Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Körper schadete.
Spy auf seinem Rücken jammerte ein bisschen, weil es so schnell voranging, aber daran war Mario schon gewöhnt. Spy konnte einiges aushalten, und jetzt war es wichtig, dass sie so bald wie möglich die Nordsee erreichten. Mario war sehr gespannt, ob Irden recht hatte und sich Sheila wirklich auf der Insel Amrum befand. Hoffentlich irrte sich der Magier nicht!
Der Bus brachte Sheilas Klasse bis zum Hafen. Dort mussten die Fahrgäste aussteigen und ihr Gepäck in Empfang nehmen, denn nun ging es mit der Fähre weiter. Während der Busfahrer das Gepäck auslud, knipste Kristin wie wild mit ihrem Handy.
»Schnappschuss!«, rief sie und hielt Sheila das Bild unter die Nase, das sie eben gemacht hatte.
Sheila starrte auf das Display. Kristin hatte sie in einem ungünstigen Moment erwischt. Auf dem Foto hatte Sheila den Mund offen und die Augen halb geschlossen. Es sah aus, als leide sie an der Schlafkrankheit.
»Lösch das bitte gleich«, bat Sheila, aber Kristin lachte nur und rannte mit dem Handy zu ihren Freundinnen.
Sheila presste die Lippen zusammen. Das fing ja gut an! Jetzt würde Kristin das Foto bestimmt an sämtliche Bekannte simsen, und dann würden sich alle darüber lustig machen, wie doof Sheila auf dem Bild aussah. Vielleicht würden sie das Foto sogar ins Internet stellen, auf Ugly People oder eine ähnliche Seite …
Während der Überfahrt herrschte ein starker Wind, und es nieselte leicht, sodass die meisten auf der Fähre Schutz suchten.Sheila jedoch stand in ihrem gelben Regenumhang auf Deck und starrte aufs Meer. Ihre Brust tat weh vor lauter Sehnsucht. Könnte sie sich doch jetzt in einen Delfin verwandeln!
Die Fähre brachte sie nach Amrum. Am Hafen wurde das Gepäck der Klasse von einem blauen Transporter abgeholt. Die Jungen und Mädchen und die beiden Lehrer benutzten einen öffentlichen Bus, um zu ihrem Zielort zu gelangen. Von der Haltestelle aus war es nicht weit bis zu ihrer Unterkunft.
Das graue Gebäude, in dem die Klasse untergebracht war, sah nicht besonders einladend aus.
Der Transporter mit dem Gepäck war auch schon da und jeder schnappte sich seinen Koffer. Sheila folgte den anderen ins Haus. Dort begrüßte der Heimleiter seine neuen Gäste, erklärte ihnen die Örtlichkeiten und zeigte der Klasse dann, wo die Schlafräume waren.
Sheila landete mit Maya, Eva und Kerstin in einem Vierbettzimmer und ergatterte einen Platz am Fenster. Von dort aus konnte sie das Meer sehen. Wenigstens das. Es kam ihr vor wie ein Gruß von ihrem wirklichen Zuhause.
Die anderen drei Mädchen fingen an, ihre Sachen auszupacken und in die Schrankfächer zu räumen. Sheila dagegen hockte auf dem Bett und starrte unverwandt nach draußen.
Als Maya sie an der Schulter berührte, zuckte sie zusammen.
»Wir haben das linke Schrankfach für dich freigelassen«, sagte sie freundlich.
Sheila nickte stumm.
Maya machte noch einen zweiten Versuch. »Wenn du fertig bist, kannst du ja runterkommen. Wir sind im Aufenthaltsraum.«
Wieder nickte Sheila nur unmerklich.
Maya wartete kurz, dann zuckte sie mit den Schultern und verließ mit Eva und Kerstin das Zimmer. Sheila blieb allein zurück.
Kaum waren die anderen weg, tat es Sheila leid, dass sie so abweisend zu Maya gewesen war und ihre schlechte Laune an ihr ausgelassen hatte. Das hatte Maya nicht verdient. Sie war eines der nettesten Mädchen in der Klasse, und Sheila hatte noch nie erlebt, dass sie jemanden unfreundlich behandelt oder gemobbt hätte. Sheila legte ihren Kopf auf die zusammengefaltete Bettwäsche, die sich am Fußende des Bettes befand. Die anderen hatten ihre Betten schon überzogen. Sheila konnte sich nicht dazu aufraffen. Es war, als wäre ihre ganze Kraft in Hamburg geblieben, als wäre nur ihre äußere Hülle mit nach Amrum gekommen. Am liebsten wäre sie sofort wieder nach Hause gefahren. Mit Grauen dachte sie an die kommenden Tage. Wie sollte sie die nur überstehen?
Endlich stand sie auf, räumte lustlos ihre Klamotten in den Schrank und überzog ihr Bett. Dann ging sie in das kleine Badezimmer, in dem die anderen Mädchen schon ihre Sachen ausgebreitet hatten, benutzte die Toilette und warf anschließend einen kritischen Blick in den Spiegel.
Ein blasses, trauriges Gesicht blickte ihr entgegen. Ich kann mich nie mehr in einen Delfin verwandeln, schienen die großen Augen zu klagen. Dabei bin ich doch eine Meereswandlerin …
Sheila seufzte, griff nach der Bürste und kämmte ihre dunklen Haare.
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