Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
verliebten Pärchens …« Er holte tief Luft. »Ach, es ist so schwer zu beschreiben. Du müsstest es erleben, Sabrina. Dann könntest du Sheilas Wunsch vielleicht verstehen.«
Sabrina ließ sich auf die Eckbank in der Küche sinken. »Ich glaube, ich will sie gar nicht verstehen. Wenn sie sich für ein Leben als Delfin entscheidet, dann habe ich sie verloren. Meine Tochter. Mein einziges Kind. Ich kann ihr nicht folgen.« Sie schluckte. »Sie ist mein Ein und Alles, Gavino. Eine Zeit lang gab es nur uns beide, Sheila und mich. Ich bin vor Sorgen fast gestorben, wenn sie krank war. Nächtelang saß ich an ihrem Bett, hab ihr vorgelesen. Ihr Wadenwickel gemacht, um das Fieber zu senken.« Sie sah Gavino an. »Es gibt ein starkes Band zwischen ihr und mir, verstehst du das?«
Gavino nickte. »Aber trotzdem musst du sie eines Tages loslassen, Sabrina. Selbst wenn sie sich nicht für ein Leben als Delfin entscheidet. Früher oder später wird Sheila dich verlassen, um ein eigenes Leben zu führen. Vielleicht wird sie in einer anderen Stadt studieren. Vielleicht sogar ins Ausland gehen. Du kannst nicht immer bei ihr sein.«
»Ich weiß, dass es irgendwann so kommen wird. Aber jetzt noch nicht. Es ist einfach zu früh. Sheila ist noch nicht einmal vierzehn«, erwiderte Sabrina.
»Sie wird auch wiederkommen, Sabrina«, sagte Gavino. »Sie hängt doch an dir und liebt dich – selbst wenn dieser Jungewichtig für sie ist. Wir sollten uns wirklich nicht zu viele Sorgen machen. Das Leben meint es doch gut mit uns. Wir haben uns nach so langer Zeit wiedergefunden … Und jetzt haben wir auch noch diese wunderbare Reise gewonnen.«
Sabrina lachte unter Tränen. »Du hast recht, Schatz. Es wäre dumm, wenn wir sie nicht antreten würden. Von einer Kreuzfahrt habe ich schon lange geträumt, aber ich hatte nie das Geld dafür.«
»Na siehst du, und jetzt bekommen wir so eine Reise sogar umsonst«, meinte Gavino. »Wir sind eben Glückspilze.«
»Kennen wir uns?«, fragte Jean de la Fortune. Er nahm die Sonnenbrille ab, um den Mann vor ihm besser sehen zu können. Er hatte zwei Tage im Hotel verbracht und dort auf eine Nachricht gewartet. Endlich erhielt er die Information, dass er gegen Mittag an den Strand kommen sollte – in eine einsame Bucht mit schwarzen Felsen und vielen Steinen. Dorthin kamen normalerweise keine Badegäste. Jean sollte in der Bucht auf einen Mittelsmann warten.
Nach einer Dreiviertelstunde tauchte tatsächlich ein Mann auf. Er trug einen ordentlichen Bauch vor sich her und war etwas kurzatmig.
»Ricardo«, stellte sich der Ankömmling vor. »Wir sind uns noch nie begegnet, aber ich habe natürlich von Ihnen gehört. Sie waren einer der ganz wichtigen Männer, die für Zaidon gearbeitet haben.«
Jean nickte nachdenklich. »Wichtig, ja, das stimmt, das war ich.«
Noch immer war seine Erinnerung etwas verschwommen, wenn er an die Zeit mit Zaidon dachte. Er hasste es, wenn er sich bestimmte Details nicht ins Gedächtnis zurückrufen konnte. Er hatte dann immer das Gefühl, auf ein graues Loch zu stoßen.
»Was ist eigentlich mit Zaidon passiert? Wissen Sie Näheres? Den Wal gibt’s wohl nicht mehr, der ist ja eines Tages an Land geschwemmt worden, ziemlich zerstört. Ich erinnere mich noch an den Wirbel, den der Vorfall in der Presse hervorgerufen hat. Ein Wesen, halb Tier, halb Maschine …«
»Ein künstliches Weltensteingeschöpf«, sagte Ricardo.
»Ja, aber die Presse ahnt ja nichts von der Existenz des Weltensteins«, sagte Jean. »Sie hat fieberhaft nach einer Erklärung gesucht. Die wilden Spekulationen reichten vom Werk eines verrückten Wissenschaftlers bis hin zu Experimenten von Außerirdischen. Es hat lange gedauert, bis sich die Medien wieder beruhigt haben.«
»Ich weiß leider nichts Genaues über Zaidons Tod.« Ricardo hob bedauernd die Schultern. »Aber er ist ganz sicher tot. Denn ich habe den Auftrag erhalten, ihn ins Leben zurückzuholen, damit er seine Pläne verwirklichen kann.«
Jean de la Fortune machte schmale Augen. »Und? Ist es gelungen? Wo hält er sich jetzt auf?«
Ricardo schüttelte den Kopf. »Beim ersten Mal hat es nicht geklappt, und beim zweiten Mal … äh … ist auch etwas dazwischengekommen. Sie werden es gleich sehen.«
Unklare Antworten konnte Jean überhaupt nicht leiden. »Was ist dazwischengekommen?«, fragte er nach.
»Beim ersten Mal haben zwei Kinder meine Pläne durchkreuzt«, sagte Ricardo. Seine Stimme klang verärgert. »Es hätte
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