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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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dummen Burschen? Wolltet ihr euch etwa solange hier verstecken, bis eure Wunden verheilt sind?«
    Keiner der Jungen erwiderte etwas. Die Wahrheit war, dass sie keinen Plan gehabt hatten. Sie waren nach dem Kampf einfach in den Stall geflüchtet – ohne jede weitere Überlegung. Nur kurze Zeit später war Ehler zum Glück wieder erwacht, dann kam der Hunger! Trotzdem hatte sich bislang keiner von ihnen herausgetraut.
    Mittlerweile hatte auch Christian seinen Kopf in den Stall gesteckt. Zu dem dritten Jungen sagte er: »Los, hau ab nach Hause. Aber schnell!« Dann ließ er Godeke wissen: »Den Fall hätten wir ja wohl geklärt. Ich übergebe Othmar seinem Vater. Bring du Ehler nach Hause.«
    Godeke nickte nur und fragte Ehler mehr ruppig als besorgt: »Kannst du gehen?« Gleichzeitig griff er nach dessen Arm. »Ich werde dich jetzt zu deiner Mutter bringen, und auf dem Weg dahin stehst du mir Rede und Antwort, hast du verstanden?«
    »Ja«, war die einsilbige Antwort.
    Bevor Godeke mit Ehler ganz vom Grundstück verschwunden war, drehte er sich noch einmal zu Othmar um, der von Christian schon gepackt wurde. »Glaube ja nicht, dass das kein Nachspiel haben wird. Und wage es ja nicht, Ehler noch einmal mit zu diesen Kämpfen zu nehmen!« Dann rauschte er davon – den humpelnden Ehler grob hinter sich herziehend. »Du sagst mir jetzt besser sofort, wie das passiert ist! Und erzähle lieber gleich alles, ich werde kein zweites Mal fragen!«
    Ehler gab sich augenblicklich geschlagen. »Die Marianer haben uns herausgefordert. Sie haben behauptet, wir wären wie Unfreie dem Domkapitel gegenüber. Das konnten wir uns doch nicht gefallen lassen!«
    »Und was habt ihr gesagt?«
    Die Stimme des Jungen wurde jetzt leiser. »Wir haben ihre Väter als Hunde von Johannes vom Hamme bezeichnet.«
    »Na toll, und dann habt ihr beschlossen, euch zu prügeln, ja? Sag mir, was hat das jetzt geändert, Ehler? Gar nichts!«
    Nach ein paar Gassen hatte sich Godekes Zorn etwas gelegt. Vor seinem Mündel konnte er es ja schlecht zugeben, aber auch ihn ärgerten die Anschuldigungen der Marianer, in denen sogar ein Fünkchen Wahrheit steckte. Der Scholastikus war mächtig und vermögend, beide Vorzüge trug er mit unverhohlenem Stolz vor sich her, was ihn noch unbeliebter bei den Nikolaiten machte. Doch all das wollte er sicher nicht mit Ehler besprechen. Stattdessen fragte er ihn: »Hast du eigentlich eine Ahnung davon, welchen Aufruhr eure Schlägerei wieder einmal verursacht hat? Selbst der Rat hat heute Morgen darüber gesprochen! Und deine Mutter! Sie ist krank vor Sorge um dich. Was ist nur in euch gefahren? Mir scheint, ihr Jungen habt zu viel Zeit, um euch die Köpfe einzuhauen, aber damit ist nun Schluss – jedenfalls bei dir –, das verspreche ich!«
    Ehler sagte kein Wort mehr. Es gab nichts, was er Gescheites darauf hätte erwidern können.
    Sie waren bereits über die Trostbrücke gegangen, vorbei am Kran und dem Zoll, hatten die Zollenbrücke überquert, und hielten direkt auf die Grimm-Insel zu, als sie ihr Ziel, die Gröningerstraße, schon sahen. Godekes und Odas Haus stand neben dem von Thiderich und Ava. Hier hielten sie an.
    »Mach dich auf was gefasst, Junge. Wenn deine Mutter dich so sieht, kannst du mit Sicherheit was erleben.«
    »Ich weiß.« Ehler verstand sofort. Seit dem Tod seines Vaters waren er und sein Bruder seiner Mutter wertvollster Schatz. Der bloße Gedanke daran, dass ihnen etwas zustoßen könnte, brachte sie manches Mal schier um den Verstand.
    Nach einem kurzen Klopfen öffnete Ava die Tür. Ihre großen dunklen Augen weiteten sich, und ihre blasse, ebenmäßige Haut wurde schlagartig aschfahl. »Großer Gott, was ist geschehen?«, fragte sie mit einem erschrockenen Blick auf ihr Kind. Als sie jedoch sah, dass Ehler nicht in Lebensgefahr schwebte, schlug ihr Schrecken in Wut um. Urplötzlich holte sie aus und verpasste dem Jungen eine Ohrfeige. »Sofort reinkommen. Wasch dir das Blut aus dem Gesicht, und dann komm in die Küche!«
    Ehler hielt sich die schmerzende Wange, schlich aber wortlos an ihr vorbei, um das Aufgetragene zu erledigen.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte Godeke vorsichtig.
    »Aber natürlich! Bitte entschuldige mein Betragen«, sagte Ava halbherzig. Noch immer war ihr die Wut ins schöne Gesicht geschrieben.
    In der Küche begann Godeke zu erzählen. »Es gab eine Schlägerei zwischen Marianern und Nikolaiten. Ich fand ihn bei Othmar Nannonis im Hühnerstall.«
    Ava schüttelte

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