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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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lapidar, »du bist mit der Miete im Rückstand, und Super Illu hat beschlossen, die Zwangsräumung anzuordnen. Ich habe hier das Schriftstück…« Er griff in seine Kutte, und ich wusste, dass er mich in eine schlimme Situation hineinmanövriert hatte und mir nur noch eine einzige Chance blieb: Ich musste weg. Weg von hier. Olli kannte sich nicht aus hier unten, tief in der Erde, und wenn ich ihn abhängen konnte, würde nie jemand erfahren, was geschehen war.
    Aber er war schlau und ungeheuer zäh. Jahrtausende gehen scheinbar auch an einem Versager wie ihm nicht spurlos vorbei. Der elende Schnüffler! Schließlich blieb mir nur noch eine Hoffnung: Die Endlose Treppe. Ich musste sie häufiger hinauf- oder hinabsteigen, war also geübt darin, aber jemand, der Treppensteigen nicht gewohnt ist, braucht spätestens nach 4789 Stufen eine Pause. Olli nicht. Endlich kamen wir oben an. Wir. Ich war völlig außer Puste, war gerannt wie nie zuvor.
    Und alles, was Olli sagte, war: »Aha. Da haben wir ja auch noch eine Aussichtsterrasse auf dem Zickzackberg mit Panorama-Rundumblick. Nicht genehmigt. Das wird nochmal richtig teuer…«
    Von einem Augenblick auf den anderen war meine Furcht vor der Räumungsklage wie weggeblasen, und alles, was ich noch spürte, war Zorn. Wahrscheinlich hat man’s noch in vielen Kilometern Umkreis gesehen und gehört, wie wir dastanden und uns gegenseitig anbrüllten, aber wie ich’s auch drehte und wendete: Olli war, wie es ein Anwalt heute ausdrücken würde, vollkommen im Recht, auch wenn seine Handlungen unrechtmäßig waren und dazu dienten, die Konkurrenz auszuschalten. Schließlich blieb mir nichts anderes mehr übrig, als klein beizugeben. Zahlungsunfähig, wie ich war (die Währungsreform von Super Illu war mir in meiner Zeit unter der Erde entgangen), musste ich dem Kuhhandel zustimmen, den Olli mir aufdrückte: Ich musste mein Heim sofort verlassen, durfte nichts mitnehmen und niemals wieder dorthin zurückkehren. Olli wies mich außerdem darauf hin, dass Mel seine ›Rebellion‹, wie er es spöttisch nannte, schon lange aufgegeben hatte (kein Wunder, dass ich in den letzten Jahrtausenden nichts mehr von ihm gehört hatte) und jetzt mit irgendeiner zweitklassigen Shownummer durch andere Welten tingelte, in denen Super Mus Prinzen Hitsingle Ainulindale noch nicht bekannt war und er ihr demzufolge auch keine Konkurrenz machen konnte. Er empfahl mir, Mels Beispiel zu folgen und mein Glück in einer Welt zu suchen, die meinem ›rebellischen Charakter‹ angemessen wäre, und so kam ich hierher.
     
    ICH: Herr Val, ich danke Ihnen…
    ER: Nur mal nicht so schnell. Finger weg von den Tasten da. Du erinnerst dich auch ganz sicher noch an den Deal? Ich weiß, meine Geschichte ist nix Besonderes, nur eben meine Geschichte. Hat bisher noch niemanden interessiert, außer einmal. Ist aber schon ein bisschen her. Der Typ war Professor. Hat die Story dann benutzt, sogar mehrfach, allerdings hat er ein bisschen geschummelt und die Wahrheit so verdreht, dass sie publikumswirksam war. Also: Du wirst kein Wort dran verändern, klar? Keine Chance. Ich mach nicht zweimal den gleichen Fehler…





D IETMAR S CHMIDT
     
    D ER S EELENSTEIN
     
     
     
    Kies knirscht unter Stiefelsohlen, der Marschtritt der Krieger hallt über das Feld. Die Männer um mich kenne ich kaum; auf meiner Schulter ruht schwer der Speer. Die Lanzenspitze des vor mir Gehenden schwankt fast einen Klafter über mir auf und ab; wenn ich den Kopf hebe, sehe ich das lackgeschwärzte Metall. Der dunkle Überzug nimmt uns die Glorie in der Sonne blitzender Waffen; wir marschieren bei Tag, wenn der Feind ruhen muss, auch wenn die Alben und Riesen dann unzufrieden sind. Wie die Vampire schätzen sie die Zeit nach der Abenddämmerung mehr als das Licht der Sonne. Der Lack indes erfüllt gleich zwei Zwecke: Er schützt das Eisen vor Rost und verhindert, dass unseren Bundesgenossen das Sonnenlicht in die Augen blitzt, was ihnen sehr zuwider ist und bei manchen zu Wutausbrüchen führen kann; gerade die Riesen neigen dazu. Dabei sind sie einfache, genügsame Wesen, doch unter den Vampirkönigen fristen sie ein trauriges Dasein, das sie sehr leicht erregbar macht. Unsere anderen Verbündeten, die Alben, wirken fremd mit ihrer dunklen, lederartigen Haut und ihren roten Augen; sie schmücken sich mit den Federn erlegter Vögel und gehen nach Jahrhunderten der Knechtschaft gebückt; vielleicht aber wird schon ihre nächste Generation wieder

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