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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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noch Eure Lügen hierher. Was hat dir Holm versprochen? Ein Einhorn?«
    Raskell schwieg, selbst dazu, dass Harbo zu einer vertraulicheren Anrede gewechselt hatte.
    »Ein Einhorn«, wiederholte Harbo nach einer Weile traurig. Er seufzte, schloss die Augen und seufzte noch einmal. Dann sah er Holm an. »Ich ahnte es«, sagte er leise und in sonderbarem Tonfall, nicht vorwurfsvoll, sondern eher traurig, wie ein Mann, der sich gezwungen sieht, etwas gegen seinen Willen zu tun, etwas, das ihm eigentlich zutiefst widerstrebt und das doch getan werden muss. »Du warst schon oft hier, Freund Holm, nicht?«
    Holm nickte. Er gab sich jetzt nicht einmal mehr Mühe, Freundlichkeit zu heucheln. »Was geht das Sie an?«
    »Viel, Freund Holm, leider viel zu viel. Es ist nicht gut, Einhörner zu jagen.«
    Holm schürzte trotzig die Lippen. »Ich wüsste nicht, wer mich daran hindern sollte«, sagte er. »Das Land hier gehört niemandem.«
    Harbo nickte und begann sich umständlich eine neue Pfeife zu stopfen. »Wahr gesprochen, Freund Holm. Doch du verstehst nicht, was ich sage. Niemand verbietet dir, zu jagen. Aber es ist nicht gut. Nicht alles, was nicht verboten ist, ist auch erlaubt, Freund Holm. Und nicht alles, was erlaubt ist, ist gut.«
    »Einen Moment«, mischte sich Raskell ein. »Woher wissen Sie, was wir vorhaben? Ich habe niemandem erzählt, welches Wild wir jagen, und Holm…«
    Harbo unterbrach ihn mit einem sanften Kopfschütteln. »Verzeih, wenn ich dich verwirrt habe, Freund Raskell. Aber Holm weiß, wovon ich rede. Nicht wahr, Freund Holm?« Er sah Holm scharf an und verbarg sich dann hinter einer Wolke dichten blauen Qualms. Holm nickte abgehackt.
    »Ihr kennt euch also«, sagte Raskell nach einer Weile.
    »Kennen?« Harbo schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Nein und ja. Wir wussten voneinander, dass es uns gibt, so wie du weißt, dass es das Wild gibt, das Holm dir versprochen hat, ohne dass du es je gesehen hättest. So ist es doch, Freund Holm, nicht?«
    Holms Gesicht verdüsterte sich. Er grunzte irgendetwas Unverständliches und machte Anstalten, aufzustehen, aber Harbo hielt ihn mit raschem Griff am Arm fest. »Auf ein Wort noch, Freund Holm.«
    Holm erstarrte, trat einen halben Schritt zurück und riss seinen Arm mit Gewalt los.
    »Es reicht«, sagte er aufgebracht. »Zuerst fand ich das Theater ja noch ganz komisch, aber allmählich fangen Sie an, mir auf die Nerven zu gehen, Mister Harbo, oder wie immer Sie heißen mögen. Kommen Sie, Raskell. Wir gehen.«
    Harbo seufzte. »Es wäre wirklich besser, ihr würdet auf meine Worte hören«, sagte er leise und immer noch freundlich. Er erhob sich ebenfalls, schlug seinen Mantel zurück und kam langsam um das Feuer herum auf Raskell und Holm zu. »Es gibt… Mächte«, erklärte er nach kurzem Zögern, »die über dieses Tal wachen. Es steht nicht in meiner Macht, euch zu drohen oder gar zu verbieten, das zu tun, was ihr tun wollt. Aber seid gewarnt.«
    Holm lachte rau, aber ohne die geringste Spur von Humor. »Vielleicht haben Sie Recht, Harbo«, sagte er lauernd. »Möglich, dass ich meine Absicht aufgebe und stattdessen Zwerge jage.«
    Harbo lächelte. »Ein tapferes Vorhaben, Freund Holm. Aber auch dumm, verzeih. Nie hat ein Halbling einen vom Kleinen Volk auch nur zu Gesicht bekommen, gegen dessen Willen. Du solltest das wissen.«
    Holm keuchte. In seinen Augen blitzte es tückisch auf. Sekundenlang starrte er den kleinen, lächelnden Mann wütend an, dann fuhr er herum, ballte die Fäuste und sah Raskell auffordernd an. »Es ist besser, wir gehen, Mister Raskell«, sagte er mit erzwungener Ruhe.
    Raskell griff zögernd nach Gewehr und Rucksack und stand ebenfalls auf. Die Situation schien sich schlagartig verändert zu haben. War die Szene zu Anfang sonderbar und höchstens bizarr gewesen, so spürte er mit einem Mal, dass ihre Lage begann, bedrohlich zu werden. Das, was zwischen Harbo und Holm vorging, war mehr als eine Meinungsverschiedenheit, mehr als ein normaler Streit. Vielleicht war es wirklich besser, zu gehen.
    »So nimm wenigstens du Vernunft an, Freund Raskell«, sagte Harbo eindringlich. »Ich weiß, dass du nicht so bist wie dein Begleiter. Du suchst ein Abenteuer, aber glaube mir, du bist auf dem falschen Weg. Schon mancher lief in sein Verderben, ohne es zu wissen. Holm mag dir Wunder versprochen haben, aber er hat dir die Gefahren verschwiegen, die neben dem Weg lauern.«
    »Es reicht, Harbo«, sagte Holm drohend.
    Harbo schwieg einen

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