Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman
würde jetzt für vier Pfund pro Woche in der Werkstatt mitarbeiten. Er lernte die Bandsäge bedienen und den Abrichthobel. Er kontrollierte regelmäßig die Sägeblätter und reinigte sie. Er wartete die Riemen und ölte die Flaschenzüge. Er arbeitete an der alten, ungeschützten Sägemaschine und verlor drei Fingerspitzen. Er stand am Heizkessel und aß Schinkenbrote und spülte sie mit bernsteinfarbenem Tee hinunter.
Den ganzen Tag arbeitete er hart an der Sägemaschine, schnitt vor, hobelte und spaltete auf die richtige Größe. Er hobelte und schliff und fräste Bretter. Mit der Zeit durfte er an Bohrer und Stemmmaschine arbeiten. Er lernte Spindelfräsmaschine und Drehbank bedienen. Er produzierte Hocker und Tische für Gaststätten, schwere, dreiteilige Garnituren für die aufkommende Mittelschicht. Sessel und Sofas, Esszimmerstühle und Tische für die Scharen neuer Häuser, die in der Nachkriegszeit wie Pilze aus dem Boden schossen.
Die Männer mochten ihn und nannten ihn’Arry, aber er wusste, dass er nicht richtig dazugehörte. Es lag nicht nur an seinem Status im Geschäft; es war nicht nur, weil er der Schwiegersohn des Chefs war. Er arbeitete härter als sie, er war klüger als sie, er blieb länger in der Werkstatt und arbeitete mit Dad zusammen, um alle Bestellungen fertig zu machen. Er sprach mit einem eigenartigen, dentalen Akzent, der nicht immer zu verstehen war. Sie spürten seine Fremdheit. Sie spürten, dass er anders war. Zwar spielte er seine Rolle, aber sie wussten, dass er nicht dazugehörte.
Vielleicht war es auch etwas in Dads Haltung, die manchmal scherzhaft war, aber immer ein bisschen herablassend, das ihnen etwas über seinen Stand sagte, was sie nicht hätten in Worte fassen können: dass er nie wirklich eine Führungskraft war, nie wirklich der Chef.
Hazel saß auf einem Hocker im windschiefen Büro und kümmerte sich um Löhne und Buchführung. Sie nahm zu. Sie ließ die Nähte ihrer geknöpften Kleider aus. Sie trug weite Röcke und Hemdblusen mit Tupfen. Nachts fiel er erschöpft neben ihr ins Bett. Sie hielt sich schweigend an seinem duftenden Rücken fest.
Unten in der Schublade der Herrenkommode in der Küche vergilbten und verstaubten seine Zeugnisse.
Sie zogen für eine Miete von zehn Shilling pro Woche in ein Reihenhaus aus Backstein, mit einem Kohlenbunker im Garten und einem Schlackenweg. Sie erwarben einen Kühlschrank. Sie kauften einen gebrauchten Hillman Minx. Ihm fiel das Haar aus; ihres wuchs, wurde lang und geriet aus der Form.
Sie fuhren ans Meer, aßen Fish and Chips in einem Musikpavillon und schmiegten sich im eiskalten Regen aneinander.
Es war ihr erster richtiger Urlaub. Sie tranken Tee aus einer Thermoskanne, rieben sich gegenseitig die Hände warm und starrten durch das regenüberströmte Fenster auf das graue, unzugängliche Meer.
Was dachte sie da, als sie ihm in die Augen schaute und sah, dass ihre Intensität verblasst war (die Fotos künden davon), dass sie stattdessen stets wehmütig wirkten? Es waren die Augen eines Dichters, der nie ein Gedicht schreiben würde, dessen Werke für immer in ihm verschlossen bleiben würden. Aber vielleicht sah sie es nicht. Vielleicht schaute sie seine Hände an, die hart und voller Schwielen waren, gefärbt
von eingedrungenem Öl (drei Fingerspitzen fehlten), oder die Falten in seinem Gesicht, die die zahllosen Stunden der Plackerei an der Drehbank gezogen hatten.
All dies hatte sie sich immer gewünscht: ein Haus mit Bad und Waschmaschine, einen Garten mit Rosen und einem Stück Rasen. Kinder; aber sie bekam immer nur Blut, ein wiederkehrendes Trauma, eine ganze Reihe verlorener, halbfertiger Brüder und Schwestern, die mich manchmal im Traum besuchen. Sie wollte Sonnenschein und Sicherheit, ein Wohnzimmer mit einem modernen Teppich und Kaffeekränzchen. Ein Haus in einem Vorort mit weißem Rauputz und einem rosa-blauen Vauxhall in der Einfahrt.
Dad sagte: »Er wird nie ein Hepplewhite werden. Aber er arbeitet hart. Unbeholfen zwar, aber für seine Bemühungen gebe ich ihm die volle Punktzahl.«
Mit seinem Haar verlor er auch die Hoffnung. Er wurde älter. Sie schaute ihm in die Augen und sah, dass er gealtert war. Seine Zähne waren gelb. Seine Schläfen hatten einen silbernen Schimmer. Er bekam stechende Schmerzen im Kopf und im Rücken.
Eines Nachts arbeitete er, wie so oft, spät in der Firma. Allein in der großen Werkstatt reparierte er den Motor der Bandsäge.
Bei der Arbeit dachte er über
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