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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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erstickter Stimme. »Aber es… ist gut so. Alles ist… so gekommen, wie… ich es geplant habe.«
    »Nicht sprechen«, murmelte Aylon. »Bleib ganz ruhig liegen. Ich kümmere mich um deine Wunde.«
    Shylena schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass… ich sterben werde. Vielleicht ist das… der verdiente Lohn… für das, was ich getan habe.«
    Sie stemmte sich mühsam auf die Ellbogen hoch. Mit glänzenden Augen beobachtete sie den Kampf der Eiben gegen die Duuls.
    »Wovon sprichst du?«, fragte Aylon, während er verzweifelt überlegte, wie er der Halbelbin helfen konnte.
    »Sieh… doch«, keuchte sie.
    Die Eiben wehrten sich verzweifelt, aber gegen die Übermacht der Angreifer hatten sie keine Chance. Und obwohl sie doch unsterblich waren, vermochten die Duuls sie zu töten. Von einer Schwertklinge durchbohrt, brach Harlin zusammen. Noch bevor er zu Boden sank, löste sich sein Körper, ohnehin nur ein Trugbild, in Nichts auf. Im gleichen Moment teilte der Duul, der ihn getötet hatte, das selbe Schicksal. Auch von ihm blieb nichts übrig.
    »Was… hat das zu bedeuten?«, keuchte Aylon.
    »Begreifst du es… immer noch nicht?«, stieß Shylena hervor. Blut rann aus ihren Mundwinkeln. »Die Eiben… und die Duuls… sie sind in Wahrheit eins. Alles Böse… das die Eiben bei ihrer… Umwandlung abstreiften… es zerstörte nicht nur… den Zauber Ai’Bons. Außerhalb der Insel nahm es… in Gestalt der Duuls… neue Form an. Nun vernichten… sie sich gegenseitig… und werden im Tod… wieder eins. So… wie ich es wollte.«
    »Du hast das… gewollt?«
    »Ich konnte… nicht zulassen, dass immer wieder… unschuldige Reisende… von den Duuls… getötet werden«, flüsterte Shylena. »Das alles… musste ein Ende finden.«
    Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper. Wieder drang ein Schwall Blut aus ihrem Mund. Aylon presste die Halbelbin fest an sich, als könne er auf diese Art das Leben festhalten, das immer rascher aus ihrem Körper wich.
    Die Duuls hatten inzwischen sämtliche Eiben in der Höhle getötet und verließen die Grotte durch den Stollen, um ihr Vernichtungswerk auf Ai’Bon fortzusetzen. Leichen waren keine zu sehen, bis auf die von Larkon. Eine gespenstische Leere herrschte in der Grotte Das Entsetzen darüber, dass dies alles nur durch ihn möglich geworden war, lähmte Aylon, aber noch schlimmer war seine Angst um Shylena.
    »Du darfst nicht sterben!«, stieß er hervor. »Du wirst wieder gesund, hörst du? Ich liebe dich. Ich lasse nicht zu, dass du stirbst!«
    Sie schüttelte mühsam den Kopf. »Du bist… ein Dummkopf«, murmelte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Ein fiebriger Glanz lag in ihren Augen, aber selbst sterbend sah sie noch wunderschön aus. »Du warst… nur ein Mittel zum Zweck. Als ich dich traf… wusste ich gleich… dass du der Richtige… für meinen Plan warst. Ich selbst… habe Mjallnir… mit einer vergifteten Klinge… getötet, damit dir… kein anderer Ausweg mehr blieb… als die Siegel zu brechen. Ich hätte dich… niemals lieben können.«
    Mit diesen Worten starb sie. Noch ein letztes Mal bäumte sich ihr Körper auf und blieb dann reglos in seinen Armen liegen. Tränen rannen Aylon aus den Augen und tropften auf ihr Gesicht, doch er merkte es kaum. Er hielt Shylena wie eine Puppe an sich gepresst. Hatte er die große Liebe seines Lebens gefunden, nur um sie gleich darauf wieder zu verlieren? Shylena hatte ihn benutzt. Durch sie hatte er die unermessliche Schuld auf sich geladen, dem vielleicht ältesten Volk Arcanas den Untergang gebracht zu haben. Doch das änderte nichts daran, dass er die Halbelbin geliebt hatte. Und ihre letzten Worte? Hatten sie der Wahrheit entsprochen, oder hatte sie ihm nur den Abschied leichter machen wollen? Und spielte das überhaupt eine Rolle?
    Lange, lange Zeit kauerte Aylon bewegungslos da, während sein Verstand versuchte, das Geschehene zu verarbeiten. Schließlich richtete er sich auf, schichtete einige Steine über ihren leblosen Körper und tat dasselbe für Larkon, dessen Leiche nur ein Stück entfernt lag.
    Dann verließ er mit schleppenden Schritten die Grotte und trat hinaus in eine Welt, die ihm kälter und einsamer als jemals zuvor erschien.





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    D AS VIERTE E I DES D RACHEN
     
     
     
    Wenn aber der Oberste Drache ein Reich für würdig befindet, besucht er es in der dritten Neumondnacht desselben Jahres und lässt sich an einem geheimen Ort nieder, den nur der

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