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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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dennoch gefährlich. Von manchen schönen Dingen sollte man sich besser fernhalten.«
    Plötzlich erklang Runas aufgeregte Stimme hinter ihnen. Aller Ärger über Christian Godonis war sofort vergessen. »Ava, Oda, kommt schnell!«
    Ruckartig wandten sich die beiden Frauen um.
    Margareta war zusammengesackt und lag auf der Straße. Ihr Gesicht war blass und ihre Lippen blutleer, doch sie war nicht ohnmächtig.
    Sofort eilten sie herbei und gingen neben der Geschwächten in die Knie.
    Runa nahm sie bei der Hand. »Margareta, was ist mit dir? Kannst du mich hören?«, fragte sie besorgt.
    »Nun sag doch etwas …!«, rief Oda furchtsam, beugte sich über ihr Gesicht und begann, es zu streicheln.
    »Kommt, wir bringen Margareta zurück zur Grimm-Insel«, entschied Ava bestimmt, als diese endlich etwas sagte.
    »Wartet«, sprach sie leise und mühte sich ein schmales Lächeln ab, das alle etwas verwirrte. »Sorgt euch nicht um mich. Mir geht es gut.«
    »Aber wie kann es dir gut gehen?«, fragte Oda. »Du siehst nicht wohl aus.«
    »Doch, gleich geht es mir besser, liebe Schwägerin.« Dann bat sie: »Helft mir aufzustehen.«
    Mühelos zogen sie sie auf die Beine und nahmen stützend ihre Arme.
    »Bist du dir sicher, dass du laufen kannst?«, fragte Runa noch immer besorgt.
    »Aber ja doch, Schwester. Mir geht es wunderbar – der Grund meiner Unpässlichkeit ist ein wahrlich erfreulicher. Ich bin schwanger!«
    Nach einem kurzen Moment des Erstaunens nahm Runa ihre Schwester in die Arme. »Wirklich? Was für eine Freude. Wie wunderbar, herzlichen Glückwunsch!«
    »Das sind herrliche Neuigkeiten!«, sagte auch Ava heiter und herzte die Freundin ausgiebig.
    »Ja, ist das nicht schön? Ich selbst habe nicht so schnell damit gerechnet. Nicht nach nur drei Monaten Ehe!«
    »Bist du dir denn auch wirklich sicher, liebste Schwester?«, fragte Runa besser noch einmal nach.
    »Natürlich bin ich das«, bestätigte Margareta lachend. »Eine Frau fühlt so etwas doch!«
    »Weiß Eccard schon davon?«
    »Nein, ich wollte warten, bis die Hinrichtung vorbei ist.«
    »Das war eine gute Idee«, bestätigte Ava.
    Wieder schloss Runa Margareta überschwänglich in die Arme. Dabei gestand sie: »Soll ich dir was sagen? Ich habe es schon geahnt, als dir in der Küche auf der Burg Kiel übel geworden ist.«
    »Dann wusstest du es ja früher als ich«, lachte sie gelöst und umfasste mit beiden Händen ihren noch flachen Bauch.
    »Aber jetzt muss Eccard es erfahren. Und zwar sofort! Kommt, wir gehen zurück, und dann ruhst du dich aus«, bestimmte Runa in einem Ton, der keinen Einspruch zuließ. »Schließlich hat dein Kind schon viel durchgemacht. Denk nur an den Sturz vom Pferd auf dem Burghof ….«
    Ausgelassen plauderten Ava, Runa und Margareta darüber, was sie in den kommenden Wochen noch alles erwarten würde. Keine der drei Frauen bemerkte, dass Oda die Nachricht über die Schwangerschaft schier das Herz zerriss.

TEIL II
    Hamburg, Kiel und die Riepenburg
Winter, im Jahre des Herrn 1291

1
    Das beharrliche Klopfen an der dicken Holztür wurde immer lauter und aufdringlicher. Zunächst hatte es tatsächlich niemand im Haus gehört, doch als auch noch Rufe hinzukamen, war ein weiteres Ignorieren unmöglich – jedenfalls für Godeke, der einen überaus leichten Schlaf hatte.
    Wütenden Schrittes stapfte er zur Tür und riss sie auf. Sein Blick ließ die beiden jungen Burschen einen Schritt zurücktreten. »Was in Herrgottsnamen wollt ihr zu dieser frühen Stunde, und wer seid ihr?«
    »Herr, bitte verzeiht! Ich komme im Auftrag des Grafen Gerhard II.«
    »Und ich komme im Auftrag des Grafen Johann II.«
    »Wie bitte?«, fragte Godeke verwirrt. »Wollt ihr mich zum Narren halten?« Es kam ihm doch mehr als merkwürdig vor, dass beide Grafen gleichzeitig einen Boten schickten.
    »Nein, Herr«, versicherte wieder derjenige, der zuerst gesprochen hatte. »Ich habe eine Nachricht für Ritter Eccard Ribe.«
    »Und ich habe eine Nachricht für Walther, den Spielmann.«
    »Zu dieser Zeit?«, fragte Godeke ungläubig und zeigte in den dämmrigen Himmel. Dann aber wurde ihm klar, dass ihm jede weitere Frage nur noch mehr seiner kostbaren Schlafenszeit rauben würde, und so sagte er bloß: »Wartet hier!«
    Godeke ging nacheinander in die Kammern seiner Freunde und weckte diese mit der Aufforderung, nach unten zu kommen. Nur wenig später lauschten sie zu dritt den Worten der Boten.
    »Ihr müsst zum Kunzenhof kommen, Ritter Eccard. Das Gefolge

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