Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
deine Schmiedekünste, aber zu meinen Bedingungen.«
Der Schmied schnaubte erbost, holte das Eisen mit der Zange aus der Esse und bearbeitete es mit einem großen Hammer auf dem Amboss. Er ließ seinen Zorn nicht an dem Werkstück aus. Metall war dem Meisterschmied heilig, und er konnte es genauso wenig verschwenden, wie er einem kleinen Kind etwas zuleide tun konnte. Hätte er in seiner Schmiede etwas anderes getan, als Metall kunstvoll in Form zu bringen, wären seine Werkzeuge entweiht worden, und so zwang er sich, auch diese Klinge so gut zu schmieden, wie es in seiner Macht stand. Alles andere hätte seinen Namen und sein Ansehen entehrt.
Das Schwert nahm Formen an und die Kunstfertigkeit des Schmieds versetzte Calvyn in Staunen. Das Klopfen des
Hammers schuf einen Zauber ganz eigener Art, und Calvyn schaute gebannt zu, wie diese einzigartige Magie vor seinen Augen mit unendlichem Geschick gewirkt wurde. Alle Zeit wurde bedeutungslos, während Gerran arbeitete und mit dem Anspruch auf Vollkommenheit unermüdlich seinen Hammer schwang.
Als der Schmied schließlich die Klinge begutachtete und mit seiner Arbeit zufrieden war, wandte er sich ein letztes Mal dem Feuer zu und widmete sich dem kleinen Silberbarren. Innerhalb kürzester Zeit hatte er das Silber zu einem langen, gleichmäßigen Streifen gehämmert und griff dann mit seiner Zange nach der heißen Eisenklinge.
»Wofür auch immer du beten möchtest, du kannst gleich um ein Wunder bitten, denn das hier wird eine ganz schöne Schweinerei«, brummte Gerran.
Mit einem letzten prüfenden Blick auf das rot glühende Eisenschwert legte der Meisterschmied das Werkstück auf den Amboss und hielt zögernd, aber sorgsam den Streifen Silber an den Rand der Klinge.
Das zischende Geräusch, mit dem das Silber auf das glühende Eisen traf, riss Calvyn aus seiner tranceartigen Bewunderung für die Arbeit des Schmieds. Er trat vor, nahm eine betende Haltung ein, beugte sich über das Schwert, schloss die Augen und sprach seinen Zauber. Er stellte sich vor, wie die Runen in das Silber einsanken, und sah im Geiste, wie der Edelmetallstreifen von dem Eisen aufgesaugt wurde wie Wasser von einem Schwamm. Gerran stockte der Atem. Calvyn beachtete ihn nicht. Die endlose Runenreihe in Calvyns Kopf verschmolz mit dem Schwert, wurde eingesogen wie das Silber. Genauso konzentriert wie kurz zuvor der Schmied arbeitete sich Calvyn gleichmäßig und fehlerlos durch seinen Zauberspruch. Als die letzte Rune vor seinem inneren Auge in die Schwertklinge
sank, öffnete Calvyn die Augen und bedeutete dem Schmied, dass er nun das Schwert vollenden könne.
Beinahe ehrfurchtsvoll nahm Gerran die Klinge mit seiner Zange auf und untersuchte eingehend ihre Oberfläche. Auf einige Stellen schlug er nochmals mit seinem Hammer, dann war der Meisterschmied zufrieden und löschte das eben geschmiedete Schwert in einem Trog mit reinem Quellwasser ab. Dann ein weiterer prüfender Blick. Und erneute Konzentration und Sammlung der Kräfte, als Gerran begann, die Schwertklinge zu schärfen.
Der Gefreite und der Schmied wechselten kein einziges Wort, bis Gerran befand, dass das Schwert so perfekt war, wie er es in seiner Macht stand.
»Ein edles Schwert, junger Soldat. Möge es für Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit kämpfen«, sagte Gerran und hob die Waffe zu einem rituellen Salut.
»Und möge es dem Namen seines Schmieds Ehre bringen«, antwortete Calvyn, wie die Tradition es verlangte.
»Beeindruckend! Ich habe noch nie gesehen, dass sich Silber auf diese Art auflöst. Entschuldige, dass ich dir nicht getraut habe, Calvyn, aber so etwas habe ich in all den Jahren meiner Arbeit nicht erlebt. Woher kam dieses Silber noch mal, sagst du?«
»Tief aus dem Großen Wald im Westen.«
»Glaubst du, du könntest noch mehr davon besorgen? Ich hätte gern etwas davon, wenn auch nur, um zu sehen, wie es in das Eisen einsickert! Einzigartig!«
»Soweit ich weiß, verkaufen die Waldbewohner ihr Silber nicht an Fremde. Ich weiß nicht einmal, wie mein Vater an den kleinen Barren gelangt ist, den er mir gegeben hat«, log Calvyn aalglatt.
»Schade. Das Silber verändert die Oberfläche des Schwerts. Es erhält einen leichten Schimmer. Nur schade,
dass an dieser Stelle Linien entstanden sind. Ich hoffe, sie schwächen die Klinge nicht.«
Calvyn besah sich die Stelle, auf die der Schmied deutete, und seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Glücklicherweise war der Meister zu versunken in sein Werk,
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