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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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Monat der Cholera. Die Krankheit kam aus Ägypten, über Jaffa und Hebron, trotz einer Quarantäne von dreißig Tagen auf Schiffen aus Alexandria. In Alexandria herrschte Panik im Hafen, von wo aus die Menschen verzweifelt zu entkommen versuchten. Jedes Fischerboot war voll. Für eine Überfahrt wanderten große Geldsummen von einer Hand in die andere. In Jaffa wurden die Flüchtlinge auf dem großen Felsen an der Hafeneinfahrt unter Quarantäne gestellt und bekamen mit dem Ruderboot Lebensmittel gebracht, damit sie nicht mit den Bürgern der Stadt in Kontakt kamen. Als sie in Jerusalem eintrafen, tobte die Epidemie bereits.
    In der aschkenasischen Gemeinde war Shabbatai Shimshon der Erste, der starb; in der sephardischen David Salomon. Die Cholera verbreitete sich in Zisternen und stehenden Gewässern und im Sickerwasser, sie lief durch Rinnsteine und Kanäle und wand sich durch die Gassen Jerusalems. Sie kauerte am Grund des Teichs des Jehiskia und wartete im Siloah-Teich. Man zog sie in Eimern aus dem Brunnen der Blätter und dem Brunnen der Seelen und holte sie sich sprudelnd aus der Quelle von Ein Rogel.
    Als sie sich aus dem Wasser erhob, nahm sie die Gestalt von Keteb Meriri an, dem mythischen Dämon, der am ganzen Körper Augen und Schuppen und Haare hatte, mit einem großen Auge über dem Herzen. Er wanderte mit der Atemluft im Gespräch zwischen den Lippen der Frauen hin
und her und beim Spielen von einer Kinderhand zur anderen. Ein Mann konnte auf die Straße hinausgehen und ihm begegnen, ihn wie einen Freund mit nach Hause bringen und ihn seiner Familie vorstellen. Ein Mann konnte in die Mittagssonne hinaustreten und mit der Krankheit im Leib zurückkehren und sagen: »Ich habe Keteb Meriri getroffen.«
    Im Haus in der Chabad-Straße saß Shalom Shepher, schrieb Gebete gegen die Krankheit auf und schloss sie in Lederamulette ein, die er verschenkte, denn er wollte keinen Profit aus der Cholera schlagen. Batsheva zwang ihre Familie, Gurken zu essen, bis ihnen das Essigwasser aus den Augen und über die Wangen rann. Sie stellte den Scharen hungriger Katzen, die sich immer stärker vermehrten, weil ihre arabischen Wohltäter die Krankheit hatten, etwas zu fressen in den Hof. Batsheva berührte die Schwänze der Katzen als Talisman gegen die Krankheit, weil sie glaubte, sie hätte das irgendwo gehört, aber wahrscheinlich hatte sie sich dieses Ritual selbst ausgedacht. Eines Abends nahm sie einen Pinsel und Tünche und malte eine riesige Hand über die Fassade des Hauses, um den bösen Blick abzuwehren. Noch als die Hand längst verblasst war, war das Haus als das Haus mit der Hand in der Chabad-Straße bekannt, und wer es sah, fühlte sich an die Cholera erinnert.
    Shalom Shepher erfüllte die Pflichten eines frommen Juden. Er besuchte Kranke und brachte ihnen Eingelegtes, und er vervollständigte das Quorum im Haus der Trauer. Wenn er einen Trauerzug sah, schloss er sich an. Nacht für Nacht war der Friedhof auf dem Ölberg von wandernden Lichtpunkten erleuchtet, wenn Reb Shmuel Zvil, der oberste Totengräber, mit seinem Esel und der Laterne den Angehörigen der Trauergemeinde den Weg wies: Der Leichnam lag zugedeckt auf einer weißen Bahre, ein Zug von Trauernden folgte ihm.
Eine Braut wurde an ihrem Hochzeitstag bestattet; ganze Familien wurden gemeinsam unter die Erde gebracht. Nach ihrer Rückkehr gingen die Trauernden ins Badehaus, und am nächsten Tag waren einige von ihnen erkrankt.
    Die Cholera war ein Produkt bösartiger Geister, die den Elenden auflauerten und Angst rochen. Die einzige Möglichkeit, ihr zu entkommen, war, sie auszulachen. So drehte die Bruderschaft der Einreiber mit ihrem seltsamen Orchester aus Flöten, Harfen, Trommeln und Zimbeln ihre Runden durch die Stadt, um mit übergeschnappter Musik und schlechten Witzen die Laune der Leute zu heben. Da es außerdem ihre Aufgabe war, die krampfenden Glieder der Opfer mit Öl und Senf einzureiben und die Toten aufzubahren, brauchten sie selbst diese Aufmunterung dringender als alle anderen. Ihr Frohsinn hatte etwas Irres, und der Klang ihrer rasenden Musik, der um Mitternacht oder in der gefährlichen Mittagsstunde durch die Straßen zog, versetzte jedermann in panische Angst, denn ein Besuch der Einreiber konnte nur eins bedeuten: dass der Dämon Cholera wieder zugeschlagen hatte.
    Shalom Shepher saß im Haus mit der Hand in der Chabad-Straße und schrieb Gebete, die dem heilenden Engel Raphael galten, und Beschwörungen, um die Dibbuks

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