Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
der Kuchen noch besser schmeckte, als er aussah. Danach kostete Ricardo von den Trauben, schälte eine Orange, nahm eine Handvoll Pralinen und hielt sich dann an kleine Salzbrezeln und Käsehäppchen. Dazu trank er Wein, der ihn immer müder und seine Zunge schwerer machte. Er erzählte Zaida alles, was er über die Kinder wusste und von anderen gehört hatte. Schließlich war er so erschöpft, dass sein Kopf fast auf die Tischplatte sank.
»Wir können morgen weiterreden«, sagte Zaida und gab einer ihrer Dienerinnen einen Wink. »Selma zeigt dir jetzt dein Zimmer. Dort findest du alles, was du brauchst. Sollte etwas fehlen, dann sag einfach Selma Bescheid.« Sie stand auf. Ihr Seidenkleid raschelte. »Schlaf dich aus und sammle neue Kräfte. Wir sprechen uns morgen wieder.«
Dann verließ sie den Raum.
Kurz darauf erschien die Dienerin und führte Ricardo in seinen Schlafraum. Auf einem Hocker lag ein Schlafanzug für ihn bereit. Das Material fühlte sich wunderbar weich an. Außerdem fand er in einem Schrank etliche Hemden und Hosen in seiner Größe. Auf dem Waschbeckenrand stand eine Tasche mit Zahnbürste und Waschzeug. Er entdeckte sogar einen Rasierapparat. Alles war perfekt.
Etwas zu perfekt, schoss es ihm durch den Kopf, als er auf dem weichen Bett lag und sich ausstreckte. Es hatte fast den Anschein, als hätte Zaida auf ihn gewartet. Woher hatte sie gewusst, dass er kommen würde? Konnte sie in die Zukunft blicken?
Die Fragen waren zu schwierig für sein müdes Gehirn. Er beschloss, sich am nächsten Tag Gedanken darüber zu machen.
Das Bett schwankte leicht hin und her. Anscheinend hatte er etwas zu viel Wein getrunken … Egal. Er genoss die wohlige Müdigkeit und schloss die Augen.
Und dann hatte er einen wunderbaren Traum, in dem er als Prinz an Zaidas Seite regierte. Sie saßen gemeinsam auf einem glitzernden Thron und Zaida legte zärtlich ihren Kopf an seine Schulter …
Zaida trat vor den Spiegel und betrachtete sich. Sie würde sich nie an ihren menschlichen Anblick gewöhnen. Sie wusste, dass sie eine sehr hübsche Frau war, und hatte auch in Ricardos Augen gelesen, dass sie ihm gefiel.
Aber es war ungewohnt, nur zwei Arme und zwei Beine zu haben. In ihrer natürlichen Gestalt besaß sie doppelt so viele Gliedmaßen. Und es gefiel ihr auch nicht, dass ihre Haut glatt undnackt war. Sie vermisste ihren schwarzen Pelz, ohne ihn fühlte sie sich schutzlos. Und das Seidenkleid war einfach eine Zumutung! Das enge Oberteil schnürte ihr die Luft ab, und der Rock war so ausladend, dass sie mit ihm überall hängen blieb.
Aber wenn sie die Menschenwelt erobern wollte, dann musste sie Menschengestalt annehmen, anders ging es nicht, selbst wenn es ihr schwerfiel.
Früher war sie eine Spinne gewesen, eine von vielen, klein und nichtssagend. Wahrscheinlich wäre sie schon nach wenigen Monaten oder nach ein paar Jahren gestorben, aber der Zufall wollte es, dass sie als junge Spinne Zaidon in die Hände fiel. Sie erinnerte sich noch genau an den Augenblick. Sie lauerte inmitten ihres Netzes auf Beute. Auf einmal griffen grobe Finger zu und zerrissen die feinen Fäden. Sie wollte fliehen, doch die Hand war schneller und schloss sich um ihren Leib. Gefangen!
Verzweifelt zappelte sie mit den Beinen, biss in die Hand und stieß ihr Gift aus, mit dem sie sonst ihre Beute lähmte. Leider blieben alle Versuche wirkungslos. Sie konnte nichts tun und musste in der fremden Hand liegen. Sie schmeckte das Blut des Mannes, den sie gebissen hatte. Es war süß – und vernebelte ihr Gehirn. Das Denken fiel ihr schwer. Und dann hörte sie die Stimme ihres Fängers:
»Du wirst tun, was ich dir sage … Du wirst mir dienen. Ich bin Zaidon und du wirst meine Sklavin sein. Mit deiner Hilfe werde ich ein neues Reich gründen – Atlantis …«
Seine Stimme klang weich und einschmeichelnd. Zaida fühlte, wie sie willenlos wurde. Sie war bereit, ihm zu gehorchen.
Ein Gesicht beugte sich über sie. Sie spürte Zaidons Atem.
»Du wirst mir helfen und mich bei meinen Plänen unterstützen. Ich weiß, dass du es kannst.«
Er setzte sie auf einen großen, silbrig glänzenden Stein. Sie war einen Moment lang irritiert. Ließ er sie jetzt frei? Doch dann spürte sie die Magie des Steins, seine ungeheure Zauberkraft. Der Stein wechselte sein Aussehen und nahm alle Farben des Regenbogens an.
»Ich bin Zaidon, der zukünftige Herrscher von Atlantis«, sagte der Mann und legte seinen Finger auf ihren Rücken. »Die
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