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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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lass die Heimlichkeiten. Was willst du mir sagen?«
    »Ich … ich habe …« Noch einmal holte er tief Luft. »Ich habe Christian Godonis heute deine Hand versprochen.« Jetzt war es raus. Noch nie war Godeke ein Satz schwerer über die Lippen gegangen. Gebannt starrte er Ava an, die jedoch nichts erwiderte. Dann setzte Godeke erneut zu sprechen an, er wollte ihr sagen, dass die Hochzeit noch warten könne und sie selbst entscheiden solle, wann sie bereit dafür wäre, doch dazu kam es nicht.
    Ava holte aus und verpasste Godeke eine kräftige Ohrfeige. Mit zorniger Miene sah sie ihn an. Zuerst leise, dann immer lauter, sagte sie: »Du! Du wagst es, mich an einen anderen Mann zu geben, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen? Wie eine Ware versprichst du mich? Ohne meine Trauer um Thiderich zu achten?«
    »Warte, so ist es nicht …! Höre zu!«, versuchte er, sie an seine Bitte zu erinnern.
    »Du hast versprochen, nicht wider meinen Willen zu handeln. Wie konntest du nur, Godeke von Holdenstede …? Verlass sofort mein Haus!«
    »Ich gehe erst, wenn du mich zu Ende angehört hast.« Godeke fasste Ava an den Schultern und wollte sie zum Zuhören zwingen, doch das war jetzt nicht mehr möglich.
    Wie von Sinnen riss sie sich los und schlug ihre Fäuste gegen seine Brust. Dabei schrie sie nun: »Wie konntest du es wagen? Wie konntest du es nur wagen …?« Immer wieder wiederholte sie diese Frage, und wenig später begann sie zu weinen. Die Schläge wurden langsam schwächer.
    »Ava, höre mich an! Bitte!« Irgendwann bekam er ihre Fäuste zu fassen. Er hielt sie mühelos mit seinen Händen umschlossen. »Höre mich doch an, Ava. Ich konnte es nur aus einem Grund.«
    Immer mehr erstarb jede Gegenwehr. »Wie konntest du es wagen …?«
    »Ich konnte es nur deshalb …«
    »Verlass mein Haus …«, entfloh es ihr ein letztes Mal schwach. Dann wurde sie gänzlich von ihrer Traurigkeit übermannt. Tränen benetzten die rosigen Wangen, sie schien nicht hören zu wollen, was er ihr immer wieder versuchte zu sagen.
    »Ava, ich konnte es nur deshalb tun, weil … weil ich dich liebe!« Dann zog er sie an sich und küsste sie mit all seiner aufgestauten Leidenschaft.
    Jetzt löste sich jeder Widerstand in Ava auf. Sie gab sich seinem Kuss hin und verschmolz mit seinen Lippen, ließ die Fäuste locker; ließ sich umarmen und näherziehen. So nah, dass kein Haar mehr zwischen sie gepasst hätte. Hastig küssten sie sich, umschlangen sich mit ihren Armen und berührten sich ungestüm, wo immer ihre Finger hinreichten.
    Godeke befreite sie von ihrer Haube und griff in ihr dunkles Haar, das er so liebte. Dabei drückte er sie rückwärts, schob seine Hände unter ihr Gesäß und hob sie mit Leichtigkeit auf den Tisch.
    Ava fühlte sich schwerelos. Sie hielt die Augen geschlossen und gab sich dem wunderschönen Gefühl von Godekes Küssen hin. Seine Lippen waren überall. Sie öffnete ihre Schenkel und ließ ihn näher an sich heran. Ihre Beine schlangen sich wie von selbst um seine Mitte.
    Godeke küsste ihren Mund, ihren Hals und den Ansatz ihrer Brüste.
    Ava stützte sich nach hinten auf und bot ihm dar, was er begehrte. Schnell war ihr Oberkörper frei von jeglichem Stoff. Keiner von beiden war noch in der Lage, sich zu stoppen.
    In diesem Moment wurde die Tür zur Küche aufgerissen und knallte laut gegen die Wand. Es war Oda, die ihrem Gemahl heimlich gefolgt war und die die beiden Liebenden nun eng umschlungen vorfand. Sie wollte schreien, doch der Schreck saß zu tief, und ihr offener Mund blieb stumm.
    Godeke und Ava fuhren auseinander. Wortlos starrten sie auf Oda – zwei oder drei Atemzüge lang unfähig, sich zu bewegen.
    Und als ob das alles nicht schon verwirrend genug war, hallten in diesem Moment die Stimmen Walthers und Runas durch das Haus.
    Gut gelaunt rief der arglose Spielmann aus der Diele: »Na sagt mal, habt ihr zu viel Holz in Euren Kellergewölben, oder warum stehen bei diesem Wetter die Türen offen?«
    Runa rief: »Ava, bist du da?«
    Ruckartig kam die Hausherrin zur Besinnung. Sie schaffte es gerade noch, ihr Haar und ihre Haut hastig zu bedecken, als die Gäste die Küche auch schon betraten.
    »Da seid ihr! Versteckt ihr euch etwa vor uns?«
    Ava, Oda und Godeke standen einfach nur da. Stocksteif und innerlich flehend, dass einer der anderen das erste Wort sprach.
    »Was ist? Bekommen wir keinen Begrüßungs-Trunk, wie sonst üblich in diesem Haus?«, fragte Walther ahnungslos.
    Noch immer schwiegen

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