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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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sie sich in einem ganz und gar überraschenden Moment.
    Seit seiner Rückkehr in die Burg, war Calvyn für leichte Dienste eingeteilt worden, damit seine Wunde heilen konnte. Die vergangenen drei Tage hatte er hauptsächlich damit verbracht, stumpfsinnig oben auf den Burgmauern Wache zu schieben. So war er mit Kameraden aus verschiedenen Trupps zusammengetroffen, unter anderem auch aus seiner Ausbildungseinheit. Nach einem besonders langweiligen Wachdienst waren Tondi und ein mit ihr eingeteilter Soldat heranmarschiert, um Calvyn und den zweiten Posten abzulösen. Tondi sah besorgt aus.
    »Calvyn, ich habe gehört, du bist auf der Patrouille verletzt worden. Ist es schlimm?«
    Calvyn lächelte beschwichtigend.
    »Nein. Es hätte durchaus schlimmer kommen können. Auf dem Markt hat mir ein altes Weib ihren Dolch in die Schulter gerammt. Könnte glatt eine gute Heldengeschichte abgeben!«, scherzte er und klopfte leicht auf seine Schulter.
    »Trotzdem. Es tut doch bestimmt weh«, beharrte Tondi.

    »Oh ja. Ohne Schmerzen läuft so eine Stichverletzung nicht ab, egal wem man sie zu verdanken hat..«
    »Dann bete ich zu Tarmin und Ishell, dass sie dir Heilung schenken und deine Schmerzen lindern mögen.«
    Calvyn war bisher kaum Menschen begegnet, die ernsthaft an Götter glaubten, und reagierte ein wenig fassungslos auf Tonis Erklärung. Aber er dankte ihr schon im Voraus für ihre Gebete und dachte während des gesamten Rückwegs zu seiner neuen Unterkunft über ihren Dienst an ihren Gottheiten nach.
    Erst später, als er meditierte, fiel Calvyn auf, dass Tondi ihm soeben die perfekte Ausrede geliefert hatte, um seinen Zauber im Beisein von Gerran zu wirken, ohne den Schmied irgendwie ablenken zu müssen. Er würde ihm einfach sagen, dass er das Schwert einer Gottheit weihen wolle, von der Gerran noch nie gehört hatte. Er würde ihm den Zauberspruch als ein Gebet in der alten Sprache der Holzfäller verkaufen. Der Schmied würde die Lüge nie durchschauen und ihn seine Zauberformel ohne Unterbrechung aufsagen lassen. Calvyn geriet in eine solche Hochstimmung über diese Lösung, dass er ernsthaft versucht war, zu Tondi zu laufen und sie fest an sich zu drücken. Dann aber brachte er seine Gedanken zurück in die ruhige Ordnung seiner allabendlichen Meditationen und sandte stattdessen zwei kurze Dankgebete an die beiden Gottheiten seiner Freundin.
    Mit diesem Tag, so hoffte Calvyn inbrünstig, war also das letzte Hindernis genommen, das zwischen ihm und seinem magischen Schwert gestanden hatte. Es war nicht leicht gewesen, Gerran dazu zu bewegen, seinen Auftrag entgegenzunehmen, und Calvyn freute sich, dass er nicht lockergelassen hatte. Ja, das Schwert würde einen Großteil seines Geldes verschlingen, und die ganze Idee könnte
katastrophal scheitern, aber irgendwie wusste Calvyn, dass das Ergebnis die Kosten und die Mühen mehr als wettmachen würde.
    Mit dem Schlafen hatte er in dieser Nacht arge Schwierigkeiten und Calvyn lag noch lange wach und hörte das Schnarchen und Seufzen seiner Stubengenossen. Als die Müdigkeit schließlich sein arbeitendes Hirn und seine gespannte Erwartung überlistete, träumte Calvyn abwechselnd von Niederlage und Triumph.
    Mit dem Morgenkonzert der Vögel erwachte ein übernächtigter, aber geistig hellwacher junger Mann. Calvyn stand auf und zog sich leise an, um seine Kameraden nicht zu wecken. Er holte den Silberbarren aus seinem Spind, schlich lautlos aus dem Schlafraum und trat in die kühle Luft des frühen Morgens.
    Es war noch nicht ganz hell, als Calvyn am Exerzierplatz vorbeilief und die Stufen zur Südmauer emporstieg. Er betrachtete die grüne Landschaft, die Baron Keevans Burg umgab, und sog die frische Luft in tiefen Zügen ein. Nur ein leichter Rauchgeruch von den Feuerstellen, mit denen ein Teil der Unterkünfte in der Burg geheizt wurden, stahl sich in die klare, süßlich duftende Luft. Vielleicht kam diese Frische durch die Nähe der Berge, dachte Calvyn und schaute gen Norden zu den violett schimmernden Gipfeln.
    »Perdimonn«, murmelte Calvyn vor sich hin, »wäret Ihr jetzt hier, würdet Ihr wahrscheinlich denken, dass ich halb verrückt bin. Vielleicht bin ich das auch, aber ich muss es einfach wagen oder ich werde mein ganzes Leben damit verbringen, über dieses ›Was wäre gewesen, wenn‹ nachzugrübeln, von dem Ihr mich so gerne abbringen wolltet.«
    Calvyn lachte laut auf. »Ich werde langsam wahnsinnig«, dachte er und schüttelte den Kopf. »Ich spreche

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