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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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verhelfen wollen? Immerhin war Selkor auch Shandeser. Es passte alles zusammen: Durch den Sieg über Demarr hatte Calvyn verhindert, dass Thrandor von der Streitmacht der Nomaden überrannt wurde, und die Nomaden zu besiegen, hätte den shandesischen Legionen mit Sicherheit größere Schwierigkeiten bereitet.
Calvyn hatte im Grunde also die Invasion aus dem Norden erst möglich gemacht.
    Für Bek stand fest: Der Mann, den er einst für seinen besten Freund gehalten hatte, sollte für Jez’ Tod in der Arena teuer bezahlen.
    Eloise ließ Fesha eintreten und verriegelte die Tür hinter ihm. Der drahtige kleine Mann, dem ständig der Schalk im Nacken zu sitzen schien, hatte sie gut mit Nahrung, Medizin und Neuigkeiten versorgt, seit sie nach dem Kampf zwischen Bek und Serrius in der Kammer Zuflucht gesucht hatten. Auch die Leiche des Wachmanns, den er an jenem Tag hatte töten müssen, war er irgendwie losgeworden. Dem Strahlen in Feshas Augen entnahm Bek, dass er gute Nachrichten brachte.
    Fesha warf den Umhang ab. »Gut, dich wieder aufrecht sitzen zu sehen, Korporal.«
    »Komm zur Sache, Fesha«, knurrte Derra. »Was gibt es?«
    »Chaos«, erwiderte Fesha schlicht, von einem Ohr zum anderen grinsend. »Das reinste Chaos.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Eloise misstrauisch. »Suchen die etwa wieder nach uns?«
    »Nein, nein!«, lachte Fesha. »Weit entfernt davon. Ich glaube, die Gefahr ist gebannt. Die Stadtwächter haben alle Hände voll zu tun.«
    »Was hast du angestellt?«, knurrte Derra ihn an.
    »Ich? Nichts!«, antwortete Fesha und sah unschuldig drein. »Aber von den Shandesern kann man das nicht gerade behaupten.«
    »Nun spuck’s schon aus«, wurde Derra ungeduldig.
    »Überall in der Stadt gehen die Menschen auf die Straße. Die Nachricht von der Niederlage der Shandeser bei Kortag hat sich wohl endlich im Volk herumgesprochen. Die Leute sind, um es vorsichtig auszudrücken, nicht besonders zufrieden
mit ihrem Kaiser. Eine bessere Gelegenheit, hier zu verschwinden, konnten wir uns gar nicht wünschen, Sergeant. Sogar das Wetter ist auf unserer Seite. Ich weiß nicht, ob ihr in der letzten halben Stunde aus dem Fenster gesehen habt, aber da draußen hat sich eine richtige Nebelsuppe zusammengebraut. Wenn uns niemand aufhält, müssten wir es noch vor Einbruch der Nacht bis hinter die Stadtgrenze schaffen.«
    Derra überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Bis wir Pferde und Ausrüstung hier haben, würde es nicht mehr lange genug hell sein, um weit genug von der Stadt wegzukommen, damit wir in Sicherheit sind. Ich gebe dir recht, die Gelegenheit ist günstig. Aber wenn die Unruhen anhalten, haben wir später auch noch Gelegenheit, uns aus dem Staub zu machen.«
    Fesha grinste und zwinkerte Eloise verschmitzt zu. »Sergeantin, ich bin eben ein richtiger Mitdenker. Ich habe Pferde und Ausrüstung schon mitgebracht. Alles befindet sich in der Gasse gegenüber.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt, Fesha?«, knurrte Derra, deren Augen sich gefährlich verengten. »Lasst uns aufhören zu quasseln und sofort aufbrechen.«
    »Hab ich doch gesagt«, flüsterte Fesha Eloise zu.
    »Das habe ich gehört, Gefreiter«, schimpfte Derra. »Fordere dein Glück nicht heraus!«
    »Wie wäre es mit einem ›Danke, Fesha, gut gemacht‹?«, grummelte der Gefreite vor sich hin, während er Bek gemeinsam mit Eloise vorsichtig auf die Füße half. Bek hörte seine Bemerkung und musste grinsen. Fesha musste noch einiges lernen, wenn er von Derra gelobt werden wollte. Sergeantin Derra nahm die guten Leistungen anderer durchaus zur Kenntnis, lobte jedoch selten. Wenn etwas schiefging oder gar nicht erledigt wurde, war der Verantwortliche
allerdings nicht zu beneiden. Fesha ging der Sergeantin mit seinen Späßen und seiner überheblichen Art zwar zuweilen auf die Nerven, doch Bek kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich davon nicht beeinflussen ließ. Immerhin war er ein tüchtiger Gefreiter – manchmal etwas nervig und eingebildet, aber sehr tüchtig.
    Bek war mehr als glücklich darüber, aus dieser Kammer zu kommen, denn sie erinnerte ihn nur an seine Schmerzen. Kahle weiße Wände, ein Bett, ein Stuhl, ein Holzsessel und ein winzig kleiner Holztisch, mehr gab es nicht. Die Holzfensterläden hielten sie immer geschlossen. Während Bek das Bett hütete, schliefen die zwei, die nicht zur Nachtwache eingeteilt waren, auf dem alten, ausgetretenen Holzfußboden. Wer Wache schob, saß neben

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