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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich meinen Schwur gebrochen hätte. Ich habe Jez mein Wort gegeben. Tarmin steh mir bei, ich habe mein Wort gehalten, und ich werde zu Ende führen, was ich begonnen habe.
    Eloise vernahm nur ein Stöhnen, das sie deuten mochte, wie sie wollte. Wie sollte er ihr auch erklären, was er vorhatte? Calvyn hatte ihnen schließlich vorgegaukelt, dass er auf ihrer Seite sei.
    Derra und Fesha kamen wieder die Treppe hoch, und in Derras Blick lag ein Mitgefühl, das er an ihr noch nie bemerkt hatte. »Dann bringen wir dich mal nach draußen und setzen dich aufs Pferd«, erklärte sie forsch. »Zum Glück haben wir durch das Wetter einen guten Grund, unsere Kapuzen aufzusetzen. Hoffentlich erkennt dich niemand. Am besten setzt sich jemand mit dir aufs Pferd, bis du etwas kräftiger bist.«
    »Ich kann das übernehmen«, erbot sich Eloise, und Beks Herz machte bei dem Gedanken, dass Eloise ihn festhielt – oder er sich an ihr -, einen Freudensprung.
    »Nein«, entschied Derra, »Fesha ist leichter. Es ist besser, wenn Bek mit ihm reitet.«
    Bek spürte schon Ärger in sich aufsteigen, bevor ihm seine Vernunft sagte, dass Derra wie gewohnt praktisch entschied. Er durfte sich von seiner wachsenden Verliebtheit nicht blenden lassen. Trotzdem dachte er bei sich, dass Fesha bestimmt nicht viel weniger wiegen konnte als Eloise.
    Derra und Eloise halfen Bek die Treppe hinunter, die eine von vorn, die andere von hinten, während Fesha nach draußen verschwand, um die Pferde zu holen. Bek kam nur langsam voran, Stufe für Stufe, doch als er unten angekommen war, spürte er nicht weniger, sondern mehr Kraft in
den Beinen. Den steifen Gelenken und den geschwächten Muskeln tat die Bewegung wohl gut und auch sein Blutkreislauf kam in Schwung.
    Aufs Pferd zu gelangen, war eine schmerzhafte Angelegenheit, obwohl Derra ihm Schwung gab. Bek blieb vor Schmerz die Luft weg, als die schnelle Bewegung an seiner Wunde zerrte, und es überraschte ihn nicht zu spüren, wie frisches Blut in den Verband sickerte. Bek hielt sich locker an Feshas Waffenrock fest, während er sich zurechtsetzte, zog sich die Kapuze über den Kopf und wartete, bis Derra und Eloise die letzten Habseligkeiten in die Satteltaschen gepackt und diese auf das Ersatzpferd geschnallt hatten.
    Als es losging, versuchte Bek, mit den Bewegungen des Pferdes mitzugehen, damit seine Wunde nicht noch weiter aufriss. Das war zuerst gar nicht so einfach, doch nach und nach fand Bek in einen Rhythmus, der ihm kaum noch Schmerzen bereitete.
    Fesha und Bek ritten neben Derra. Eloise folgte mit dem Packpferd. Es war, als würde das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster vom dicken Nebel gedämpft. Bek hatte keine Vorstellung, wie groß die Stadt war, denn er war nie aus der Arena herausgekommen. Doch Fesha führte sie zielstrebig durch die dunklen Gassen. Er schien den Weg zu kennen.
    Plötzlich rief vor ihnen im Nebel eine Stimme fast genau die Worte, die Bek am meisten gefürchtet hatte.
    »Halt! Wer seid ihr und wohin des Wegs?«
    Zwei uniformierte Gestalten tauchten geistergleich aus dem Dunst auf. Es waren Stadtwächter, die zu Fuß ihre Runde machten und die sie zu Pferde genauso zu fürchten schienen wie Bek ihre Uniformen.
    »Wir sind fremd hier, Sir. Wir haben Verwandte besucht, aber die Stadt ist nicht so, wie wir erwartet hatten. Hier
rennen so viele Menschen wie wild geworden durch die Straßen, da glauben wir, dass wir in unserem Dorf sicherer sind. Wir haben unseren Besuch deshalb vorzeitig beendet.« Fesha imitierte den Dialekt der ländlichen Gegenden Südshandars.
    »Gut, dann setzt eure Reise fort«, erwiderte der Stadtwächter mit einem spöttischen Lächeln. Er hielt sie wohl für feige. Als sie gerade losreiten wollten, stoppte er sie jedoch erneut und Bek dachte, das Spiel sei nun endgültig vorbei. »Sagt mir, ihr guten Landbewohner, warum teilt ihr euch ein Pferd, wenn ihr doch ein Ersatzpferd habt? Kann etwa einer von euch nicht reiten?«, fragte er misstrauisch.
    »Ach, das liegt daran, dass die Stute da lahmt«, erwiderte Fesha leichthin. »Hinten rechts, um genau zu sein, wahrscheinlich ist es die Sehne. Wir haben sie deshalb heute nur leicht bepackt, damit sie sich erholen kann.«
    Bek hielt den Atem an. Fesha pokerte hoch, er setzte darauf, dass die Stadtwächter nichts von Pferden verstanden. Und tatsächlich gaben sie sich mit der Erklärung zufrieden und winkten sie weiter. Bek konnte sich über Fesha nur wundern.

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