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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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atmete noch ein paar Mal schwer, dann sackte sein Körper in sich zusammen.
    »Es ist vorüber«, sagte Shanna zu Frisia, die einen gefassten Eindruck machte.
    »Danke«, sagte sie zu ihr.
    Shanna kniff die Augen zusammen: »Danke? Wofür?«
    »Für eure letzten Worte an ihn. Er ist jetzt in Frieden gegangen«, antwortete sie. »Seine Seele hätte keine Ruhe gefunden, wenn er nicht gewusst hätte, ob Mohaara geschlagen ist oder nicht.«
    Shanna nickte verstehend, dann berührte sie Angelia an der Schulter und bedeutete ihr, mit zu Mohaara zu gehen. Sie knieten neben ihm nieder und wollten seinen Puls fühlen, als er sich plötzlich zu regen begann. Er sagte nichts, doch seine glasig wirkenden Augen klebten an Angelia.
    »Mohaara, ich möchte, dass du eines weißt: Ich habe dich verstanden, ich weiß, wovon du gesprochen hast«, sagte sie, dann beugte sie sich vor und küsste Mohaara sanft auf die Wange. Mohaara schloss die Augen und hörte ebenfalls auf zu atmen.
    Die Schlacht war geschlagen, aber es gab keinen Sieger. Oder zwei Sieger. Immerhin hatte jeder der beiden sein Ziel erreicht und seinen Gegner getötet. Den Preis dafür hatten beide wohl nur zu gerne bezahlt.
    »Was hast du gesagt, Angelia? Du hast Mohaara verstanden?«, fragte Shanna. »Worauf willst du hinaus?«
    Angelia richtete sich auf und ging zu Frisia zurück.
    »Wir sind Mohaara heute begegnet, und die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass er nicht einfach nur ein zorniger Magier ist.«
    Frisia und Shanna blickten sie neugierig an.
    »Mohaara ist kein Mann«, sagte Angelia.
    »Was?«, rief Frisia überrascht. »Mohaara war eine Frau?«
    »Oh, nein, das habe ich damit nicht gesagt«, gab Angelia zurück.
    »Das kann auch nicht sein, ich habe Mohaara damals gesehen. Er war ein Mann, ohne jeden Zweifel«, erklärte Frisia voller Überzeugung.
    »Mohaara war ein Mann. Er war auch ein Mann.«
    Shanna ahnte etwas, aber Frisia verstand noch immer nicht.
    »Mohaara war ein Mann, und er war eine Frau«, sagte Angelia. »Ein Hermaphrodit.«
    »Natürlich«, rief Shanna, der mit einem Mal alles klar war. »Der Zauberspruch deines Mannes war fehlerfrei, und es gab keinen erkennbaren Grund, warum er Mohaara nicht für immer aus dem Dorf verbannen sollte. Dennoch ist es ihm stets nur teilweise gelungen. Denn Robai hatte seinen Spruch ganz ausdrücklich auf einen Mann zugeschnitten. Er verlor einen Teil seiner Wirkung, weil er auf einen Menschen angewendet wurde, der etwas von beiden Geschlechtern hatte. Nur aus diesem Grund kam er… sie… kam Mohaara in gewissen Abständen zurück.«
    »Das hat mein Mann ganz bestimmt nicht gewusst«, sagte Frisia.
    »Er hat es nicht gewusst, aber vielleicht hat es die Zunft gewusst, und wahrscheinlich auch der ein oder andere aus dem Dorf«, gab Angelia zu bedenken. »Vermutlich ist bei der Legende etwas ausgelassen worden, etwas Wichtiges. Mohaara war nicht einfach der ›böse Magier‹. Die anderen haben ihn schlecht behandelt, weil er anders war als sie. Sie werden ihn verspottet haben. Und all die bösen Dinge, die man ihm zuschreibt, hat er nur aus Rache getan.«
    »Das ist ja entsetzlich!«, sagte Frisia. »Wir hätten ihm helfen können, oder?«
    »Nein«, erwiderte Angelia, »Mohaara war bereits zu oft verletzt worden, er wollte sich nicht helfen lassen. Wir haben es ja versucht, aber der Zorn war stärker als die Hoffnung, eines Tages als das akzeptiert zu werden, was er war.«
    »Aber wieso hat es diesmal geklappt? Wie konnte mein Mann Mohaara heute töten?«
    »Ich glaube, dass wir daran nicht ganz unschuldig sind«, gestand Angelia ein. »Wir haben Mohaara in seiner Höhle aufgesucht, wir wollten mit ihm reden. So etwas war neu für ihn. Vermutlich haben sich ganz leise Zweifel in ihm ausgebreitet, Zweifel, die an seinem Hass zu nagen begannen und die ihn verwundbarer machten als sonst.«
    »Dass Robai sterben musste, habe ich geahnt, und ich konnte mich darauf vorbereiten«, sagte Frisia, die einen sehr gefassten Eindruck machte. »Aber was Ihr da sagt, verleiht allem nur noch größere Tragik.«
    Sie gingen ins Haus, um Schaufeln zu holen, dann beerdigten sie die beiden Toten auf einer Lichtung. Eine Zeit lang saßen sie danach noch in Frisias Stube, die Gastgeberin erzählte kleine Geschichten aus ihrem Leben, Shanna hielt immer wieder mit einer Episode dagegen, lediglich Angelia schwieg mehr als sonst und schien des Öfteren in Gedanken versunken.
    Am nächsten Morgen sattelten sie in der Früh ihre Pferde,

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