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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Stollen zu erkennen, der sich tief in den Fels hinein erstreckte.
    Mit einer letzten großen Kraftanstrengung bog Aylon schließlich eine der Linien so um, dass sie keinen Kontakt mehr mit den anderen hatte.
    Im gleichen Moment erlosch das Symbol, und der Fels vor der Öffnung, der nur eine durch die magische Kraft des Siegels geschaffene Illusion gewesen war, löste sich vollends auf.
    Aylon taumelte vor Schwäche, aber er hatte es geschafft. Der Eingang in den Stollen lag offen vor ihnen.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Aylon. Seine Stimme klang verzerrt. Misstrauisch blickte er sich um.
    Das Licht der Fackeln reichte kaum ein Dutzend Schritte weit, brach sich an Vertiefungen und kleinen Vorsprüngen im Fels und schuf huschende Schatten, die Leben vorgaukelten, wo keines war. Jenseits der kleinen Oase der Helligkeit lastete die Finsternis wie eine massive Wand, die bei jedem Schritt vor ihnen zurückwich, um im gleichen Maße das verlorene Terrain hinter ihnen zurückzuerobern. Nur ein Teil des unterirdischen Stollens war künstlich geschaffen worden. Immer wieder stießen sie auf große Höhlen und mussten eine Zeit lang suchen, um den jenseitigen Ausgang zu finden.
    »Und wenn schon«, schnappte Shylena und funkelte ihn zornig an. »Glaubst du vielleicht, mir gefällt es hier? Du kannst ja zurückgehen, wenn du zu feige bist. Ich schaffe es auch ohne…«
    Sie brach ab, und ein erschrockener Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Beschämt senkte sie den Kopf.
    »Es tut mir leid. Ich… ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    Aylon spürte, wie Wut in ihm aufwallte, ausgelöst durch ihre harschen Worte, doch er kämpfte dagegen an und ging rasch weiter, um sich nicht doch noch zu einer Unbedachtheit hinreißen zu lassen, die er nur gleich darauf bedauern würde. Mehr als zwei Stunden waren bereits verstrichen, seit sie den versiegelten Durchgang geöffnet hatten. Sie gingen so schnell, dass sie fast liefen. Aylons Waden schmerzten. Die Luft in der unterirdischen Felsenwelt war stickig und verbraucht und machte das Atmen zur Qual. Dennoch hatten sie bislang keine einzige weitere Rast mehr eingelegt.
    Auch ohne dass er mit Shylena darüber sprach, spürte er, dass sie sich nicht länger als unbedingt nötig in diesem Stollen aufhalten durften. Irgendetwas Finsteres, Unaussprechliches lauerte hier, eine uralte Macht, die ihre Seelen mit jeder verstrichenen Minute stärker vergiftete. Reizbarkeit und Zorn waren die Folge. Aylon hatte das Gefühl, aus der Dunkelheit heraus beobachtet zu werden, und wollte nur noch so schnell wie möglich hier heraus. Sehnsüchtig dachte er daran, wie leicht sie die gleiche Strecke in umgekehrter Richtung auf Mjallnirs Rücken zurückgelegt hatten.
    Eine weitere, unendlich erscheinende Zeitspanne verstrich, bis ihr Weg schließlich in einer Grotte endete. Wie schon beim ersten Mal tastete Aylon die Wände mit seinen magischen Sinnen ab, und rasch entdeckte er ein weiteres Siegel, das ihnen das Weiterkommen verwehrte. Er setzte sich auf einen Felsbrocken und schloss die Augen.
    »Was ist?«, drängte Shylena.
    »Ich muss einen Moment ausruhen, sonst schaffe ich es nicht«, antwortete Aylon. Mittels einer einfachen Meditationsübung versetzte er sich in eine leichte Trance, in der er sich wesentlich rascher als normal erholte. Nach kurzer Zeit fühlte er sich stark genug, um sich an das Brechen des Siegels zu wagen.
    Dieses schien noch stärker als das Erste zu sein, doch da Aylon bereits über einige Erfahrung verfügte, machte es seine Aufgabe weder leichter noch schwieriger. Wieder gelang es ihm nur unendlich langsam, sich dem Siegel mit seinen magischen Fühlern zu nähern.
    Aylon vergaß seine Umgebung, richtete seine ganze Konzentration allein auf das Zeichen. Als er es gerade erreicht und begonnen hatte, die Linien umzuformen, sprang Shylena plötzlich auf und stieß einen erstickten Schrei aus. Aylon wurde aus seiner Trance gerissen, er zog seine magischen Fühler ein wenig von dem Siegel zurück, bis keine Gefahr mehr bestand, dass er sich daran verbrannte, dann wandte er sich zu der Halbelbin um.
    »Was ist los?«
    »Sie kommen«, stieß sie hervor. »Hörst du es nicht?«
    Aylon lauschte, und dann hörte er es auch: das Geräusch zahlreicher Schritte, die von den Felswänden widerhallten.
    »Wer kommt? Harlin?«
    »Wer sonst?«, erwiderte Shylena heftig. »Er und seine Leute. Sie haben unsere Flucht bemerkt und wollen uns aufhalten.«
    »Uns aufhalten? Aber warum?

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