sofort gehen, Ratsnotar. Ich wollte Euch bloß noch meinen Dank aussprechen.«
    »Euren Dank?«, fragte Johann stutzig. »Ich wüsste nicht, womit ich den verdient hätte.«
    »Ihr habt ihn Euch verdient, indem Ihr mit Eurem weisen Vorschlag auf der letzten Ratssitzung dem Domkapitel zu neuen Einnahmen verholfen habt. Die Schuljungenkriege werden nicht von heute auf morgen aufhören und das Erhöhen des Schulgeldes wird somit sicher einige von ihnen treffen – leider ja auch Thymmo. Ich werde diesen Ratsbeschluss unerbittlich durchsetzen und die Gelder für den Umbau der Basilika nutzen. Ihr könnt Euch somit nicht nur meines Danks sicher sein, sondern auch dem des ganzen Kapitels.«
    Johann nickte bloß und rang sich ein schmales Lächeln ab. Dann sprach der Magister auch schon weiter.
    »Außerdem bin ich gegen die Vorschläge von Hartwic von Erteneborg und Dagmarus Nannonis. Das Absagen des Kinderbischofsspiels ist geradezu absurd, und das Prügeln der Jungen … naja, was soll ich sagen.« Johannes von Hamme legte seine Hand auf sein Herz und erklärte mit weicher Stimme: »Tief in mir ist mir das Schlagen der Schüler zuwider. Nur wenn es gar nicht anders geht, greife ich zu diesem Mittel, das müsst Ihr mir glauben.«
    Johann hätte am liebsten vor dem Mann ausgespuckt, so wenig glaubte er ihm. Doch schon wieder war der Magister offensichtlich nicht an einer Antwort interessiert und sprach weiter, während er sich langsam abwandte und zurück zu seinem Sessel hinter dem Schreibpult ging.
    »Wie dem auch sei«, ließ er nun wieder gewohnt tief verlauten. »Ich sagte ja bereits, dass ich Euch meinen Dank aussprechen werde, und mein Dank beinhaltet stets mehr als bloße Worte. Ihr werdet wissen, was ich meine – zu gegebener Zeit!« Sein Blick wanderte zu Thymmo, wo er einen Moment lang ruhte, und dann wieder zurück zu Johann Schinkel. »Wenn Ihr nun so freundlich wäret, Ratsnotar. Ich habe ebenso noch eine Menge zu tun.«
    Johann beschlich eine Ahnung, was der Magister mit seinen Worten meinte, dann aber verwarf er seinen Gedanken wieder. So viel Macht besaß er nicht. Oder etwa doch? Eigentlich drängte es ihn danach, dem arroganten Scholastikus zu sagen, was er von ihm und seinen angedeuteten Dankgeschenken hielt, doch von Hamme war nicht dumm. Er hatte es tatsächlich verstanden, Johanns Lippen mit einer bloßen Aussicht auf ein Versprechen zu versiegeln.
    Der Ritter klapperte so heftig mit den Zähnen, dass er zeitweise glaubte, sie würden dadurch zerbröckeln. Was für einen verrückten Irrweg er doch geritten war! Die ganze Nacht hatte er den rechten Pfad gesucht, war dabei fast erfroren und einmal beinahe in einem zugefrorenen Gewässer ertrunken, auf das er ohne es zu merken geraten war. Gerade noch hatte sein schweres Ross nach hinten springen können, bevor sie durch das knackende Eis brachen. Danach war Dancrat nur noch zögerlich vorangelaufen. Erst gegen Morgen, nachdem die Sonne wieder aufgegangen war, hatte Marquardus die Richtung bestimmen und seinen Hengst nach Plön lenken können. Nun setzte der wieder kraftvoll einen Huf vor den anderen. Ihr Ziel war nahe.
    Nachdem Eccard Ribe sich vom Hofe Gerhards II. verabschiedet hatte, war Marquardus von seinem Fürsten aufgetragen worden, dem Ritter heimlich zu folgen. Der gewitzte Graf traute Ribe nicht; selbst jetzt nicht, da er seine Treue so deutlich unter Beweis gestellt hatte. Irgendetwas an des Ritters Verhalten hatte Gerhard II. stutzig gemacht. Vielleicht war es sein Zögern vor manchen Antworten gewesen oder aber seine Antworten selbst. Marquardus sollte herausfinden, ob sein Gefühl ihn trog.
    Dieser hatte zunächst seinen Herrn davon zu überzeugen versucht, dass Eccard Ribe zu trauen war. Schließlich war seine Tat im Wald überaus kühn und ein wahrer Akt der Ergebenheit gewesen, doch sein Herr hatte das nicht hören wollen – zu Recht, wie sich in den letzten Tagen herausgestellt hatte!
    Nach dem Verlassen Plöns war Marquardus erst einmal nichts aufgefallen, dann aber verließ Eccard plötzlich seinen Weg in Richtung der Eyder und bog nach Süden ab. Der Argwohn, welcher den Ritter

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