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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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Fröhlichkeit und Völlerei aufgefordert. Der Burghof diente als Festsaal und glänzte im Schmuck allerlei Beerensträucher, Maiskolben und bunter Blumen. Es wurde bis spät in die Nacht gelacht und getanzt. Kein Sittenwächter oder überstrenger Kirchenmann, wie Vater Everard, hatte ihrem Treiben Einhalt geboten. Nicht einmal, als Eccard seine Braut aufforderte, ihm ins Schlafgemach zu folgen, um den letzten Akt der Ehe zu vollziehen, hatte das Fest ein Ende gefunden.
    Was für ein Tag! Was für ein Glück! Margareta war sein Glück! Sie hatte ihn vervollständigt. Ihr warmherziges Wesen und ihr schüchternes Lachen ließen mehr und mehr die Sonne in die Riepenburg einziehen. Mit ihr wollte Eccard viele Kinder zeugen, auf dass die Burg erfüllt sein würde mit deren Lärm.
    Eccard erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem er sie das erste Mal gesehen hatte. Ihre roten Haare und ihre Sommersprossen brachten ihn damals wie heute um den Verstand. Im Hause Alberts hatten sie sich am Tage des St. Veitsmarktes in Hamburg unvermittelt gegenübergesessen und den ganzen Abend lang verstohlen Blicke ausgetauscht. Sie mochten sich auf Anhieb, ja, fast augenblicklich war es um beide geschehen gewesen. Schon einen Tag später war es in ihn gefahren wie ein Blitz – dies war seine zukünftige Ehefrau! Und so gab es keinen Grund mehr, länger zu warten! Nur zwei Wochen später führte Ritter Eccard seine Verlobte heim.
    Es war ihm auch heute noch unbegreiflich, wie Hereward von Rokesberghe diese wunderschöne Jungfrau damals hatte ziehen lassen können. Sein Glück, dass sie durch die aufgelöste Verlobung frei geworden war. Viele andere Männer hätte die Tatsache, dass sie bereits einmal verlobt gewesen war, sicher abgeschreckt, ihm aber war das gleich. Obwohl er der Sohn eines Ritters und demnach mit Rang und Namen geboren war, hatte ihn nie interessiert, welcher Schicht seine Braut angehörte. Alles, was er wollte, war, eine liebevolle Frau zu ehelichen, die ihm Wärme und das Gefühl von Heimat gab.
    Eccard schnallzte und Kylion setzte sich langsam in Bewegung. Mit jedem Schritt, den sein Apfelschimmel auf die Burg zu tat, wurde sein Grinsen breiter. Schon jetzt wusste er, dass seine Ankunft nur eine kurze Weile lang unentdeckt bleiben würde. Bald schon wären alle im Hof versammelt, um ihn zu begrüßen.
    Dieses Mal war es Alusch, die gerade zufällig aus einer Luke des Turms spähte, als ihr Blick die Gestalt ihres Neffen streifte. Ungewollt stieß sie einen spitzen Freudenschrei aus. Ihre rechte Hand kam zu spät, um ihren Mund zu verschließen. Schon hatten es alle auf der Burg gehört.
    Eccard musste lachen. Kaum war er von Kylion gestiegen, da kam seine Tante auch schon aus dem Burgturm geeilt.
    »Mein lieber Junge, du bist zurück. Die vier Wochen ohne dich kamen uns allen lang vor.«
    »So wie mir, meine liebste Tante«, gab Eccard wahrheitsgemäß zurück und ließ sich von ihr herzen.
    Hinter Alusch trat nun auch Ragnhild aus dem Turm, und von der Brücke aus kam Jons, der ihm gleich das Pferd abnahm.
    Herzlich fiel auch die Begrüßung mit Ragnhild aus.
    »Liebste Schwiegermutter. Es tut mir leid, dass ich deine Tochter nicht mitgebracht habe.«
    »Wir haben es schon von Jons und den Männern gehört. Hauptsache, es geht ihr gut.«
    »Ich habe keinen Zweifel, dass sie bei Walther und Runa in den besten Händen ist.« Das nächste Wort richtete der Ritter an Alusch. »Tante, auf dem Weg hierher habe ich kurz bei Erich angehalten. Ihm ist nicht ganz wohl. Bitte sorge dafür, dass er eine warme Suppe bekommt, ja?«
    Alusch nickte. »Und was ist mit dir? Bist du nicht hungrig?«
    »Ich sterbe vor Hunger. Aber zuerst will ich mit meinem Truchsess sprechen.« Er wandte sich Ragnhild zu. »Wo treibt sich Albert herum? Ich muss …«
    »Kommt gar nicht in Frage«, protestierte Alusch und stemmte die Hände in die Hüften. »Du kannst beim Mahl ausgiebig mit Albert sprechen. Jetzt kommst du erst einmal mit und trinkst einen Becher Wein, wie es sich bei einer Heimkehr gehört.«
    Eccard schaute seine Tante zunächst verblüfft an. Dann jedoch brach das Lachen aus ihm heraus. »Sieh mal einer an. Kaum bin zu Hause, kann ich nicht einmal mehr entscheiden, wann ich mit wem auf meiner eigenen Burg zu sprechen gedenke.« Während er das sagte, ließ er sich jedoch willenlos von Alusch mitziehen.
    Der Abend war bereits angebrochen, und die Dunkelheit bahnte sich mehr und mehr ihren Weg, als sie endlich alle

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