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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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schloss die Augen und wünschte sich von ganzem Herzen, er könnte auch die Ohren verschließen.
    »Neunundvierzig … fünfzig.«
    Nun war der letzte Schlag der Rute zu hören, und Calvyn, der die Augen immer noch fest geschlossen hielt, durchfuhr ein stiller Seufzer der Erleichterung.
    »Trupp … wegtreten!«
    Mit der halben Kehrtwendung nach rechts öffnete Calvyn die Augen und fühlte sich seltsam getröstet, als er erkannte, dass viele seiner Kameraden bleich wie Pergament waren. Calvyn war unfähig, auch nur einen kurzen Blick auf die bedauernswerte Gestalt zu werfen, die von dem Pfahl gebunden und zur Schmiede geschleift wurde. Er wandte sich ab und lief geradewegs zum Eingang der Unterkunft. Er hielt nicht einmal an, um die Tür hinter sich zu schließen, ging zu seinem Bett und setzte sich. Ihm war übel.
    Er hörte Schritte. Also war er nicht der Einzige, der gleich zurückgekehrt war. Jenna setzte sich neben ihn auf das Bett und legte voller Mitgefühl die Hand auf seine Schulter.
    »Grauenhaft, oder?«, seufzte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Calvyn, die Ellbogen auf die Knie gestemmt und das Gesicht in den Händen
vergraben. »Das Schlimmste war, dass ich bei jedem Rutenschlag denken musste, dass beinahe ich dort an dem Pfahl gestanden hätte. Ich habe jeden Hieb gespürt … und weißt du, was mich davor bewahrt hat? Weißt du das?«
    Calvyn hielt inne und sah zu Jenna auf. Tränen strömten ihm über die Wangen. Ihre sanften braunen Augen blickten ihn ernst an, dann schüttelte sie kaum wahrnehmbar den Kopf.
    »Bek und seine Familie«, sagte er, und seine Stimme erstickte in einem Schluchzen. »Hätte Garth es nur auf mich abgesehen, hätte er bestimmt erreicht, was er wollte. Niemand hätte mir geglaubt. Aber Bek! Niemand hielt für möglich, dass Bek so etwas tun könnte! Sein Vater ist Hauptmann, wusstest du das? Verdammt, Jenna! Was tue ich hier überhaupt? Was hab ich getan, dass man mir eine solche Falle stellt? Muss ich mich jetzt die ganze Zeit vor rachsüchtigen kleinen Fieslingen wie Garth in Acht nehmen?«
    »He! Beruhige dich, Calvyn«, beschwichtigte ihn Jenna. »Jetzt kommen wir mal zurück zu den Tatsachen, ja? Auch wenn dir niemand geglaubt hätte, wäre Garth doch aufgeflogen. Vergiss nicht, dass einer seiner Kameraden ihn gemeldet hat. Dieser Kerl ist ein Narr. Und niemand von uns hat auch nur eine Sekunde geglaubt, dass ihr schuldig seid. Sogar Derra hat euch sofort verteidigt, dich auch, wenn du dich vielleicht erinnern magst. Was du hier tust, fragst du? Du wirst gerade zu einem ausgezeichneten Soldaten, also reiß dich zusammen, Truppführer! Ja, Bek hat es mir erzählt. Du bist ein guter Mensch, Calvyn, und du wirst einen verteufelt guten Truppführer abgeben. In vielerlei Hinsicht warst du schon vom ersten Tag an unser Anführer, aber es ist schön, dass du es nun auch offiziell sein wirst.«
    Calvyn legte die Hand auf Jennas, die immer noch auf
seiner Schulter ruhte. Er brachte ein dankbares Lächeln zustande.
    »Danke, Jenna.«
    »Immer gern, mein Freund. Und wenn noch so ein Idiot versuchen sollte, dich dranzukriegen, dann kannst du deine letzte Kupfermünze drauf verwetten, dass Trupp zwei nicht eher ruht, bis deine Ehre wiederhergestellt ist.«
    »Wirklich edel«, erwiderte er und zog in gespieltem Spott eine Augenbraue hoch.
    »Ich mein das ernst, du Schwachkopf«, erwiderte Jenna und boxte ihn zärtlich in die Seite.
    »Und ich weiß das sehr zu schätzen. Ehrlich. Danke. Mir geht es schon viel besser, aber ich weiß nicht, ob mir jetzt noch nach Mittagessen ist.«
    »Ruft einen Arzt!«, rief Jenna halblaut. »Calvyn verweigert das Essen. Es muss was Schlimmes sein!«
    Beide lachten.

    Die meiste Zeit der Woche hatte es pausenlos geregnet und der bedeckte graue Himmel verhieß keine Besserung. Sämtliche Rekruten waren vor der Burg versammelt und bereiteten sich auf einen Wettkampf im Hindernislauf vor. Wasser ergoss sich in Sturzbächen vom Himmel, während die Mannschaften ein letztes Mal die Köpfe zusammensteckten und ihre Taktik besprachen.
    »Also, Leute, wir haben das ja schon mindestens hundert Mal durchgekaut. Jetzt zeigen wir den anderen Trupps, wie man richtig zusammenhält. Gibt es noch Fragen? Nein? Gut. Ein Letztes noch: Passt auf! Der Boden ist schlammig, also lasst es bei den Hindernissen langsam angehen. Heldenmutige Sprünge führen nur zu Verletzungen, die uns
zurückwerfen. Denkt dran: Wir bewegen uns geschmeidig,

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